Angst haben wir alle. Der Unterschied liegt in der Frage wovor.
Wenn ich denn wüsste wovor? Wenn ich beschäftigt bin, viel zu tun habe und nachdenken kann um Dinge, die wichtig sind, dann habe ich kaum Angst. Wenn ich nachdenke um des Nachdenkens willen, dann beschleicht sie mich und setzt sich fest.
Heute, über Mittag war die Pastorenfreundin da und wir waren lange draußen und sind mit den Junioren und deren Rollstühle spazieren gegangen. Unsere Runde war groß. Durch die Weinberge zum Wald, an den Schrebergärten vorbei zum See und zurück! Es war schön – wenn auch nicht körperlich anstrengend für mich, so suchte doch die ältere Frau eine Gesprächspartnerin. Sie hat ebenfalls etwas Angst – aber greifbare – sie wird morgen früh am Auge operiert! Es ist mir immer recht, wenn andere mein offenes Ohr suchen, dann brauche ich nicht über mich und meine Sorgen reden, geschweige denn nachdenken. Jetzt sitze ich hier, habe die ausstehenden Rechnungen bezahlt und kann in meinen Körper hineinhorchen. Nicht gut, gar nicht gut! Seit Tagen bahnt sich eine Blasenentzündung an, seit heute Morgen tuts richtig weh. In Krankheiten verdrängen bin ich groß, das habe ich hervorragend von meiner Mutter gelernt – sie war Weltmeisterin darin. Ob sie wohl auch diese Ängste hatte? Ich bin ihr sehr ähnlich. Nicht nur äußerlich, auch vom Wesen her. Dieses zu erkennen, macht mir auch Angst. Aber, so hat mir eine Psychologin gesagt, ich soll nicht versuchen, genau das Gegenteil von ihr zu machen, denn das würde gehörig in die Hose gehen.
Ich merke gerade, dass ich vom Hölzchen aufs Ästchen zum Stöckchen komme und mich verzettele, mir meine Angst selbst aufbaue und wie ein Puma im Käfig im Kreis herumlaufe. Stopp! Es ist noch Kuchen da …