Warum nur sind wir alle solche Individualisten? Oder tun wenigstens so, welche zu sein? Ein Vorschlag der anderen wird erst einmal grundsätzlich abgeschmettert – von vornherein oder ins Lächerliche gezogen. Nein, nicht in meiner kleinen Kernfamilie, da gibts nur Individualisten – egoistische. Uuuups, ich glaube, ich tue meinen Kindern Unrecht. Heute ist Sonnabend und da sind beide vor Corona-Zeiten auch nicht vorm Mittagsläuten aufgestanden. Außerdem ist es, im Gegensatz zu gestern, empfindlich kalt draußen und das Bett ist kuschelig warm.
Die andere Familie ist es, die mir einmal wieder Kummer macht. Keiner versucht vernünftig miteinander zu reden. Generell finde ich den Vorschlag gut, dass wir uns endlich einmal zusammensetzen, aber bitte nicht ohne einen unparteiischen Mittler. Wir Geschwister sind alle zu hitzköpfig. Einige sagen gar nichts mehr, andere reden die anderen an die Wand, manch einer wird weinen oder schreien und am Ende stehen wir vor noch einem größeren Scherbenhaufen, als am Anfang. Aber, wenn mein Vorschlag einen Mediator einzubeziehen damit kommentiert wird: „Wer soll meditieren?“, dann fühle ich mich schlichtweg von den, ach so intelligenten, Familienmitgliedern verarscht! Carsten hat einen Spruch abgewandelt: „Familie ist nichts für Feiglinge!“ Dem stimme ich voll und ganz zu. Der Kerle hat sowieso die nötigere Distanz (emotional und kognitiv). Manchmal möchte ich selber weniger schlau sein, dann müsste ich nicht so viel denken – denn denken macht bei mir oft Bauchschmerzen!
