Behinderung, Junioren

Aufbruch und Suche

Mir ist heute Morgen etwas klar geworden. Ich will nicht mehr sitzen und warten, möchte mich nicht mehr abhängig von Menschen machen, die uns hemmen. Von Menschen, die übers Wetter reden und immer etwas finden warum man dies oder jenes nicht machen kann. Ich mag nicht mehr, wenn mir jemand Vorschriften machen möchte und mir dann auch noch seine/ihre Geschichte vornörgelt. Das Leben ist viel zu kurz, um Bauchschmerzenkompromisse zu machen. Wir – da nehme ich sehr bewusst meine Junioren mit ins Boot -wir wollen leben. Jetzt!

Deswegen suche ich Menschen, die Zeit haben, flexibel sind und keine Angst vorm kotzenden Kerle haben. Ich suche Menschen, die zupacken können nicht zimperlich sind – wir wollen wieder auf Konzerte gehen und nicht nur eineinhalb Stunden in der Umgebung spazieren! Ich möchte mit dem Kerle und dem Töchting unter Leute, auch mal in ein Kirchenkonzert oder ins Puppentheater. Wir haben nicht viel Geld, aber daran soll’s nicht scheitern. Vielleicht findet sich ja jemand, der/die mutig und fantasievoll genug ist, das Abenteuer auch mit wenig anzugehen.

Behinderung

schwimmen gehen

Nur lebende Fische schwimmen gegen den Strom!

Wie es ist mit zwei Rollstuhlfahrer*innen schwimmen zu gehen, das möchte ich kurz erzählen. Denn es ist nicht einfach damit getan, dass wir in ein Schwimmbad gehen, oder gar an einen See, uns ausziehen und losschwimmen – nein, im Vorfeld ist einiges zu bedenken.

Ist das Wasser warm genug? Gibt es Beschränkungen in der Badezeit? Sind die Umkleidekabinen einigermaßen groß? Groß genug sind sie selten und oft genug fehlt ein Wickeltisch und ein Klo in ganz naher Umgebung. Wieviel Platz ist am Beckenrand? Gibt es einen Lifter? etc. pp.

Aber schon Daheim muss ich, auch wenn ich eine Helferin dabei habe, viel bedenken. Ich muss darauf achten, dass der Kerle und das Töchting Kleidung anhaben, die leicht auszuziehen ist. Ich muss eine wasserdichte Unterlage einpacken, weil sonst der Sitz des Rollstuhls nass wird und das ist nach dem anziehen sehr unangenehm – im nassen sitzen mag niemand gerne. Ich packe einen Koffer. Für drei Menschen. Mit Ersatzwäsche, Badeanzügen, Handtüchern – so groß, dass ich die Junioren darin einwickeln kann. Ich bereite die Beiden vor, denn nicht immer wollen sie an ausgerechnet dem Tag schwimmen gehen, an dem ich eine Helferin habe. Manchmal ist es so, dass die Hilfe nur im Wasser darauf aufpasst, dass nichts passiert. Dann ziehe ich meine Junioren alleine aus und an. In beengten Verhältnissen, unter erschwerten Bedingungen.

Ich möchte es ihnen ermöglichen, denn sowohl mein Sohn, als auch meine Tochter gehen gerne ins Wasser. Obwohl, gehen geht ja nicht – ich trage sie rein! Ich trage sie auch wieder raus. Denn die Lifter sind für erwachsene Menschen gemacht und viel zu groß…

Alltag, Behinderung, Junioren

kurze Hose, blaue Beine

Kalt war’s heute morgen. Im Gegensatz zu gestern. Im übernächsten Dorf ist ein Fest mit Musik. Ein etwas älteres Paar spielt Lieder für ältere Menschen. Den Junioren hat’s dennoch gut gefallen. Auch im entfernten Dorf werden der Kerle und das Töchting erkannt. Ich habe das Gefühl, wir können noch weiter weg reisen und da kennt jemand den Kerle.

Ein kleines rothaariges Mädchen geht zum roten Rollstuhl und mein Sohn ist justament ins Gespräch vertieft. Die beiden unterhalten sich, als ob sie sich schon lange kennen. Dabei sehen sie sich das erste Mal. Es stellt sich heraus, dass das die Freundin meines Wunschenkels ist. Die Welt ist klein!

Ich freue mich, dass meine Helferfreundin die Idee mit dem Musikfest hatte!

Gefroren haben die Junioren leider. Für kurze Hosen und Röckchen war’s zu kalt. Dem Kerles dünne Beine waren blaugefroren. Er ist wieder warm und auch des Töchtings Beinen gehts gut und sie friert nicht mehr.