Was habe ich jetzt schon wieder alles falsch gemacht? Ich schreibe etwas, das andere vor mir und andere nach mir in ähnlicher Form auch schon geschrieben haben. Vielen wird mehr Aufmerksamkeit entgegen gebracht als mir, weil viele viel einfacher gestrickt sind, als ich. Das ist keine Wertung meinerseits – einfach heißt ja nicht dumm oder unintelligent. Es sind einfach Menschen, die nur halb so kompliziert sind, wie ich. Bei denen man vermutet, dass sie nicht jedes Wort wortwörtlich nehmen und von denen man annimmt, dass ihr Gedankenkarussell auch einmal Pause macht.
Aber ich mache mir die Mühe und nehme eine Audiodatei auf und kaum etwas passiert. Ich fotografiere und es ist selbstverständlich. Ich glaube, das ist es. Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich mache selbstverständlich ist. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer mir solche Selbstverständlichkeiten fallen. Wie viele von euch wissen bin ich Asperger-Autistin. Da ist es schon von vornherein nicht selbstverständlich, dass Allgemeinplätze als ‚einfach so dahingesagt‘ genommen werden. Ich finde so etwas total überflüssig und das siebendreihundertneunzigte Gute Besserung nervt mich eigentlich nur. Ja, ich merke, dass ich damit potentielle Kommentartoren von vornherein vor den Kopf stoße.
Heute, in der Frauenakademie ging es um Körpersprache und ich habe staunend gesessen, zugeguckt, versucht zu lernen und habe am Ende, außer einen rauchenden Kopf nur Kuddelmuddel drin vorgefunden. Offensichtlich, so habe ich es wahrgenommen, deute ich so manche Geste, manches Wort und manche Mimik völlig falsch. Das verwirrt mich sehr. In den letzten Jahren habe ich viel gelernt, kann manche Mimik richtig einschätzen und dachte eigentlich, dass das geschriebene Wort nicht missverständlich sein kann. Vermutlich bin ich da die berühmte Taube, die sich sehr täuschte. Möglich ist, dass meine Texte zu exakt sind – jedenfalls die, die keine Geschichten erzählen und so mit stehen.
G. hat in einem letzten Kommentar geschrieben, sie hätte nicht kommentiert, weil ich ihr die Kritik möglicherweise übel genommen hätte. Ich nehme keinen kritischen Kommentar übel. Ganz im Gegenteil, ich freue mich darüber. Ich antworte darauf – habe ich ja bei Bea auch getan ( diese Kommentare sind übrigens gelöscht). Bin ich so eine Frau Mahlzahn?
Diesen Beitrag möchte ich nicht als Selbstmitleidsgetue angesehen werden (was für ein krudes Deutsch), ich bin immer noch heftig krank – eine Rippenfellentzündung stecke ich jedenfalls, bei meinem normalen täglichen Routinen, nicht einfach in die Hosentasche und vergesse sie vor dem großen Waschen rauszunehmen…
gerda kazakou sagt:
Liebe Piri! Audiodateien höre ich mir selten an, ohne mitlaufenden Text sowieso nicht (ich bin schwerhörig). Und warum sollte ich – außer es handelt sich um Kunst – Fotos kommentieren? Ob du Asperger hast oder nicht, ist mir als Leserin vollkommen schnurz. Du schreibst, du bietest etwas an, weil du es möchtest – mit welchen Kosten für dich, ist doch mir egal. Ich lese, was mir gefällt, kommentiere, wenn ich meine, etwas zu sagen zu haben und nicht, um jemandem einen Gefallen zu tun.
Was mir nicht gefällt – ich habe es dir schon mal geschrieben – dass du dich so oft vergleichst mit „anderen“. Andere sind so viele wie Sand am Meer. Auf deine Frage bezogen: es gibt „andere“, deren Beiträge mich – ganz persönlich und eben auf meine Vorlieben bezogen – mehr interessieren und „andere“ weniger. das hat überhaupt nichts mit der Qualität der Beiträge zu tun. Deine Einträge interessieren mich immerhin in einem solchen Maße, dass ich sie regelmäßig lese, aber ich habe nicht genug Bezug zu deinen Thematiken, um sie jedes Mal auch zu kommentieren.
Nun wünsche ich dir vor allem, dass sich deine Gesundheit stabilisiert. Gute Nacht. Gerda
piri ulbrich sagt:
Ich danke dir für deine ehrliche Antwort. Damit kann ich etwas anfangen. Wenn ich dennoch enttäuscht bin, dass meine Audiodateien (von denen ich behaupte, dass es Kunst ist) so wenig Anklang finden.
