Musik

Clowns

Welches mir besser gefällt, kann ich gar nicht sagen – aber es gibt noch viel mehr Versionen dieses Liedes. Wir brauchen die Clowns – wir sind alle welche!

Setzen wir nicht alle von Zeit zu Zeit uns die rote Nase ins Gesicht? Und hoffen damit, dass uns niemand erkennt?

… und die großartige Zarah Leander:

 

Behinderung, Junioren

Ausatmen – einatmen

…oder ist es umgekehrt? Erst einatmen und dann ausatmen? Momentan scheint mir das wirklich alles egal zu sein, Hauptsache atmen – irgendwie. Leben, eben!

„Es reicht. Jetzt reichts.“ Das soll ich mir sagen, sagt meine Psychologin. Zuerst soll ich es mir sagen. Zuallererst mir. „Denn Sie machen schon genug! Sie müssen nicht immer mit Volldampf fahren, müssen nicht immer 150% geben, 90% reichen auch!“ Ich glaube es nicht! Kann es nicht glauben – aber ich muss, sonst ist es irgendwann einmal vorbei mit dem Überlegen ein- oder auszuatmen!

Die Junioren sind in die Werkstatt gefahren. Beide! Auch Carsten und er geht gerne, er freut sich auf die Kumpel und seine Arbeitskolleggen. Ja, er freut sich auf die Arbeit – nur aufs Essen dort freut er sich nicht. Er muss dann essen, wenn alle essen und meistens essen alle anderen sehr viel schneller, als er und dann hat er schon keinen Appetit mehr. Wenn dann auch noch Druck von den Betreuern kommt und insistiert wird: „Carsten trink, Carsten iss!“, dann hat er keine Lust. Am besten wäre es, dass er griffbereit kleine Snacks stehen hätte und die er nach seinem Gusto essen könnte, wann er mag und kann. Da sind allerdings die anderen behinderten Mitarbeiter im Weg. Sie essen ihm das Essen weg! Sie sind behindert, sie nehmen, was sie kriegen können. Manche sind eh schon zu dick und sind auf Diät. Da sind kleine Snacks, die griffbereit stehen, ein willkommenes Futter – im wahrsten Sinne des Wortes!  … und Carsten ist manchmal sogar froh, dass das ungeliebte Essen verschwunden ist!

Einatmen – ausatmen. Zuhause ist es nicht anders. Wiebke isst Carsten – damit er nicht essen muss – die Banane auf. Nur, ich habe es unter Kontrolle, kann einen bzw. zwei Menschen beobachten und gegebenenfalls einschreiten. In der Werkstatt, im Förder- und Betreuungsbereich ist das nicht möglich. Außerdem sind Menschen, die ständig Hunger haben sehr erfinderisch, wenn es um Essenbeschaffung geht. Bonbons und Kekse sind schon lange nicht mehr in den Rucksäcken der Junioren. Allenfalls das Einwickelpapier bleibt drin.

Mir scheint, es gibt gerade einhundertdreiunddrölfzigtausend Baustellen. Nicht nur die, auf der keine hundert Meter von uns ein großes Lebensmittelgeschäft gebaut wird. Oder die, wo die elektrischen Oberleitungen vor unserer Haustür unter die Erde gelegt werden. Oder die, wo am Eck der Straße – hundert Meter in die andere Richtung – ein Winzer ein Restaurant mit Pension baut. Nein, auch auf dem Grundstück ums Haus herum ist alles aufgerissen. Ich weiß noch nicht, wie die Rollstühle da vorbei kommen können? Es muss ein Mäuerchen (!) und Natursteinstelen gesetzt werden. Dafür müssen aber die alten Palisaden raus, und diese sind einbetoniert! Unsere Terrasse werden wir für die nächsten drei Wochen wohl nicht nutzen können! Einatmen – ausatmen. Alles gut! Mein schöner Garten war einmal. Wildfremde Kerle trampeln durch mein Heim und wollen aufs Klo – und das mir, die sich eigentlich gerne zurückzieht und nun keinen Ort dazu mehr hat.

Es ist Sommer und alles wird gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

aufwachen

Ich bin lange vor dem Weckerläuten wach – und bin prompt wieder eingeschlafen, als ich rekapitulierte, dass es erst kurz nach vier war! Unruhig war die Nacht, sehr unruhig. Geregnet hat es nicht und von draußen kam sie auch nicht – diese Unruhe. Was mache ich mit dem Kerle? Wie stelle ich es an, dass er besser essen kann? Er will ja, er kann nur nicht! Alle sind mit ihrem Latein am Ende. Wir brauchen entweder ein Wunder oder ein Wundermittel! Sogar das Bett war nicht richtig nass – zu wenig Flüssigkeit hat Carsten gestern auch getrunken. Ich gäb‘ was drum, könnte ich eine Lösung herbeizaubern.

Wiebkes Bauchweh hat sich zum Glück aufgelöst. Sie leidet mit und ihre körperliche Anspannung/ihre Verkrampftheit ist nicht gut. Sie sitzt viel zu lange auf dem Rollstuhl, dann tut ihr ihre Hüfte weh, dann rutscht sie von einer Pobacke auf die andere und verdreht ihre ohnehin krumme Wirbelsäule. 2mal Physiotherapie in der Woche – mehr geht nicht. Mehr wäre auch Quälerei, die Junioren sollen nicht nur therapiert werden.

Vesper für die Werkstatt richten gestaltet sich auch für Wiebke nicht leicht. Das mag sie nicht und jenes auch nicht, das kann sie nicht beißen und Bananenmilch ist was für Babies! Da die Betreuer auch im Förder- und Betreuungsbereich permanent unterbesetzt sind, findet sich niemand, der das Brot kleinschneiden kann oder will! ‚Hackelünze‘ mag ich meinem Töchting aber nicht mitschicken. Denn, wenn ich das Brot hier zu Hause schon in mundgerechte Stücke schneide, sieht es in der Box aus, wie schon mal gegessen und wer mag so etwas essen?

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Kaffee ist kalt! Kalter Kaffee macht schön. Schön will ich sein, wenn es bald zum großen Familienfest geht und schön möchte ich sein, wenn wir auf das Treffen der besonderen Kinder fahren. Also her mit dem kalten Kaffee – ich habe Nachholbedarf!