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Darf ich auch mal?

Aprilwetter im Mai und keine Regenjacke, weil ich für die Junioren keine kaufen kann! Ach menno, der Kerle hat eine besondere Figur und das Töchting mag nur Jacken, die weich sind und die ihr haptisch auch gefallen.  Kein leichtes Unterfangen – für Rollifahrende gibts wenige passende Jacken und jetzt, in dieser schwierigen Zeit, erst recht nicht!

Möchte zaubern und schwups hätte jeder von den Beiden eine gut passende Regenjacke, samt passender Hose, Kopfbedeckung und allem drum und dran – nur bin ich leider keine Hexe!

erzähl mir nichts

Erzähl mir nichts davon, dass es dir auch nicht besser geht, als all den anderen auch.
Erzähl mir nichts davon, dass deine Haare viel zu schnell wachsen und du sogar graue bekommst.
Erzähl mir lieber, wie du es geschafft hast deine Selbstbehauptung aufzubauen, ohne andere zu verletzten!

Momentan fällt es mir sogar schwer, mich gegenüber meinen behinderten Junioren zu behaupten, so erschöpft bin ich. Nicht unbedingt körperlich – eher emotional und psychisch. Jeden Schiet muss ich abfangen, in jeder Hinsicht. Es fängt an, wenn ich den Kerle und das Töchting morgens wasche und dabei diskutieren muss, weil sie ja in der Nacht nicht dreckig werden konnten, weil sie  doch ’nur‘ geschlafen haben. Klingt lustig – aber jeden Morgen? Oder rasieren? Oder Haare kämmen? Alles wird kommentiert und mit teilweise genölten Lauten untermalt!

Erzähl mir nicht, dass das deine Kinder auch gemacht haben und dass sie im Trotzkopfalter ebenso schwierig waren.
Erzähl mir lieber, wie du damals die Ruhe bewahrt hast – aber erzähl mir nicht, dass das eine Episode war. Bei mir ist es eine über 40 Jahre währende Episode!

Behinderung endet nicht irgendwann und ist kein einmaliger (oder absehbarer) Zwischenfall. Behinderung ist immer und ewig.

 Erzähl mir nicht, dass ich meine Kinder in ein Heim geben könnte, dann wäre meine Arbeitsbelastung nicht mehr da.
Erzähl mir auch nicht, dass du das nicht leisten könntest – was man alles leisten kann, ist mehr, als man sich vorstellen kann!

Ich bin dabei, mir Hilfe zu suchen. Wer mich kennt, weiß das. Gerade jetzt in Coronazeiten ist es noch einmal schwerer und gute Therapeuten wachsen nicht auf Bäumen und gute Zuhörerinnen sind rarer denn je. Freizeiten finden nicht statt. Kurse gibt es keine und dass die Band seit über einem Jahr nicht geprobt hat, das wisst ihr – ich bin (fast) alleinige Alleinunterhalterin!

Kuddelmuddelgedankenchaoskarussellgeschichten
https://youtu.be/7WbKQqHfbQs

Hallo

Manchmal – nein sehr oft ist das so! – fühle ich mich überfordert! Aber auch das stimmt nicht, denn wenn ich mich besser abgrenzen und auch mal etwas einfordern würde, dann bekäme ich die Hilfe, die ich brauche und würde nicht alles selbst machen.  

Zu einem Großteil bin ich fremdbestimmt und bestimme selber fremd. Daran ist nicht zu rütteln, das liegt an der Behinderung der Junioren und an den Umständen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber meine ständigen Schuldgefühle, eigentlich allen gegenüber, aber am meisten den Junioren geschuldet, lassen mich strampeln und strampeln und immer noch mehr machen.

Ich komme mir vor wie Rudi – unsere neue Handpuppe! Er sitzt auch leicht bedröppelt da, fühlt sich einsam und ausgenutzt. Jetzt hat er seine Schuldigkeit getan und wird einfach hingesetzt und dann sitzt er. Ob er auch Bauchgrummeln hat? Keine Ahnung, ich habe es jedenfalls! Dieses lange Wochenende hat mich geschafft und ich habe es gemeistert. Gut habe ich es gemacht, ich habe die Herrschaften bedient, habe ihnen Essen gemacht, sie unterhalten, durch die Gegend kutschiert, mir Ausflugsziele und Spiele ausgedacht und alle haben es als selbstverständlich hingenommen. Ich bin als erste aufgestanden und habe nebenbei die Pfannen, Töpfe, Teller, Tassen und Besteck in der Küche dahin zurückgeräumt, wo sie hingehören. Mein Bruder hat keinen Handschlag gemacht – ich habe aber auch nicht gefragt, hätte mir das gar nicht erlauben können, denn er hätte nur noch mehr gebruddelt. Ich liebe meinen Bruder und ich weiß um seine Eigenheiten. Ich kenne seine, verquere, Geschichte und seine Behinderung. Mit ADHS und Asperger-Syndrom  hat er es weit gebracht und muss sich in seinem Leben oft genug verbiegen. Als Kinder unsrer Eltern haben wir es alle nicht leicht gehabt. Im Prinzip haben sie ganze Arbeit geleistet und einen Haufen verkorkster Menschen erzogen. Sie hatten es selbst nicht einfach und alles auf die Eltern schieben – das ist zu einfach! Wir sind erwachsen und schon lange keine Kinder mehr…

Meine Geschwister haben dennoch einen Vorteil. Sie brauchen nur für sich selbst sorgen, sich um sich selber Sorgen machen und ihr eigenes Leben gestalten. Ich habe für drei Leben zu sorgen. Damit meine Kinder nicht verhungern, muss ich sie entweder füttern oder ihnen immer und immer wieder sagen, dass sie essen und trinken müssen. Ich ziehe sie an und wieder aus, setze sie aufs Klo, bringe sie ins Bett etc. pp. Alles nicht nur manchmal …

 

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