Behinderung, Kuddelmuddel

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Ich seh etwas, was du nicht siehst!

Auch du siehst etwas, was ich nicht sehe! Was ist, wenn jemand immer weniger sieht? So passiert es dem Kerle. Schleichend schwindet seine Sehkraft. Der Ausschnitt wird kleiner und kleiner. Ich finde es bewundernswert, wie er damit klar kommt. 

Ein Freund, oder ist es nur ein sehr guter Bekannter? Nein, es ist ein Freund. Zwar kein enger, aber dennoch ein Freund. Dieser ist heute das zweite Mal am Auge operiert worden. Er hat ein Loch in der Netzhaut und hat berechtigte Angst sein Augenlicht zu verlieren.

Mein Töchting will nicht sehen, will die vielen Krümel übersehen, die sie unabsichtlich überrollt: „Wenn die Kekse auch im Weg liegen, wie soll ich da drum rum fahren?“

Ich selber habe Mouches Volantes. Nervt. Kann ich manchmal ausblenden. Bei hellem Licht nicht so einfach und jetzt, da ich vom Freund gehört habe, sind sie ständig präsent.

Alltag, Behinderung, Junioren

kurze Hose, blaue Beine

Kalt war’s heute morgen. Im Gegensatz zu gestern. Im übernächsten Dorf ist ein Fest mit Musik. Ein etwas älteres Paar spielt Lieder für ältere Menschen. Den Junioren hat’s dennoch gut gefallen. Auch im entfernten Dorf werden der Kerle und das Töchting erkannt. Ich habe das Gefühl, wir können noch weiter weg reisen und da kennt jemand den Kerle.

Ein kleines rothaariges Mädchen geht zum roten Rollstuhl und mein Sohn ist justament ins Gespräch vertieft. Die beiden unterhalten sich, als ob sie sich schon lange kennen. Dabei sehen sie sich das erste Mal. Es stellt sich heraus, dass das die Freundin meines Wunschenkels ist. Die Welt ist klein!

Ich freue mich, dass meine Helferfreundin die Idee mit dem Musikfest hatte!

Gefroren haben die Junioren leider. Für kurze Hosen und Röckchen war’s zu kalt. Dem Kerles dünne Beine waren blaugefroren. Er ist wieder warm und auch des Töchtings Beinen gehts gut und sie friert nicht mehr.

Alltag, Behinderung, Kuddelmuddel

Warum?

Das dritte warum – merkwürdig, warum gibt es auf solche Fragen keine Antworten? Warum ist es so, dass man nach einer schönen Zeit eher in ein Loch fällt? Warum wollen manche Menschen gar nicht wissen, was wir erlebt haben und reden stattdessen ununterbrochen von sich und ihrem wundervollen anspruchslosen Besuch, der so herrlich unkompliziert ist, aber immer genau passend zu den Mahlzeiten erscheint und kaum ist gegessen, einen langen Spaziergang machen möchte und daher keine Zeit zum helfen hat.

Als mein Kerle von der aufregenden Bahnfahrt mit Hindernissen erzählen will: „Jetzt spielen wir MenschÄrgereDichNicht!“ Nur um gleich wieder in den höchsten Tönen von ihren Großnichten zu schwärmen!

Warum lasse ich das zu? Warum gebe ich immer so schnell klein bei? Warum behaupte ich mich nicht und verteidige die Rede meiner Kinder nicht? Der eine Grund, das zu schlucken ist, dass ich auf diese Frau angewiesen bin. Zudem ist sie treu, sie kommt immer wieder – auch deswegen, weil sie ansonsten niemanden hat, den sie als Fußabtreter nehmen kann! Warum lasse ich das mit mir machen? Gut gehts mir damit nicht!