Kuddelmuddel

ein langer Spaziergang, Busfahrt und Naomi

Gestern Nachmittag bot sich unverhofft eine Gelegenheit mit einem Helferfreund spazieren gehen zu können. Richtig  spazieren gehen, nicht nur schlendern. Es ist sehr heiß und so will niemand von uns in die Weinberge. Dort ist es im Moment auch gefährlich. Zum einen wird geschossen, dass die Stare die reifen Trauben nicht stehlen und zum anderen ist die Weinlese in vollem Gange. Traktoren fahren. Außerdem ist dort kein Schatten!

Wir gehen durchs Dorf, am Flüsschen entlang, durch eine Aue, am Rückstaubecken vorbei zum großen Fluss. Sehr zügig und mit Spaß auf allen Seiten. Sowohl wir schiebende, als auch die zu Schiebenden sind zufrieden. Ab und zu bleiben wir tatsächlich auch mal stehen, gucken uns Gänse an, für die Martini noch in weiter Ferne scheint. So weit weg ist das gar nicht mehr. Ein Sommertag Mitte September mit 30 °C  ist aber auch eine Besonderheit.

Am großen Fluss entlang müssen wir uns den Weg mit Fahrrädern teilen. Das ist nicht schön, sehen uns doch viele Radfahrer als Behinderung. Rollstühle sind eben nicht so wendig!

Ab in den Stadtbus! „Hi Carsten, wie geht’s dir? Hallo Wiebke!“ Eine junge Frau dreht sich um und begrüßt die Junioren. Andere Menschen starren und tuscheln. Ich höre, wie eine Frau zu einer anderen sagt: „Guck mal, die haben keinen Mundschutz, Behinderte dürfen sich das anscheinend erlauben!“ Selbst sag ich nichts dazu, mein dickes Fell diesbezüglich wächst. Zu anderen Dingen nicht – aber das ist eine andere Geschichte*!

Bei der Post müssen wir umsteigen. In diesem Bus kommt ein kleines schwarzes Mädchen (ungefähr 4 Jahre alt) auf Carsten zu und fragt. Fragt ihn ein Loch in den Bauch. Die Mutter ruft: „Naomi, komm zurück!“ „Nein!“ Ich gebe der Mutter zu verstehen, dass das völlig in Ordnung ist, Carsten fragt ja auch und Wiebke ist fasziniert von der Frisur der Kleinen. Lauter bunte Zöpfe – so niedlich. Naomi meint: „Das könntest du doch auch bei der Frau im Rollstuhl machen!“ Wiebke will das nicht, denkt sie sich doch und sagt es mir später, dass das bestimmt wehtut, die Zöpfe zu flechten. Womit sie nicht ganz Unrecht hat. Als Naomi aussteigen musste, konnte sie sich kaum von den Junioren trennen. Für solche Begegnungen bin ich immer sehr dankbar …

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* Diese andere Geschichte hängt an mir wie Blei.

Gedanken, Musik

Nur ein Lied

Lydie Auvray – eine Meisterin im Akkordeon spielen. Wenn ich in dieser Stimmung bin, in der ich gerade bin, dann höre ich gerne wehmutsvolle Lieder. Runterziehen lasse ich mich von einem Streit, der längst Vergangenheit ist, der aber immer noch in mir schwelt – das tut nicht gut, gar nicht gut.  So zappe ich mich durch meine melancholischen Lieder, schreibe Schauergeschichten, denen es leider an Hand und Fuß mangelt und habe ein Vermissen in mir, dass das Herz zerreißen lässt.