Gedanken, Gedicht

Nachtsgedicht

Manchmal, wenn man nachts etwas sagen will
kommen nur große Worte aus dem Mund
ist es 4:10 Uhr und viel zu spät

oder willst du früher aufstehen
meine Augen sind grün
braun am Tag

meine Nase klein und zart
– und besser kann ich es nicht ausdrücken

© petra ulbrich

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…zwischen den Zeilen zu lesen!

Gedanken, Gedicht, Junioren

Interview

Wenn er kommt, der Besucher,
Der Neugierige und Dich fragt,
Dann bekenne ihm, dass Du keine Briefmarken sammelst,
Keine farbigen Aufnahmen machst,
Keine Kakteen züchtest.
Das Du kein Haus hast,
Keinen Fernsehapparat,
Keine Zimmerlinde.
Dass Du nicht weißt,
Warum Du Dich hinsetzt und schreibst,
Unwillig, weil es Dir kein Vergnügen macht.
Dass Du den Sinn Deines Lebens immer noch nicht
Herausgefunden hast,
Obwohl Du schon alt bist.
Das Du geliebt hast, aber unzureichend,
Dass Du gekämpft hast, aber mit zaghaften Armen.
Dass Du an vielen Orten zuhause warst,
Aber ein Heimatrecht hast an keinem.
Dass Du Dich nach dem Tode sehnst und ihn fürchtest.
Dass Du kein Beispiel geben kannst als dieses:
Immer noch offen.

Marie Luise Kaschnitz

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…seit drei Nächten musste ich nicht nur um 2:00 Uhr raus, sondern auch noch kurz danach. Es gab sehr wenig Schlaf für mich – ich könnt‘ im Stehen pennen.

Ich freue mich über jeden Kommentar – sind sie doch ein Zeichen, dass der Text gelesen wurde. Danke!

Gedicht

Der Ort an dem wir recht haben

An dem Ort, an dem wir recht haben,
werden niemals Blumen wachsen
im Frühjahr.

Der Ort, an dem wir recht haben,
ist zertrampelt und hart
wie ein Hof.

Zweifel und Liebe aber
lockern die Welt auf
wie ein Maulwurf, wie ein Pflug.
Und ein Flüstern wird hörbar
an dem Ort, wo das Haus stand,
das zerstört wurde.

© Jehuda Amichai

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Euch allen wünsche ich eine gute Adventszeit.