Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

auf und ab

Mein Seelenleben fährt wieder Achterbahn! Mich plagt schlechtes Gewissen. Ich habe schon wieder Angst niemanden gerecht zu werden. Wenn etwas besonders gelungen war – auch mit defekten Aufzügen an beiden Bahnhöfen und dem resultierenden Treppensteigen mit Rollstühlen – ganz schön anstrengend, sag ich euch. Mit einem abgeschlossenen Klo, für das der genormte Euroschlüssel nicht passt und Wiebke fast in die Hose gemacht hätte. Mit Junioren, die bei extremer Hitze animiert werden müssen zu trinken. Wenn so ein gemeistertes Wochenende vorbei ist, dann falle ich tief. Die Anspannung ist weg. Der normale Alltag hat genügend Spannung, und die wird dann, wie der berühmte Tropfen zu viel. Ich muss, so sagt Wiebke und sie kann es kognitiv nicht verstehen, schnell ein neues Tablet besorgen. Mit dem Sozialamt habe ich obendrein auch noch Ärger. Carsten hat mal wieder abgenommen, obwohl es ihm offensichtlich kognitiv gut geht. Aber der Körper ist extrem schwach. Inzwischen habe ich mir unter dem Stress meine Unterschenkel aufgekratzt – die Neurodermitis blüht. 

Es wäre jetzt so schön, wenn jemand mit mir hier sitzen würde… Entschuldigt diese Momentaufnahme, relativiert es bitte nicht. Ich weiß selbst, dass andere Menschen auch Stress und Kummer haben. 

Alltag, Behinderung, Familie

frieren im Sommer

Heute friere ich. Wir sind alle viel zu luftig angezogen, tragen keine Socken und nasse Füße nach dem Sturzregen laden die Erkältung geradezu ein. Der Kerle hustet: „Mama, was ist das für ein Sommer?“ Ich hole das Handtuch und rubble ihn warm. Das Töchting will nicht angefasst werden: „Lass mich.“ sagt sie und zieht sich das nasse T-Shirt alleine aus, verlangt ein neues und den ‚Kuschelpullover‘. Mir selbst ist inzwischen wieder warm, kann mich aber noch nicht umziehen, weil Carsten bibbernd an der triefenden Hose zerrt. Habt ihr schon mal einen zitternden Menschen mit Spastik in den Beinen ausgezogen – gestaltet sich nicht einfach und wenn er auch noch motzt, dass das Wetter kacke, doof und – nee, ich sag die Wörter nicht – ist, dann macht das keinen Spaß. Er sitzt endlich eingemummelt in der Decke vorm Tablett. Wiebke singt und trinkt warmen Pfefferminztee und ich zieh mir Socken an…

Behinderung

Applaus

So gut es geht, so gut ich kann. Ich möchte keinen Applaus dafür, dass ich mit meiner Behinderung mein Leben lebe. Aber Verständnis dafür, dass es für viele Menschen (und deren Angehörige) mit Behinderung ein Kraftakt ist, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ist durchaus angebracht. Und das leider liegt in erster Linie an den vielen Barrieren, die uns Menschen mit Behinderung in den Weg gelegt werden. | Raúl Krauthausen

Ich kann das voll und ganz unterschreiben und Versuch ja auch hier im Blog aufzuzeigen, welche Steine ich tagtäglich wegräumen muss. Ein bisschen Anerkennung – und nicht nur nicken, was im übrigen ja nicht gesehen werden kann – ein bisschen Zusprache und vor allem Hilfe, in dem Sinne, dass nicht noch mehr Steine,  Hindernisse etc. in den Weg geworfen werden, stattdessen Menschen, die die Steine sehen, diese wegräumen, das täte allen behinderten Menschen gut.