Selbstgespräche

Wenn ich morgens viel zu früh wach werde, dann sitze ich mit der Kaffeetasse, die gefühlt immer leer ist am Tisch oder ich laufe rum, sortiere Dinge von der einen auf die andere Seite, öffne Haustüren – nicht anderer Leute Haustüren, Gott bewahre, aber wir haben derer zwei, wenn ich die Kellertür mitzähle – bin auf dem Klo (aber das geht euch nichts an); also wenn ich einmal wieder, weil ich nicht mehr schlafen kann, quasi aus dem Bett falle, dann rede ich mit mir, wie mit einem ungezogenen Kind.
Ich maßregele mich, weil ich wieder viel zu ungeduldig bin. Weil ich mich wieder über Dinge und Leute aufrege, die mich gar nichts angehen. Ich erzähle mir, dass ich doof aussehe und antworte, dass das überhaupt nicht stimmt. Ich glaube mir selbst nicht und bin doch die größte, schlaueste und schönste des Morgens. Wenn ich dann den Fernseher anmache, kommt sofort meine innere Stimme und mahnt, dass ich doch eigentlich keine Nachrichten schon am frühen Morgen sehen will – kein Krieg, keine Hungersnot und nicht den Sieg der deutschen Männerfußballnationalmannschaft. Eventuell noch den Beitrag über den Buchpreis. Das Buch liegt hier und nun sollte ich den hochgelobten Roman auch lesen.

Komm! Mach dir noch nen Kaffee. Lass den Blödmännern und Blödfrauen doch ihre Meinung. Zieh dich an und weck – beizeiten – deine Junioren. Hey guten Morgen, wie geht’s dir?