Gedanken

Monothematisch

Es stimmt ja nicht wirklich, dass dies Blog hier monothematisch ist. Die Schwerpunkte wechseln. Legen Finger in Wunden – meist meine eigenen Wunden. Immer wieder ist die Angst da. Manchmal als Furcht, und wenn es so ist, dann weiß ich den Grund und nehme meinen Mut zusammen und gehe es an.

In einem geschützten Beitrag habe ich über Aporie geschrieben. Wikipedia erklärt es noch einmal anders.  An der Ausweglosigkeit ändert das für mich nichts.  Da kann ich strampeln wie ich will. Glaubt mir, ich strample. Ich sitze nicht still in der Ecke und warte auf die gute Fee! Ich würde mich freuen, sie käme. Die eine große Frage, die mich umtreibt ist die: Wer kann mir helfen Hilfe zu finden?

im Frühjahr/Frühsommer war ich in der Tagesklinik. Seitdem bin ich noch verunsicherter. Es ist weder auf meine autistischen Züge eingegangen worden, noch habe ich Psychopharmakon bekommen, noch ausreichende Gespräche. Stattdessen hab ich Gedächtnistraining gemacht und gemalt. Die Gesamtsituation Zuhause war kein Thema. Nur ich. Eigentlich gut, möchte ich doch auch einmal im Vordergrund stehen, aber ohne die Junioren wird kein Paar Schuhe draus – da hüpfe ich mit Stöckelschuh auf einem Bein.

Sie müssen was für sich tun, heißt es allenthalben. Haben Sie keine Interessen? Es gibt doch morgens auch Angebote in der Volkshochschule! Oder eine Selbsthilfegruppe! Hat die Kirchengemeinde keine Angebote? Natürlich gibt es das alles und noch viel mehr. BauchBeinePo am Morgen, oder englische Konversation – mein Englisch ist eine Katastrophe, aber das was ich brauche reicht mir. Einen Literaturkreis gibt es nicht und der, den ich initiieren wollte ist leider nicht zustandegekommen. Die Angstselbsthilfegruppe, zu der ich gerne gehen würde ist ausgerechnet dann wenn die Junioren ihre Bandprobe haben – aber natürlich nicht zeitgleich und vereinbar.

Du musst was machen! Du musst, das wird mir immer wieder gesagt. Bleib nicht Daheim sitzen, geh raus, sagen sie – auch Geschwister, die sich ansonsten schweigend verhalten und als ich fragte, ob sie mit uns in Urlaub fahren: Ja, können wir ja mal machen! Gesagt, vergessen und somit abgehakt. Es schmerzt auch wenn ich es vorher ahnen konnte dennoch sehr. Carstens Sturz hat bei einer von  fünf Geschwistern eine kurze Reaktion hervorgerufen. Die anderen haben nicht einmal reagiert! Dafür die Bilder dann von deren Urlauben wurden gebührend gefeiert. Ich gönne ihnen den Urlaub von ganzem Herzen. Aber mal eine Woche mit uns – nicht unbedingt in die Normandie, Dubai, Schweden oder an den Gardasee – das könnte doch mal drin sein. Sie sind fast alle nicht mehr berufstätig! Ich solle nicht traurig sein, sagen sie. Die Junioren sind es aber und ich auch.

Es ist nicht nur ein familiäres Problem, es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Behinderte Menschen, Menschen am Rand der Gesellschaft sind ein teures Problem. Unser jetziger Bundeskanzler will Sozialabgaben kürzen und gleichzeitig steigen die Preise für Assistenzen jeder Art. Fakt ist, dass pflegende Angehörige, die jetzt schon am Limit sind, früher oder später völlig ausbluten …

….

So viel zur Monothematik. Aber ich bin doch so viel mehr. Meine Gedichte, Zeichnungen, Fotos etc. pp.

Seht es mir nach, wenn ich nicht jeden Kommentar beantworte. Auf manche möchte ich zynisch reagieren und das käme nicht gut an. Ein richtiger Austausch findet ja eh selten statt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

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Einmal wieder ein Kuddelmuddelgedankenchaos. Aufgeschrieben bevor ich die Junioren für die Werkstatt wecke, anziehe, motiviere, ihnen Mut mache und gestärkt in den Tag lasse.

Veröffentlicht von piri

Ich bin ganz schön viel und ganz schön wenig, ich bin Mutter, Hausfrau und Dichterin in allen Lebenslagen. Im Autismus-Spektrum bin ich obendrein. In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ❤️ | ✨ Likes✨ sind okay, Kommentare sind herzlicher willkommen.

2 Gedanken zu „Monothematisch“

  1. Walter sagt:

    Liebe Piri

    Danke für dein grundehrliches GedankenKnuddelmuddelchaos! Ich verstehe und habe kein Patentrezept. Wenn es das gäbe, hättest du es längst in die Tat umgesetzt. Was ich aber aus deinen Wortmeldungen meine lesen zu können: Da gibt es ein Dilemme zwischen deinem Muttersein mit ganzem Herzen von Kindern/Jugendlichen mit Behinderung und deiner sozialen Isollation, die teils dadurch bedingt ist, aber noch verstärkt wird durch deine neurologische Konstellation, aka die Autismus-Spektrum-Störung (was für ein Wort!).

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass du beide Herausforderungen, würden sie getrennt auftreten, mit Bravour meistern würdest oder sie jedenfalls so gestalten könntest, dass alle Beteiligten ein gutes Leben haben. Die Kombination hingegen ist – nein nicht tötlich, aber ein Dilemma, zumal ja die gesellschaftlichen (und familiären) Gegebenheiten, zum Beispiel in Sachen Entlastung, wenig bis überhaupt nicht hilfreich sind.

    Guter Rat ist teuer. Und den brauchst du ja auch nicht. Bist selbst klug genug. Doch wenn du, wenn auch nur für ein paar Wochen/Monate, die beiden Herausforderungen in einem guten Setting, wo es dir wohl ist, voneinander trennen könntest, wäre vielleicht einiges gewonnen.

    1. piri sagt:

      Danke Walter! Dein Kommentar macht mir auch Stress, aber ganz anders und ein bisschen habe ich auch das Gefühl; ich werde nicht angegriffen, sondern gestützt. Was du schreibst stimmt alles. Ich stecke mitten drin im Dilemma und suche den Ausweg. Beziehungsweise sollte der gordische Knoten nicht zerschnitten werden, sondern aufgedröselt. Das kann ich alleine nicht. Aber dazu brauchts keine Vor- oder Ratschläge von außen, da brauchts jemanden, der/die ganz praktisch mitanpackt und vorsichtig Schlinge für Schlinge löst.

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