Gedanken

zwölf Stunden später

Von Langeweile ist nicht viel übrig geblieben. Wir waren zwar wieder nicht draußen – das Wetter war zu unbeständig. Geregnet hat es dann doch nicht, aber das konnte ich nicht abschätzen. Auch wollte weder der Kerle noch das Töchting spazieren gehen. So haben wir gespielt. Mit den Schlümpfen und Autos, mit den Männlein vom MenschÄrgereDichNicht und Memory – wobei ich da haushoch gegen meine Tochter verloren habe. Zum Buch lesen sind wir nicht gekommen, denn jetzt läuft die Sportschau mit der Bundesliga. 

Heute Nachmittag hatte ich Besuch! Zu gerne würde ich drei Ausrufezeichen setzen, denn so herausfordernd habe ich mich lange nicht unterhalten. Die Besucherin hat eine Weltanschauung, die meiner sehr konträr gegenübersteht und dennoch waren unsere Berührungspunkte sehr nah beieinander. Ihre Philosophie von Reinkarnation und Kosmos ist so gar nicht meine, aber das Gespräch war, bei aller Unterschiedlichkeit, ein spannendes.  Und da wir jede die Ansichten der anderen gelten gelassen haben, wurde die Diskussion zeitweilig schon sehr hitzig, aber war immer fair. Ich habe es genossen! Endlich mal ich als Mensch und nicht nur als Mutter zweier behinderter Junioren. Für mein Selbstbewusstsein war das Seelenschmiere (Balsam) und Anerkennung meiner kognitiven Fähigkeiten. Schön war’s. Für eine Weile fühlte ich mich frei!

Behinderung, Gedanken

wenn der Morgenkaffee

Wenn der Morgenkaffee nicht mal bis Mittag reicht und wenn es gar nicht nur einer war, was können wir da machen?

Wir waren beim Doc – der Kerle und ich. Der Husten hat sich inzwischen zu einer wahren Plage entwickelt. Es musste was geschehen. Der Töchting ihre Hüftprobleme müssen warten. Vorerst wird die Sitzschale des Rollstuhls geändert und ihr Freund, der Hausarzt, sagt, dass sie die Dosis der THC-Tropfen erhöhen soll. „Schmerzen muss niemand aushalten!“, meint er.
Also, der Kerle ist endlich mal gründlich untersucht worden. Lungenfunktionstest war mies – er hat ein hyperreaktives Bronchialsystem, ausgelöst durch seinen verschrobenen Körperbau. Jeder Lagerungswechsel löst bei ihm einen Hustenreiz aus. Nachts, reicht es schon, wenn er sich nur von einer Seite auf die andere dreht. Manche Nächte – so auch die heutige – hustet er dauernd. Wir haben jetzt ein straffes Programm: inhalieren, cortisonhaltiges Bronchienspray, Atemübungen mit Brustkorbdehnung – üben, üben, üben zu atmen. Richtig atmen. Nicht flach, nur in den Brustkorb. Atemtherapie! Ihr könnt euch vorstellen, wie viel Lust der Kerle hat!? „Warum muss ich das machen?. Es macht keinen Spaß!“ Wir haben das jetzt einmal gemacht und sollten es täglich morgens und abends tun!
Das Töchting hat von mir ein kleines Sternenpolster bekommen. Sie will es nicht! Stattdessen möchte sie Plätzchen backen. Das will ich nicht! Denn, ich habe heute Nacht ja immer wieder in des Kerleszimmer gespickelt. Der hat heute nach dem Sushi gepennt. Ich durfte ganz meditativ bügeln…

… ob ich jetzt wohl noch einen Kaffee trinke?