Behinderung, Familie

keine Rede

S. hatte eine Rachenentzündung!
Das ist ganz schön übel!
Und D. kommt heute auch nicht.
Dafür ist N. noch auf einer Fortbildung und A. muss auch lernen…
Aber R. ist da und die anderen auch.

Beide Junioren reden schon am frühen Morgen gegeneinander. Die Lage der Arbeitserzieher und Betreuer ist, so höre ich es aus ihrem aufgeregten Worten heraus, angespannt. Wer versorgt euch denn? Ach, es sind genug da und außerdem können wir uns auch alleine beschäftigen! Der Kerle tut großspurig. Aus seinen Augen lese ich allerdings, dass es manchmal schon sehr langweilig in der Lebenswerkstatt ist. Wenigstens scheint es warm zu sein! Das Töchting redet seit drei Tagen von nichts anderem, als dass sie am Donnerstag Zuhause bleiben und nicht abgeholt werden müssen: Wir werden geimpft! Gegen Grippe! Damit wir nicht krank werden. – Na ja, wenigstens nicht schwer krank, schränkt der Kerle ein.

Behinderung, Gedanken, Gedicht

Schnee im Advent

Leiser wird nichts verkündigt:
so reden Liebende nachts,
die fern voneinander schlafen,
und finden am Morgen die fremde
Erde wieder als Nest
voll von himmlischen Flaum.

Christine Busta

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Heute ist der Junioren-Faultag. Ich lasse sie schlafen, sie frieren eh und im Bett ist es kuschelig warm. So langsam dreht sich alles nur ums warm werden. Mich nervt das! Heute sind wir auch alleine. „Du Mama, warum gibt es eigentlich Jahreszeiten?“ Der Kerle fragt immer und immer wieder. Er weiß, dass sich die Erde dreht und schräg zur Sonne steht. Am Äquator möchte er auch nicht leben, denn die Jahreszeiten findet er schon schön: „Nur frieren ist total uncool!“ Das Töchting dreht sich, kichert ein wenig und nimmt ihre Lora in den Arm, singt ihr Winnewinnewippa und döst weiter …

Behinderung, Gedanken

sauer

Oh je, was bin ich sauer! Habe ich von der Musikerfreundin der Junioren ein Gedichtbändchen geschenkt bekommen, in dem eine Mutter ihre Erfahrungen mit ihrer behinderten Tochter in Versen aufgeschrieben hat. Eigentlich bin ich die richtige Klientel, uneigentlich dann wieder nicht. Schreibe ich selbst Gedichte, zwar nicht (oder nur selten) über meine behinderten Kinder und schon deswegen hat die Freundin gedacht, es wäre was für mich.

Die Gedichte haben mich nicht berührt. Ich empfinde sie als eine Aneinanderreihung von Worten. Für mich haben sie keine Seele. Schade! Was mache ich nun mit dem kleinen Buch? Ich werde es nicht wegwerfen. Aber ich werde es ins Regal ganz nach hinten stellen – vielleicht habe ich in ein paar Wochen einen anderen Zugang.

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Gehts euch manchmal auch so, dass ihr in guter Absicht etwas geschenkt bekommt und dieses bei euch so gar nicht ankommt?