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unvollkommen

Who is perfect? Englisch klingt es besser, schöner nicht so dogmatisch und absolut! Es ist doch niemand perfekt. Ich übe perfekt/korrekt/makellos/sicher/optimal zu sein – ich muss es üben und wahrlich, mir fällt das verdammt schwer. Dabei bin ich meilenweit davon entfernt, auch nur ein Quäntchen perfekt zu sein. Aber in mir schlummert der Anspruch!

Niemand ist makellos! Das muss ich mir immer wieder sagen. Bei anderen kann ich inzwischen über so manchen Lapsus hinwegsehen. Ärgern tue ich mich über mich selber, sage aber mittlerweile kaum noch was – ich nehme es hin. Wenn es eine Lappalie ist, wie ein nicht heruntergeklappter Klodeckel oder eine offenstehende Tür, dann hole ich tief Luft, klappe den Deckel runter und schließe die Tür – Aus, Ende, Fertig. Davon geht die Welt nicht unter – den großen Geist stört es nicht und den kleinen geht’s nichts an.

Ich übe nicht perfekt zu sein, ich übe über Unperfektheiten der anderen hinweg zu sehen. Komme gut damit klar, wenn Wiebke ins Bett pinkelt und Carstens Bart nur halb rasiert ist, kann mich über ein Bild des Kerle freuen und über einen schmatzenden Kuss meines Töchting. Auch den Staub auf den Bücherregalen sehe ich nicht und die Krümel auf dem Fußboden stören niemanden – auch mich nicht, wir haben einen Tisch um daran zu essen und wenn Carsten auch unten iss, so hat er immer einen Teller auf dem Teppich stehen.

Heute bin ich zu wenig gelaufen. Nicht einmal gerannt – ich habe viel zu wenige Schritte gemacht. 10000 sollen es täglich sein! Das schaffe ich an Werktagen mit links. Heute sind es nicht einmal die Hälfte. Ich übe es hinzunehmen – ich nehme es so. Im Kreis in der Wohnung zu laufen ist auch keine Lösung. Perfekt ist, zu erkennen, dass es nicht anders geht. Perfekt ist es auch, dass ich heute erst gar nicht gekocht habe und die Junioren machen lassen habe, was sie wollten – nämlich nichts!

Ideal ist es doch, wenn alle zufrieden sind. Ich hatte Zeit zu schreiben, zu denken, an die Wand zu starren, aus dem Fenster zu schauen und zu üben mal Schubladen offen stehen zu lassen – ist verdammt schwer! Ehrlich!

Samstag, mal wieder

Eigentlich sollte ich es lassen, Samstags etwas zu schreiben – es passiert nichts! Jedenfalls nichts wichtiges, aufsehenerregendes oder gar spannendes. Carsten pennt und Wiebke will auch nicht aufstehen. Mir ist kalt – für die Jahreszeit zu kalt! Aber wir könnten eh nicht raus. Das Töchting kränkelt noch etwas und der Kerle hat ‚kein Bock‘.

Ich werde lesen, später vorlesen, ein bisschen an mir herumzupfen, Carsten an seine neue Jacke Ärmelbündchen nähen, Essen kochen, das dann nicht oder nur mit Gemecker gegessen wird. Dann werde ich mir Carsten angucken und staunen, dass ein Häufchen Haut und Knochen so viel Energie haben kann. Ein Wunder! Die Ärzte gaben ihm kein Jahr, dann zehn und jetzt ist er 43! Anders, als ein Wunder kann ich das nicht bezeichnen. Und dann passiert 5 Jahre später ein weiteres. Ist es dann noch ein Wunder, wenn ich während der Schwangerschaft mit Wiebke instinktiv weiß, dass das Kind ebenfalls behindert ist? Für mich war das klar. Diese Klarheit hat mir so manches leichter gemacht. Ich bin damals in kein Loch gefallen.

Auch nach dem Tod von MamS bin ich schnell – offensichtlich zu schnell – aus dem Loch gekrabbelt. Aber das Leben ging weiter, das Leben wird eben so gelebt, wie das Leben eben spielt. Leben, eben!

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