Bücher

Lektüre

Mit der Konzentration ist es auch nicht weit her, umso mehr habe ich mich gefreut, dass MamS mir Wartezeit-Literatur von der Büchergilde Gutenberg besorgt hat. So kann ich kleine Geschichten lesen, ohne überfordert zu sein.

Ob in der Arztpraxis, beim Friseur oder am Bahnhof wer muss nicht täglich warten? Diese Minutengeschichten sind bester Lesestoff für jede Wartezeit. Prominente Geschichten von Heimito von
Doderer bis John Updike, von Edgar Allan Poe über Gabriel Garcia Márquez bis Ernest Hemingway sind in vier handlichen Büchlein zusammengestellt. Passend für eine 5-, 10-, 15- und 20-minütige Wartezeit enthält jeder Band kurzweilige Geschichten aus der Weltliteratur.

Bücher

Jetzt endlich ein Buch

Paul ohne Jacob von Paula Fox

Paul ist vier Jahre alt. Er lebt mit seinen Eltern in New York. Da bekommt er einen kleinen Bruder. Er heißt Jacob. Jacob ist mit einem Konstruktionsfehler auf die Welt gekommen, er hatte das Downsyndrom. Seit es Jacob gab, war Pauls Leben schrecklich, manchmal wünschte sich Paul, er wäre gar nicht am Leben. Alles drehte sich nur um Jacob. In Pauls alter Schule hat Paul gelernt, nicht an Jacob zu denken. Dann zieht Paul um und alle wissen über Jacob Bescheid, ständig wird er darauf angesprochen: „Paul, wie geht es denn deinem Bruder Jacob?“ Oder: „Grüß deinen Bruder Jacob.“
In der neuen Schule findet Paul einen neuen Freund, er heißt George. Immer und immer mehr vergisst Paul, dass es Jacob gibt. Doch dank Pauls Großvater kehrt Jacob langsam in Pauls Leben zurück.

Meisterhaft erzählt Paula Fox von der Beziehung zu einem geistig behinderten Kind. Paula Fox ist zwar schon sehr alt (fast 90 Jahre alt), aber sie ist eine der besten amerikanischen Kinder- und Jugendbuch-Autorinnen der Gegenwart. Sie beschreibt, wie einsam und verzweifelt Paul ist und wie bockig und aggressiv er sich manchmal verhält. Ihre Perspektive ist die des fünfjährigen Jungen. „Paul ohne Jacob“ erzählt mit einfachen, schnörkellosen Sätzen Pauls Verlassenheit.

Zugleich zeigt das Buch wie sich die Eltern fühlen – hilflos und überfordert – nur auf ihren behinderten Sohn konzentrieren und darauf hoffen, dass der Ältere sich irgendwann mit der Situation abfinden wird. Dass dies schief gehen muss, liegt eigentlich auf der Hand.

Ob es ein Happy-End wie im Buch auch im wirklichen Leben gibt, darf bezweifelt werden. Das Buch ist auf jeden Fall sehr lesenswert – und nicht nur für Kinder!