Fledermäuse kann ich nicht fotografieren

Sie sind einfach zu schnell und zu elegant! Wie sie immer haarscharf am Giebel vorbeifliegen und im Flug die Fliegen fangen. Gestern Abend habe ich frierend auf der Terrasse gesessen und ins Nichts geschaut. Nur die Fledermäuse leisteten mir Gesellschaft. Alles andere war weg. Nur ich und die Nacht. Atmen und sitzen, Stille aushalten und nichts denken – an keinen Wasserschaden, für den ich keine Versicherung habe, an keinen sehr dünnen Kerle, an kein Töchting, das aus Solidarität auch nichts trinkt, an keine Bauchschmerzen, weil ich diese mit Gin betäubt habe. Ruhig, gelassen, halbwegs entspannt habe ich den Fledermäusen hinterher geguckt und nicht einmal versucht, sie zu fotografieren.

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Kniehang

Ich wollte, ich wär‘ eine Fledermaus,
Eine ganz verluschte, verlauste,
Dann hing ich mich früh in ein Warenhaus
Und flederte nachts und mauste,
Daß es Herrn Silberstein grauste.
Denn Meterflaus, Fliedermus, Fledermaus –
(Es geht nicht mehr; mein Verstand läuft aus.)

Joachim Ringelnatz

Kategorien: Kuddelmuddel

5 Kommentare

  1. Ringelmatz ist einfach ne coole Socke.

  2. Ein Augenblick bleibt auch dann ein Augenblick, wenn man ihn einfach nur erlebt und nicht fotografiert.
    Weil man es nicht kann oder nicht will.
    In seinem Kopf (oder Herz) kann man ihn ja trotzdem behalten.

    • Wiederholen kann man nichts! Heute flattert hier keine Fledermaus, dafür klingt ein Gartenkonzert nach – ein christliches mit Cello, Percussion und Keyboard. Ein lauer Sommerabend zum sinnieren!

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