Kuddelmuddel

angreifbar

Keine Ahnung was ich mache, ob ich weiter schreibe oder mich zurückziehe? Auf jedem Fall ist mir anonym signalisiert worden, dass ich mich doch nur zusammenreißen solle und dass Angst keine Krankheit ist. „Es gibt so viele Menschen, die berechtigte Angst haben müssten und keine haben, warum musst du deine so thematisieren?“ Damit wird meine Angst nicht ernst genommen, klein gemacht und mir ein schlechtes Gewissen eingeredet.

Sorry! Aber meine Angst ist nur eine Baustelle von vielen. Wo soll ich denn anfangen? Nebenbei ist da noch die Behinderung meiner Junioren. Und so ganz plötzlich hat sich die Essproblematik von Carsten auch nicht in Luft aufgelöst. Der Druck, dass er verhungern könnte, ist zwar raus, aber dennoch isst der Kerle nicht ausreichend und ich muss aufpassen, dass er genügend Nahrung bekommt. Dem Töchting geht’s gut, aber auch sie hat ständig Hüftschmerzen und wenn ich nicht an die Schmerzlinderung denke, dann tut das niemand. Auch sie isst nur, wenn ich ihr etwas hinstelle. Hunger und Durstgefühl haben beide nicht! Eigentlich bin ich dauernd sprungbereit! Unsere Situation so wiederzugeben, ohne dass es als Jammern und Wehklagen ausgelegt wird, ist verdammt schwierig. Denn es ist nicht nur Arbeit. Arbeit ist sogar das kleinste Problem…

Still werde ich nicht werden, auch wenn ich hier im Blog nicht die nötige Resonanz bekomme, die ich mir erhofft habe. Mein/unser Leben ist ein völlig anderes, als das, was ihr landläufig kennt.

Angst ist trotzdem etwas, was nicht einfach als Undiszipliniertheit angesehen werden kann. Angst kann ein Leben bestimmen und ich kämpfe hart, dass das nicht passiert!

Kuddelmuddel

Über Angst

Da unsere Kindheit lange dauert, stehen die Türen für Turbulenzen und Verletzungen jeglicher Art eine geraume Zeit offen – unsere schöne und komplizierte Seele riskiert anhaltende Traumata durch Wunden, die uns schon zugefügt werden, bevor wir überhaupt laufen konnten.

Mir ist heute während einer Therapiestunde einmal wieder vor Augen geführt worden, was ich schon wusste, aber nicht wahrhaben will – nämlich das, dass ich in meinen frühen Jahren Erlebnisse hatte, die mich geschockt haben. Um da rauszukommen, muss ich erforschen was das war. Doch wenn jegliche Erinnerung verschüttet ist und das Schutt wegräumen aus Angst, etwas zu entdecken, was ich nicht sehen will, nicht gemacht wird, dann wird’s schwierig …

Kuddelmuddel

Mit zunehmendem Alter

Mit zunehmendem Alter und abnehmendem Verstand
Lösen sich oft die festen Bande,
Lockern sich manches strenges Tabu,
Wird mancher Engel zum schnaubenden Rächer,
Werden die Schwächen stärker und die Stärken schwächer,
Und das Lieblingswort lautet: „Wozu?“

Mascha Kaléko

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Mit zunehmendem Alter habe ich noch genug Verstand, dass ich der jungen Radfahrerin, die bei einstelligen Temperaturen nur ein Top trug und rasant unterwegs war und die mich Fußgängerin beinahe über den Haufen gefahren hat – also ich hatte noch genug Verstand, sie aufzufangen. Im wahrsten und im übertragenem Sinne des Wortes. Sie war völlig durch den Wind – aufgelöst und schrecklich konfus. Sie erzählte, dass sich ihr Freund von ihr getrennt habe und sie das aus der Bahn geworfen hat. Ich brachte sie nach Hause und ihre Mutter nahm sie in den Arm und ich fand deren Reaktion wunderbar. Ob sie anschließend mit der Tochter gesprochen hat – hoffentlich!