Sie sitzen im gleißenden Licht der Burger-Bar, weil etwas anderes um diese Zeit nicht mehr geöffnet hat. Um halb drei hat es zu schneien begonnen. Kümmerliche Flocken, die jetzt in Regen übergehen. Leise regnet es.
Der Taxifahrer, der Engel und eine Frau, deren Namen niemand kennt – jeder sitzt an einem anderen Tisch.
Sie wachen über die Stadt. Das nehmen sie sehr genau. Müdigkeit schreckt sie nicht. Manchmal geht der Taxifahrer und bringt einen Verirrten heim. Der Engel greift einen ins Messer. Dann kommen sie wieder.
Was macht die Frau? Niemand weiß es. Aber es scheint gut zu sein, dass sie da ist. Da sind sie sich einig. Sie geht ihrer geheimen Aufgabe nach, die nicht einmal sie selbst kennt. Sie tut es gewissenhaft.
Jede Nacht! Jede Nacht ist sie da. Ihre Treue lässt den Engel weitermachen.
Myriade sagt:
Eine originelle Geschichte mit Atmosphäre. Gefällt mir sehr!
piri sagt:
Danke
IMT sagt:
Ein Text wie ein Nachtfenster – innen Licht, außen Regen.
piri sagt:
Die Fenster sind nicht verhängt, das Licht scheint nach außen.
B. sagt:
Die heilige Dreifaltigkeit.
piri sagt:
Vielleicht?
B. sagt:
jedenfalls ist es eine interessante Kombi.
roswitha sagt:
ein spannender anfang einer geschichte, da möchte ich mehr erfahren, anregend und voller offener enden.
piri sagt:
Lassen wir es beim offenen Ende und Interpretationsspielraum.
Margrit sagt:
Gut‘s Nächtla, liebe piri. Wir können uns beruhigt schlafen legen.
andrea sagt:
Toll!! – Diese Geschichte finde ich ganz wunderbar! Hab ich sehr gern gelesen und die Stimmung zwischen großer Ernstaftigkeit und Leichtigkeit nehme ich gern mit.
Liebe Grüße, Andrea
(ps: „Der Engel greift einen ins Messer.“ … Da hat sich ein n statt eines m ans eine- gehängt- 😉 )
piri sagt:
Danke.
Ich lasse das n. Denn der Engel greift nicht einem bestimmten ins Messer, sondern immer mal wieder einen.
Anne Seltmann sagt:
Moin liebe piri!
Eine beindruckende Geschichte. Wie schön und still das ist – fast wie ein Traum zwischen Regen und Erwachen.
Ich mag den Gedanken, dass es Menschen (oder Wesen) gibt, die einfach da sind, ohne genau zu wissen warum – und dass gerade dieses Dasein etwas trägt.
Die Szene hat etwas Tröstliches. Vielleicht braucht jede Stadt, jede Nacht solche stillen Hüter, die einfach wachen, ohne gesehen zu werden.
Mich berührt besonders die Frau, die ihre Aufgabe erfüllt, ohne sie zu kennen – vielleicht, weil wir alle manchmal so sind.
Danke fürs Lesen!
Montägliche Grüße
aus dem nebelgrauverregneten Kiel
Anne
Rosa sagt:
Der Prolog zu einer mysteriösen Geschichte, oder der Epilog? Die Frau gefällt mir – und ihre Mission, was auch immer es ist.
piri sagt:
Nein, nur eine kurze Momentaufnahme.