Kuddelmuddel

Trostworte

Heute Morgen habe ich einen wundervollen Text von Peter Høeg gelesen. Ich hoffe, ich darf ihn auch abschreiben und euch zeigen:

Neben dir

Simon schlief bei mir im Bett. Maria auf einer Matratze auf dem Boden. Er legte sie mit großer Sorgfalt hin, obwohl er doch selber noch so klein war. Wenn meine Mutter gute Nacht gesagt und das Licht gelöscht und die Tür geschlossen hatte, setzte er sich zu ihr. Sie hatte eine Stoffpuppe, die sie immer bei sich hatte, er sprach mit der Puppe und zog Marias Decke zurecht, und immer sagte er zuletzt: „Ich liege genau neben dir!“Dann legte er sich zu mir, und wir unterhielten uns im Dunkeln. Irgendwann wurden die Pausen zwischen seinen geflüsterten Worten länger, und dann kam der Augenblick, immer beim Ausatmen, in dem er in den Schlaf hinüberglitt. Dann lag ich im Dunkeln und hatte das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen. Als wäre er mein kleiner Bruder. Er passte auf Maria auf. Maria passte auf ihre Puppe auf. Ich versuchte, auf ihn aufzupassen. Meine Eltern versuchten, auf mich aufzupassen. Seine Mutter tat es auch. Und die Nachbarn. So ist diese Welt auch. Sie ist nicht nur Krieg und Gier und Ausrottung der Arten. Sie besteht auch aus Ketten von Menschen, die aufeinander aufpassen.

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Aufpassen – ja, ich passe auch auf. Auf meine Junioren zuallererst. Aber ich vergesse dabei nicht – so hoffe ich doch inständig, dass ich andere Menschen nicht aus dem Auge verliere und hoffe andersherum, dass auch ich nicht vergessen werde. Und so sind wir schon wieder bei meinem Hauptthema, das sich, wie ein roter Faden, durch mein Leben zieht. Meine Oma lebt schon lange nicht mehr, die mich – bildlich genommen – zugedeckt und die mich behütet hat. Es wird Zeit, dass ich das langsam selbst übernehme. Alt genug bin ich inzwischen!

Kuddelmuddel

Out off

Ich mache mir Sorgen. Diesmal nicht um meine Junioren oder um mich oder jemanden aus meiner Familie. Meine weit entfernte Freundin schickte mir vor ca. 14 Tagen eine WhatsApp-Nachricht aus dem Krankenhaus.  Es ginge ihr beschissen, schrieb sie. Gute Besserung habe ich gewünscht und nachgefragt, was denn wäre. Hoffentlich kein Covid-19 schrieb ich. Nein, das nicht! Ich habe noch mal gefragt, obwohl ich ahnte, was ist: „Ich habe schließlich Krebs!“ Das war von vor über mehr als zehn Tagen ihre sehr kurze Antwort. Ein bisschen abgeschreckt, habe ich nicht geantwortet und wollte auch nicht insistieren. Einige Zeit später habe ich ein kleines Aufmunterungsbild geschickt und geschrieben, dass ich an sie denke. Diese Nachricht ist nicht angekommen. Auch die nächste nicht – und jetzt mache ich mir sorgenvolle Gedanken!

Die Nummer ihres Sohnes habe ich nicht!

Kuddelmuddel

vom Älterwerden & so

Je älter ich werde, umso weniger gefällt es mir, dass ich in sehr vielen Jahren keinen Geburtstag habe. Vom Hörensagen weiß ich, dass es anderen älteren Leuten ganz anders ergeht. Liegt es daran, dass ich im letzten Jahr tatsächlich Geburtstag hatte? In den letzten Geburtstag bin ich mit Blaulicht und Tatütata von einem Krankenhaus ins andere gefahren worden. Es war dramatisch und doch dachte ich nicht an die drohende Lebensgefahr. Bis kurz vor Mitternacht, am 28. Februar hatte ich noch gedacht, das Krankenhauspersonal macht Scherze mit mir und will mich dann überraschen und mir gratulieren. Den wahren Ernst der Lage hatte ich nicht erkannt. Dieser Geburtstag ist so völlig anders verlaufen, als ich ihn mir erträumt hatte.

Heute, nach dem gestrigen wunderschönen Überraschungssonntag, bin ich eigentlich nur traurig! Ich habe keinen Geburtstag und doch ist es der Tag nach dem 28. Februar! Meinen Kummer kann vermutlich nur der- oder diejenige nachvollziehen, die auch an diesem Datum geboren wurden. Als Kind war es zwischen den Jahren verdammt schwer. Besonders meine Mutter spielte immer ein Spielchen mit mir. Es gab keinen schön gedeckten Frühstückstisch, es waren keine Geschenke da und gratuliert wurde mir natürlich auch nicht. Erst als ich aus der Schule heim kam, gab es einen Kuchen und Geschenke. Aber immer mit dem Unterton: „Du hast gestern noch nicht Geburtstag gehabt und heute hast du keinen mehr!“ Ich war immer so neidisch auf alle anderen, die jedes Jahr Geburtstag hatten und die das auch feiern konnten. Als Kind kannte ich es dennoch nicht anders. Es war eben so und warum nicht gefeiert wurde, hatte meine Mutter ja erklärt!

Als junge Erwachsene hatte ich selbst kaum Zeit. Meine Kinder gingen vor und mein Mann hat immer liebevoll an mich gedacht. Jetzt, da ich merke, dass ich sehr wenige Freunde habe, hätte ich schon gerne Geburtstagsfeiern – und nun kommt dieses doofe Corona dazwischen. Ich weiß ja nicht, wie alt ich werde und ich möchte einfach so manches nachholen…

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