Gedanken

Smalltalk – Deeptalk

Menschen wollen sich von Menschen verstanden wissen.

Anstrengend. Beides. Für mich jedenfalls. Dennoch ziehe ich Deeptalk dem Smalltalk immer vor. Ich mag nicht übers Wetter reden, wenn ich aus dem Fenster gucken kann. Über das reden, was meine Nachbarin über ihre Friseurin sagt – nee, sie sagt ja Frisöse – interessiert mich nicht. Stattdessen möchte ich wissen, wie es ihrem Kind geht. Wenn sie es nicht erzählen mag, ist es auch okay. 

Man sagt mir immer nach, ich interessiere mich nur für mich und nicht für andere Menschen. Dabei liebe ich Menschen, nur sie sollten bitte nicht zu oberflächlich sein.*

Fragmentarisch und vielleicht auch nur abgedroschenes Geplänkel!

∙∙∙∙∙

* …und schon wieder mag die eine oder andere Arroganz herauslesen.

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨ Kommentare sind herzlich willkommen.

13 Gedanken zu „Smalltalk – Deeptalk“

  1. Stephanie Jaeckel sagt:

    Vielleicht ist das etwas, eine Art Schutzmauer. Und – zu Recht: Wer, wie Du, viel an der Backe hat, schätzt Zeit anders ein. Wünscht sich Ruhe. Oder eben vor allem Input.

    Dennoch ist natürlich ein Funke Arroganz darin, Äußerungen in Small und Deep zu unterscheiden. Vielleicht haben nämlich andere andere Schutzmauern. Sie möchten nicht über sich reden, weil es sie zu sehr belastet. Und dann muss auch mal die Frisöse herhalten.

    Jede und Jeder hat das Recht, etwas mehr zu mögen als etwas anderes. Gefahr ist im Aufzug, wenn wir „anders“ als minderwertig wahrnehmen. Es mag für uns beim besten Willen nicht passen, es ist aber per se nicht unbedingt – sagen wir – dümmer. Es ist vermutlich nur eine andere Strategie.

    1. piri sagt:

      Ich steh zu meiner Arroganz! Auch die ist Schutzmauer, um ja nicht jeden an mich ranzulassen. Meine Nachbarin hat ebenso eine Arroganz, denn sie übersieht mich geflissentlich – aus welchem Grund ist mir inzwischen auch egal!

      Wer hier schon länger mitliest weiß, dass ich jeden gelten lasse, solange er sie mir nicht in die Quere kommt. Deine Kommentare sind mir jedenfalls herzlich willkommen.

  2. Gudrun sagt:

    Ich finde es sehr angenehm, mit meiner Gartennachbarin ein Schwätzchen über den Gartenzaun zu machen, ohne alle Verrenkungen. Und dass so etwas gut tun kann, ist mittlerweile erwiesen. Die Nachbarin ist sehr krank. Sie hat nie darüber gesprochen und ich habe nicht gefragt. Umwerfend poetisch sind unsere Gespräche nicht, aber sie freut sich immer, wenn ich komme. Und ich glaube, das ist es wert.
    Eine Freundschaft mit einem Uniprofessor entstand, weil wir uns am Anfang über die unglaubliche Unordnung in den Zimmern unserer Söhne unterhalten haben. Alles hat seinen Anfang und wie sich weitere Gespräche entwickeln, bestimmen wir doch ein bisschen mit.

    1. piri sagt:

      Ja, jeder wie er/sie mag. Ich kann es nicht und ich weiß, dass ich einen Preis dafür zahle!

      1. Gudrun sagt:

        Das ist sehr schade.

        1. piri sagt:

          Verstehe ich jetzt nicht! Ehrlich.

  3. Izzy sagt:

    Ich bin keine Smalltalkerin. Es fällt mir oft schwer zu sprechen, vor allem wenn ich innerlich nicht wirklich dabei bin – wenn mein Denken stockt oder sich verknotet, wenn mich die Situation rhetorisch überfordert oder zu viel auf einmal passiert. Dann kann ich dem Gespräch nicht mehr folgen, kann Informationen nicht speichern, nicht antworten. Es fühlt sich an, als sei der Mensch mir gegenüber weit entfernt von meinem inneren Raum.

    Was dann bleibt, ist nur die Oberfläche – ein dünnes, fast leeres Gefühl, das bei mir einen schalen Beigeschmack hinterlässt. So eine Art stilles Unbehagen.

    Piri hat recht: Wenn man sich dessen bewusst ist, zahlt man einen Preis dafür. Aber es ist immer noch günstiger, als sich ständig erklären zu müssen – vor allem, wenn das Erklären mehr Kraft kostet als die eigentlichen Umstände. Und wenn man sich selbst dabei immer wieder das Verständnis verweigern müsste, das man doch gerade so dringend braucht.

    1. Gudrun sagt:

      Es ist schade, dass du „einen Preis dafür zahlen“ musst. Du hast es selbst so geschrieben und ich wünsche mir, dass alles einfacher für dich geht, auch der Umgang mit anderen. Ich weiß, dass es schwer ist für dich.
      Was ist daran nicht zu verstehen?

      1. piri sagt:

        Jetzt nachdem du es erklärt hast, verstehe ich das auch.

  4. gerlintpetrazamonesh sagt:

    Arroganz? Nein, die las ich nicht. Eher vielleicht ein klein wenig Unsicherkeit… Was den Smalltalk betrifft, den ich wenig schätze, so mußte ich doch lernen (sowohl Studien geben das her als die Lebenserfahrung), dass er wichtig ist. Belangloses Wortplätschern zum Herstellen einer Gemeinsamkeit, einer sozialen Basis, auf der weitere Worte fallen können… Nein, ich bin da nicht gut drin. Aber schon viel besser geworden! Früher ging das gar nicht. „Alle reden über das Wetter – wir nicht“ stand einst, vor langer Zeit, auf den Plakaten der (staatlichen) Bahn, das behaupten sie jetzt dort nicht mehr, dann stand es auf den Plakaten derer, die die Gesellschaft verändern wollten und die auf ihrem Marsch durch die Institutionen selbst institutionalisiert wurden, lukrative Jobs fanden und so – bleibt uns übers Wetter zu reden.

    1. piri sagt:

      Wenn ich denn nur ein Quäntchen Smalltalk könnte, bei mir ist es immer hölzern und klingt einstudiert – was es tatsächlich auch ist.

  5. Walter sagt:

    Da bin ich ganz bei dir, Piri. Smalltalk kann ich nicht – und interssiert mich eigentlich auch nicht. Hingegen den Deeptalk, das intensive Gespräch, liebe ich über alles, am liebsten zu zweit oder dritt. Sind’s mehr, wird es oft zur Diskussionsrunde, wo jeder seinen Standpunkt verteidigt – und vor lauter Verteidigung nicht mehr zuhört …

    Aber (ein kurzer) Smalltalk dient oft auch als Einstieg zum intensiveren Gespräch.

    Und noch was: Wenn du arrogant wärest, würden wir das hier merken. Du magst schroff sein, aber Arroganz ist was ganz anderes.

    1. piri sagt:

      Oh ja Walter, ich bin schroff – der Arroganzvorwurf steht dennoch im Raum. Überheblich sei ich, sagen welche, wenig einfühlsam und hochmütig, ich käme mir als was besseres vor!
      Auch wenn es nicht stimmt, gesagt worden ist es.

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