Darf man ab heute seine Wäsche zum trocknen wieder raushängen? Die Rauhnächte sind doch vorbei! Erklär mir einer diese Nächte, sie erschließen sich mir nicht. Als Kind habe ich davon nie gehört, als Jugendliche fand ich sie albern und als junge Erwachsene hatte ich keine Zeit für diesen Firlefanz und jetzt will ich eigentlich auch nur wissen, warum soviel Bohei darum gemacht wird?
In meiner Familie, in beiden Großelternfamilien wurde um Aberglaube – und ich stecke diese Nächte in diese Ecke – nie ein Deut gemacht. Eine Familie war vordergründig sehr christlich, was ich jetzt im Nachhinein bezweifeln möchte und die andere Familie war einfach nur pragmatisch. Da hatten Feen und andere Fabelwesen – berichtigt mich, wenn ich falsch bin – nichts zu suchen. Mein Opa war zwar Geschichtenerzähler, aber seine handelten von Münchhausen, Alfred Wegener, Thor Heyerdahl und Nils Holgersson von Selma Lagerlöf. Keine Rauhnächte – wenn gleich es in Schweden es bestimmt auch solche gibt.
Gedankenwechsel – ich lese! Endlich lese ich wieder etwas für mich. Nicht nur zwischendurch, sondern intensiv mit juckenden Fingern, um Eselsohren ins Buch zu knicken. Matt Haig: Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben. Obwohl mir meine Psychologin keine schwere, eher keine Depression diagnostiziert hat, so kann ich mit meiner massiven Angststörung fast auf jeder Seite nicken und sagen. Ja, so ist es. Ich bin nicht alleine. Es ergeht anderen auch so. Allerdings verstärkt es ein bisschen meine Einsamkeit, weil Matt Haig davon schreibt, dass reden hilft – doch mit wem soll ich das tun? Wem kann ich das zumuten?
Eselsohren hat dies Buch noch keine. Noch ist es zu jungfräulich, aber es gibt bei mir Bücher, die strotzen vor umgeknickten Ecken und das sind meine meist geliebten Bücher. Aber eins ist sicher, in Romane kommen keine Knicke – nur in Sachbücher. Momentan lese ich bevorzugt Sachliteratur, Gedichte oder den Junioren vor. Wiebke mag Tiergeschichten. Psssst, nicht weiter erzählen, diese langweilen mich. Carsten hat nach dem Mittelalter – Mama, wir machen erst mal eine Geschichtspause! – Fantasiegeschichten entdeckt und später werden wir in Kanada mit dem Leichtflugzeug unterwegs sein.
Heute ist hier noch Feiertag. Morgen geht’s endlich wieder los – wenn denn Carsten nicht mehr so heftig hustet. Wir beiden haben einen Wettstreit und Wiebke ist die lachende Schiedsrichterin. Um gleich darauf ihrem Bruder einen Bonbon zu reichen. Außerdem, sagt sie, musst du viel trinken! Ich muss die Rollstühle noch putzen. Ahh bäh, kann mal jemand kommen und das übernehmen?
Reiner sagt:
dass reden hilft – doch mit wem soll ich das tun? Wem kann ich das zumuten?
Schaue mal hier:
https://www.ea-selbsthilfe.net/
https://www.ea-selbsthilfe.net/wp/wp-content/uploads/EA-Meetingliste-Internet.pdf
Grüße, Reiner
piri ulbrich sagt:
Selbsthilfegruppen treffen sich oft/meistens abends und da bin ich gebunden. Ich kann meine Junioren nicht alleine lassen.
Nachtrag: hab grad gesehen, dass es hier auch gar keine solche Gruppe gibt.
Wechselweib sagt:
Matt Haig ist ein super Typ. Von ihm ist auch der großartige Roman „Die Menschen und ich“, den ich dir wärmstens ans Herz lege.
Wechselweib sagt:
Nachtrag: Matt Haig meinte mit Reden hilft vermutlich mit einem Therapeuten reden und das tust du ja schon.
Nach meiner Erfahrung (Depression mit Angstsymptomatik, momentan im Griff) ist es nicht sinnvoll, mit den Menschen aus dem Umfeld so ausführlich darüber zu reden: sie sind überfordert, nicht dafür ausgebildet und man bereut es vielleicht hinterher. Jemand nicht Beteiligtes von außen ist besser.
piri ulbrich sagt:
Nein, er meint mit jemandem reden überhaupt! Muss ja nicht über die Angst sein – nur reden und wissen, dass jemand da ist.
Wechselweib sagt:
Okay … Ja, das habe ich auch immer gemacht. Der Mensch ist halt einfach nicht als Eremit gedacht.
Mir hilft übrigens auch das Bloggen.
piri ulbrich sagt:
Ich habe aber niemanden …
Barbara sagt:
Viele benutzen ihren Blog dazu…. das machst Du im Grunde ja auch.
piri ulbrich sagt:
Blogs sind doch nur ein kümmerlicher Ersatz für ein echtes Miteinander – aber, ich gebe zu, wenn ich dieses Blog nicht hätte, dann wäre ich noch einsamer!
gerda kazakou sagt:
Rauhnächte sind auch für mich erst durch die Bloggerei in mein Gesichtsfeld gerutscht. Vorher kannte ich sie nicht. Allerdings gab es die Rede von Wotans wilder verwegener Jagd, und daher das Verbot, Wäsche aufzuhängen. Die wilde Jagd könnte drüber stolpern und sich ärgern. In Griechenland gibt es die Kallikanzari, das sind üble Geselllen, die zwischen den Jahren aus der Erde kommen und Unfug treiben. Insbesondere lassen sie Sachen verschwinden – man sucht und sucht, und plötzlich sind sie wieder da. Oder etwas geht kaputt, etwas fällt dir auf den Kopf, der Kamin qualmt – nichts wirklich Bösartiges, nur eben ärgerlicher Schabernak.
„Zwischen den Jahren“ ist auch zwischen den beiden Weihnachtsfesten: dem 24-25. Dezember. der Westkirchen und dem 6.-7. Januar der Ostkirchen, das heute gefeiert wird. Die Rauhnächte sind sicher ein Überbleibsel aus vorchristlicher Zeit und haben in unserer elektrifizierten Welt eigentlich keinen Platz mehr. Aber viele Menschen sehnen sich eben nach einer intimeren Verbindung mit den Naturkräften, als sie heute gelebt werden kann.
Liebe Grüße! Gerda
piri ulbrich sagt:
Gegen Mythen und allerlei Geschichten habe ich nichts – ich kann da nur nichts mit anfangen. Dass Dinge verschwinden hat einen Grund, vermutlich sind sie verloren oder verlegt worden. Und die rauen Winde haben eben die Wäsche – von der es ja nicht so viel gab wie heute – von der Leine gerissen. Eine Erklärung findet sich immer. Wenn ich etwas erklären kann oder erklärt bekomme, dann kann ich das akzeptieren, nur irgendwelche Feen und Geister, diese gehören für mich ins Reich der Märchen. Was nicht heißt, dass ich Märchen nicht mag.
Der Emil sagt:
.
piri ulbrich sagt:
Was willst du damit sagen?