Kuddelmuddel

wie ist das eigentlich mit gar nicht?

Gelernt habe ich: gar nicht, wird gar nie zusammengeschrieben!  Ich gebrauche das sowieso selten, weil es Garnichts bei mir nicht gibt. Es ist schon verrückt, das eine Wort wird auseinandergeschrieben und wenn ich es zusammenschreibe, kreidet es mir die Rechtschreibkorrektur von WortPress nicht an und beim Substantiv zeigt es einen Fehler. Versteh einer die Welt!

Die Welt – hat nicht jede*r seine/ihre andere? Aber ich sehe, dass nicht nur meine aus den Fugen geraten ist. Der Frühling ist da, wir sitzen  mit älteren Helfern auf der Terrasse – ein vorgezogener Osterkaffeenachmittag. Es wird nicht über den Krieg gesprochen und gar nicht über Corona. Sie sitzen im Sonnenschein, essen Kuchen und reden. Die Junioren sitzen dabei und hören zu. Sie reden übers Wetter, ihre Krankheiten, darüber, dass es schön ist, endlich wieder draußen sein zu können und wann und wie oft sie zum Arzt gehen. Ich bin froh, Gastgeberin zu sein – so kann ich mich nicht richtig am Gespräch beteiligen. Die Menschen am Tisch sind zufrieden. Denen geht’s gut. Das freut mich. Auch der Kerle ist glücklich, zwar müde, aber er hält sich tapfer auf dem Rollstuhl. Das Töchting strahlt den älteren Mann an, beim MenschÄrgereDichNicht-Spiel gewinnt sie haushoch.

Mir geht’s gar nicht mal so schlecht… 

Behinderung, Kuddelmuddel

PEG

Das muss ich erzählen, denn es ist schön. Noch lange kein Happy End, aber nicht mehr diese große Angst. Die Angst, dass mir der Kerle vor Augen verhungert! Diese Entscheidung, eine PEG-Sonde legen zu lassen, war richtig. Sie nimmt mir den Druck raus, wenn auch mit der PEG nicht alles gleich gut ist. Es gibt immer noch Phasen, in denen ich zittere – besonders, wenn der Kerle unvermittelt anfängt zu husten. Oder, wenn das Töchting weint, weil sie das eine oder andere nicht essen bzw. trinken mag. Unser Leben ist nicht normal, wird es nie sein! Essen wird immer ein Thema bleiben, schon deswegen, weil man essen muss. Dabei mögen beide Junioren gerne ausgefallene Sachen – nur kann ich im Voraus nicht sagen welche. Kann sein, dass ich genau das verkehrteste anbiete. Da unterscheiden sie sich nicht von Kindern. Sie sind nur keine Kinder mehr. Das macht es kompliziert. Ich will und darf nicht über ihre Köpfe hinaus bestimmen, muss und will respektieren, dass sie einen eigenen (starken) Willen haben, der berechtigt ist. Ich muss aber auch dafür sorgen, dass sie gut versorgt sind. Ich muss Entscheidungen treffen, die nicht immer Wohlwollen hervorrufen. Frust gibt es auf allen Seiten. Zumindest ist der Kerle ernährungsmäßig sicher. Er wird nicht verhungern.

Nicht genug Nahrung zu bekommen, schwächt nicht nur den Körper. Auch die kognitiven Fähigkeiten leiden. Der Kerle war geistig überhaupt nicht mehr fit, er war, gelinde gesagt, völlig von der Rolle. Jetzt fragt er wieder. Jetzt redet er wieder. Jetzt interessiert er sich wieder für Politik. Jetzt wird es wieder anders anstrengend. Die PEG legen zu lassen, war eine der besseren Entscheidungen, die ich im letzten Jahr getroffen hatte.