… dann kommt etwas dabei raus, was älter ist als sie!
Der Musiktherapeut war wieder da. Erst haben sie getrommelt, also Wiebke hat und Carsten hat zugehört, dann haben sie gefachsimpelt und über Musikvorlieben gesprochen. Der Kerle liebt Musik, wenn es deutsche Texte sind kann er nach zweimaligen Hören mitsingen. Deep Purple fällt ihm schwerer: „Weil es ausländisch ist!“ Seit heute Nachmittag läuft Child in Time in Dauerschleife. „Es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht lernen kann!“ Mein Sohn ist ehrgeizig!
Manchmal so denke ich, gibt es hier nur noch Altfrauengeschwätz. Corona bedingt, oder woran lieg es? Man kann sich seine Apathie auch schönschreiben. Liegt es am Alter oder an den besonderen Umständen? Sind meine Umstände nicht noch umständlicher als die der anderen? So denken wahrscheinlich viele. Nicht nur ich. Mir geht’s doch gut. Ich vergammele nur ein bisschen. Seit einiger Zeit habe ich keinen Rock mehr angezogen, nur Jeans und Pullover. Wie langweilig! Wenigstens habe ich mir die Haare gefärbt und geschnitten – aber für wen? Wenn ich jetzt sage, für mich allein, dann lüge ich mir was in die Tasche. Jeder möchte gesehen werden. Der Mensch ist ein soziales Wesen und genießt auch Komplimente. Da kann man vom Kerle lernen! Der verteilt sie großzügig – die Komplimente und aller nehmen sie ihm auch gerne ab. Allerdings bekomme ich keine: „Mama, du weißt doch, dass ich dich gerne habe. Das muss ich dir doch nicht immer wieder sagen!“
Warum schreibe ich überhaupt noch Blogbeiträge, wenn es mir zugegebenermaßen schwerfällt? Wahrscheinlich aus Gewohnheit und deswegen, weil es meinen Tag ein bisschen durchbricht. Da könnte ich auch ein Coronatagebuch führen, wie es inzwischen einige Blogger machen. Aber auch das ödet mich an. Es ist immer dasselbe, beziehungsweise es wird noch ein wenig schlimmer und diese Pandemie endet nie. Dann könnte ich auch über andere schreiben – über meine Nachbarin zum Beispiel. Über das, was sie schon wieder gemacht hat. Nein, ich werde mich schwer hüten über andere zu urteilen. Weder über die alten, noch über die jungen Leute, noch über die Politiker und Krankenschwestern, Ärzte und Müllwerker werde ich mich auslassen. Denn wer bin ich denn, dass ich pauschalieren darf?
So bleibt es dabei, dass ich Alltagsgedöns erzähle, Altfrauengeschwätz halt …
Mein Kopf ist voller Ideen! Nur ausführen, ausführen müsste ich sie. Aber ich muss raus, was für meine Fitness tun. Aber es ist auch verdammt wichtig, dass die Junioren gut versorgt werden. Dem Kerle seine Brille ist fertig. Wir können sie abholen, aber wenn es wieder anfängt zu hageln, wenn wir loswollen, dann ist ein Weg, auch wenn es nur ein Kilometer ist mit zwei Rollis ganz schön weit.
Ich lese nicht mehr viele Blogs. Manche langweilen mich gar. Fotoblogs gucke ich gerne und da bekomme ich immer ein trauriges Gefühl. Meine Fotoausrüstung liegt brach, weil meine Kamera kaputt ist – aber habe ich überhaupt genug Zeit um zu fotografieren? Ich möchte mehr Gedichte schreiben. Nicht, dass ich es nicht tue, aber ich bin nicht zufrieden. Meine Gedichte sind, so sehe ich es, zu beliebig. Es ist im Moment kein Herzblut drin. Das ist grad woanders! Ich bin auf der Suche, nur weiß ich nicht genau wonach ich suchen sollte. Corona hemmt nicht nur mich. Die Junioren wollen endlich wieder Musik machen und das nicht nur hier Zuhause, sondern mit ihren Bandkollegen im Probenraum. Wiebke will Schlagzeug spielen und nicht nur trommeln. Carsten mit seiner Freundin im Duett singen. Auch ich möchte singen, wieder im Chor – aber gibt’s den noch, sind nicht die Stimmen alle eingerostet? Wer von den Junioren das nun genau gesagt hat, weiß ich nicht genau: „VerpissdichCorona, wirwollenleben!“ Jedes Wort unterstreiche ich und wenn es sein sollte, würde ich es auch in Großbuchstaben auf die Straße malen …