Behinderung, Kuddelmuddel

kurz vor 21 Uhr

Dieser Sonntag war aufregend hoch drei – aber er war trotzdem wunderbar. Mit Cola getränktem T-Shirt von Carsten, heißen Tränen von Wiebke, einer Begleiterin, die jede Bank testen musste und ihrem sehr verständnisvollen Bruder, dessen Geduld ich sehr bewundere. Mit einem Begleiter, der Höhenangst hat und der dennoch tapfer den Baumwipfelpfad mit uns ging, eine Flugbrille, die zum Glück nicht in Tannenästen hängen blieb und ausgesprochen netten Schiebehelfern, die sich mit dem Kerle herrlich verstanden und völlig entspannt blödelten. 

Mir war der vermittelnde Part zugewiesen – ausgerechnet mir. Das hat mich extrem geschlaucht. Aber ich war tatsächlich die einzige, die, die verschiedensten Menschen zusammenbringen konnte. Verblüfft bin ich, von mir selber verblüfft. Hätte man mir heute Morgen gesagt, dass der Tag so weiter geht, mit all seinen Pannen – erst lief die Kaffeemaschine über, dann war das Haargummi nicht das rote, sondern grün und Carstens Hose war plötzlich ultramodern, nämlich mit Loch am Knie…

Jetzt liege sogar ich schon im Bett. Mir tun die Füße weh, mein Mundwerkzeug schweigt und ich habe den Junioren für heute Abend ein Schweigegelübde abgenommen – denn geredet haben sie heute nur einmal. Nämlich immer!

Ich dachte eigentlich, dass der Tag gestern nicht zu toppen war – aber der heute, hat noch einen drauf gesetzt. Muuude bin ich, geh zur Ruh…

Behinderung

Tür zu

Es ist gut! Alle sind zufrieden! Carsten schreit die Sportschau  – ob an oder mit oder aus oder was weiß ich, das kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist er sehr laut! Wiebke hat mich gerade angemeckert, dass wir vergessen haben, ihr keine Mütze aufgesetzt zu haben:  „Meine Ohrenschmerzen sind heftig! Das wirst du (sie meint mich) auch noch büßen!“ Ich habe ihr die neue Mütze angeboten, bevor wir losstiefelten. Aber diese wollte sie nicht: „Ich bin doch nicht blöd und trage bei Sommerschein ’ne Mütze über die Ohren!“ Tja!

Oh Gott, ich muss die Tür schließen. Dritte Bundesliga scheint dramatisch zu sein – was ist dann erst in den oberen Ligen?

Die Herrschaften sind nicht ausgepowert – ich bin’s. Wir waren den ganzen Nachmittag unterwegs. Endlich mal wieder richtig spazieren gehen. Nicht nur ein kurzes Stück bis zu den Eseln und zurück. Ein bisschen weiter und im flotten Tempo. Schön war’s. Anstrengend war’s. Aber schön! Spätsommerwetter am Herbstanfang, am Bach entlang zum Rückhaltebecken, über die abgeernteten Felder zum Aussiedlerhof mit Café. Schon lange kein Geheimtipp mehr und recht überlaufen. Aber den Kaffee haben wir uns verdient! Eine Bandkollegin von Carsten & Wiebke hatte heute Zeit für uns… Ich danke dir M., auch wenn du es nicht liest!

Mein Töchting meint mich befreien zu müssen und öffnet die Tür zum Wohnzimmer. Gleich kommt mir wieder Fangeheule ins Ohr. Wiebke klagt: „Carsten hat so laut Sportschau!“ „Na, dann geh doch in dein Zimmer!“ „Dann hör‘ ich doch nix mehr!“ Ja, was denn nun? Zwischendurch meldet sich der Kerle und meint: „Du Mama, du brauchst jetzt nichts mehr zu essen zu machen. Ich bin satt von der Sportschau – ziemlich bedient!“ Ich glaube, ich mache die Tür wieder zu! Und ich wünsche Carsten einen Mann an der Seite, der seine Fußballleidenschaft teilt. „Mama, du hast keine Ahnung!“ Mir wünsche ich eine Schüssel, meine geschundenen Füße drin zu baden. Zwischen kleinem und zweitem Zeh habe ich – glaube ich – eine Blase. Und Wiebke – so glaube ich zu hören – plündert gerade den Kühlschrank. Ich muss mal in die Küche humpeln und ihr zum Käse auch ein Brot geben!

Kuddelmuddel

2 Jahre

Auf diesen Bildern war ich ungefähr 2 Jahre alt!

Ein Minifotoalbum habe ich. Meistens hat die Fotos ein Bruder meiner Mutter gemacht. Ich war nur phasenweise ein fröhliches Kind, habe viel auf der Treppe vor der Haustür gesessen und den anderen Kindern beim spielen zugeguckt! Diese Puppe gibt es noch – ich hoffe sehr, sie kommt auch zu mir.  Später hatte ich eine Puppe mit langen dunklen Haaren. Irgendjemand hat lange gespart, um sie mir schenken zu können. Eines Tages war die Puppe verschwunden und mit ihr eine Kinderschere. Ich hatte plötzlich einen schiefen Pony und meine Oma ahnte schon etwas!

„Sag mal Kind, wolltest du Friseur spielen?“ Da habe ich ihr die Puppe gezeigt. Ich hatte sie unter ein großes Kissen auf dem Küchensofa versteckt – zusammen mit meinen, den Puppenhaaren und dem Tatwerkzeug.