Gedanken, Kuddelmuddel

viel zu ernst

Oweia, mir ist die Leichtigkeit abhanden gekommen. 

Wo muss ich suchen, sie wieder zu finden? Was ich nicht sehen will, sind Plattitüden und Unsichtbarkeiten – davon gibt es schon genug, die brauche ich nicht auch noch zu meiner Verstocktheit. 

Nur die heliumgefüllten Luftballons – frei in den Himmel schwebend – die möcht‘ ich wieder einfangen. Am besten noch vor dem Schlafengehen.  

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

dieser Morgen

Unser Politiker diskutiert – nein, er redet ohne Punkt und Komma. Carsten lässt mich nicht zu Wort kommen. Dabei habe ich nur gesagt, dass er die Hand beim Husten vor den Mund halten soll.
„J. hat aber gesagt, dass ich den Arm nehmen soll!“
„Wenn du a.…“
„Ich soll aber den Arm nehmen! Dieser blöde Husten bringt mich noch…“
„Was J. sagt, interessiert mich nicht. Du kannst den Arm nicht vor den Mund nehmen, weil deine Knochen zu kontrakt sind!“
„Aber ich soll den Arm nehmen!“
„Wenn das aber nicht geht. Soll ich dir die Knochen brechen, damit die Ellenbeuge vor dem Mund ist?“
„Mama, das darf man nicht – jemanden mutwillig die Knochen brechen!“
„Das wil…“
„Außerdem stört mich dieser bescheuerte Husten und sowieso ist dieses T-Shirt viel zu eng!“

Ich merke gerade, dass der Disput, den wir heute Morgen geführt haben, gar nicht schriftlich wiedergegeben werden kann. Das Politikergelabere – er hat es wirklich drauf – kann ich nicht aufschreiben, außerdem habe ich gar nicht richtig zugehört.

Wiebke meinte nur: „Mama beschäftige dich lieber mit den Betten!“ „Warum?“ „Die sind doch beide nass!“

Am Tisch, wir haben es heute tatsächlich an den Frühstückstisch geschafft – gemeinsam – meinte mein Töchting: „Carsteen, du bist eine Nervensäge!“
„Bin ich nicht!“
„Bist du wohl!“
„Nein!“
„Doch!“
„Ich sage nur, was Sache ist und wenn ich nicht den Arm vorn Mund nehmen kann…“
„… dann hustest du lieber alle Bakterien durch die Gegend!“

Und dazu konnte ich nichts mehr sagen.

Familie, Gedanken, Kuddelmuddel

sie juckt

Wir tragen unsere Narben, um uns zu erinnern. – Nicht daran, was wir erleiden mussten, sondern daran, was wir schon alles bezwingen konnten!

Meine Stirnnarbe juckt und ich frage mich, was sie mir sagen will. Habe heute den ganzen Tag an meine Schwestern gedacht. Beide haben auch jeweils eine Narbe im Gesicht. Die, die meine kleine Schwester hat, habe ich vorgeworfen bekommen – ich war schuld. Eine Schlittenkufe hat sie erwischt, im Winter, sie war drei oder vier Jahre alt. Ich habe nicht aufgepasst, das wurde mir vorgeworfen – ich war doch selber noch ein Kind!