Kuddelmuddel

Strandgut

Benjamin Myers Strandgut liegt hier schon seit Tagen. Heute hat uns mal wieder jemand versetzt, die Junioren sind (fast) zufrieden. Das Töchting meint nur, dass ich nichts tippen/schreiben soll, weil sie das nervt. 

So versuche ich zu lesen, mich auf das Buch zu konzentrieren. Gar nicht so einfach. Mama, so der Kerle, da ist ein Baufahrzeug. Reißen sie die Straße auf? In der Ortsmitte wird der Kreisel, samt Kanalisation erneuert. Wenn es nach meinem Sohn ginge, stünden wir dort stundenlang. So quatscht er mir halt auf der Terrasse ein Ohr ab. 
Meine Tochter rollt von einer Seite des Tisches auf die andere und zurück – jedesmal mit ihrem ganzen Equipment (2Trinkflaschen, ein Süßigkeitenschälchen, 3Schlümpfe und Tablet mit dazugehörigen Tablett). 

Ich könnte mich aufs Buch einlassen, wenn ich mir Ohrstöpsel gönnen würde.

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18:09 Uhr – Der Roman liest sich flott, ein Myers eben. Ich mag gestrandete Menschen und deren Beschreibung. Unaufgeregt mit klarer Sprache, was aber auch am Übersetzer liegt, erzählt er nonchalant eine Geschichte. Ich bin ja noch nicht weit, hoffe aber, dass ich weiterlesen kann.  

Bücher, Gedanken

jedes Buch

Ich habe nichts zu lesen! In jedem Zimmer was, auch auf dem Klo und im Badezimmer. Nichts zu lesen! Regale voll. Nichts zu lesen. Entweder schon ein paarmal gelesen, oder noch nie. Angefangen und nach fünfzehn Seiten in die Ecke gepfeffert, fast zu Ende geschafft und dann kurz vor knapp doch aufgehört und den Faden verloren. Ich habe nichts zu lesen. Es ist langweilig. Der charmante Liebhaber nervt mit seinem ewigen Verständnis. Die arrogante Mörderin (warum habe ich überhaupt einen Krimi hier liegen?), also die Frau, die als mutmaßliche Täterin gilt, ist dermaßen abgehoben und verquer in Szene gesetzt. Das regt mich nur auf. Juniorenbücher mag ich nicht (vor)lesen. Klassiker kenne ich. Liebesromane auch, oder doch nicht? 

Jedes Buch ist gut – aber nicht immer für jeden und manchmal gibt’s Bücher in Massen und doch keins…

Bücher

Tijan Sila

Radio Sarajewo

Zwischen Gequatsche der Junioren und Essen machen und zuhören, die Junioren in der Badewanne bewachen, sie abtrocknen et. pp. habe ich heute nichts anderes gemacht, als gelesen. Tijan Sila, der diesjährige Bachmannpreis-Gewinner, ich habe das Buch: Radio Sarajewo verschlungen. Es ist in einer vermeintlich einfachen Sprache geschrieben, leicht zu lesen und dennoch schwer zu verkraften. Eine Kriegsgeschichte. Eine Familiengeschichte. Eine Geschichte eines Jungen. Manchmal stockte mir der Atem, um danach atemlos weiter zu lesen. Wie ein Zwang. Immer weiter. Ich, die noch nie einen toten Menschen gesehen hat, war fasziniert von der Schilderung des Jugoslawienkriegs. Wütend habe ich gelesen – bis zur letzten Seite gefangen von den schönen, brutalen Sätzen.