Solche Kommentare, wie deine, so ehrlich, nicht aufgesetzt und ehrlich, ohne Interpretationsspielraum – solche mag ich sehr.
gerda kazakou sagt:
Guten Morgen.
Vielleicht wäre eine audiodatei für mich möglich, wenn ich den Text gleichzeitig lesen kann.
piri ulbrich sagt:
Demnächst werde ich den Text dazu schreiben.
Olpo sagt:
Kurz gesagt: It’s lonely at the top.
Du beantwortest Deine Verunsicherung im ersten Absatz eigentlich selbst: viele sind einfacher gestrickt. Na was sollen die anderes tun, als zur Kenntnis zu nehmen und nix dazusagen, weil nix können ? Bewundern kann man nur Ebenbürtiges. Aufschauen zu jenem, das man sich selbst nicht zutraut. Viele trauen sich die gleichen Dinge zu, die auch Du aus dem Ärmel schüttelst, mehr oder weniger. Nur sähen diese ja doch anders aus. Mir hat eine Tussi einmal gesagt: „Du denkst zuviel !“ – na geht’s noch ? 90% des Buchmarktes bestehen aus einer Buchschwemme von Kurzdenkern und Schwadronierern, deren einzige Philosophie es ist, möglichst von Allen geliebt zu werden und so schreiben sie auch – und das wir das angeblich alle wollen, mag durchaus richtig sein (doch mißtraue ich einer Psychologie, die alles vereinnahmen möchte). Und doch ist es eigentlich nicht verwunderlich, wenn der Intellekt des Gegenüber ein anderer ist als der eigene, daß dies ein unmögliches Unterfangen bleibt. Unterm Strich erkennen viele Menschen eben, daß Du sehr viele Talente hast – und die sind daher in einer geswissen Weise selbstverständlich – weil sie Deiner Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit entsprechen, als welche man/frau Dich sieht/einschätzt, die Du darstellst – daher bekommst Du nicht die Anerkennung, die Du Dir erwarten würdest, sehr oft. Auf der anderen Seite finden Menschen, die nicht unbedingt andere bzw denglisch ‚feedback‘ brauchen um sich ihrer Existenz bewußt zu sein, eigene Werke ziemlich genial – was in gewissem Sinne richtig ist. Im Vergleich mit dem Mainstream auf jeden Fall; nur einer Menge Schicksalsgenoss/inn/en geht es ebenso. Die stellen Gleichwertiges her, im positiven Sinn, sieh Dich um… auf dieser Schiene kann man Dir, wenn Du verunsichert bist, leicht ’nachweisen‘, überheblich zu sein – wie überheblich das doch ist ;)
Sehr viele Menschen besitzen autistische Züge – nur merken sie es oft bis an ihr Lebensende nicht. Aspergers sind unauffälliger, wenn das Syndrom nur leicht vorhanden ist. Die kleinere Zahl derer besitzt das, was ich ‚Künstlerseele‘ nenne – die tun sich dann ein bißchen schwerer mit der Anerkennung dessen, für das ihnen im Grunde das Verständnis fehlt, weil sie in der Philosophie des Mammons gefangen sind – es ist eigentlich ganz einfach …
Hoffe, ein bißchen gehelft zu haben und halbwegs verständlich zu sein.
Olpo
piri ulbrich sagt:
Aus dem Ordner gefischt.
B sagt:
Liebe Piri, ich höre Audiodateien selten, weil ich meist unterwegs bin und meine Kopfhörer nicht dabei. Nur Zuhause höre ich sie immer.
Ich bin auch nicht täglich hier.
Das Kommentieren bei Dir ist nicht immer einfach für mich. Wenn Du darüber schreibst, dass es Dir nicht gut geht, möchtest Du keine Genesungswünsche und auch keine Ratschläge. Was bleibt da übrig?
Wenn mich Beiträge nicht direkt ansprechen, schreibe ich nichts. Du machst das bei mir ja auch so. Ich denke, viele verfahren so. Unabhängig davon gibt es die, die nur liken, ohne zu lesen. Sie wollen Follower und nicht mehr. Zu denen gehöre ich nicht.
Genieß noch einen Kaffee, den trinke ich auch gerade.☕️
Liebe Grüße, Barbara
piri ulbrich sagt:
Alles okay!? Ja, du hast recht. Und es ist schade, dass du die Audiodateien nicht anhörst, denn da steckt eine Menge Herzblut von mir drin!
B sagt:
Dann werde ich es jetzt immer machen.
Ich höre auch nie Audibooks. Ich bin ein mehr visueller Mensch. Selbst früher bei Vorlesungen ohne Script hatte ich so meine Probleme.
piri ulbrich sagt:
Vielleicht sollte ich den Text dazu schreiben.
Olpo sagt:
JaJaJa … dreimalindiehändeklatsch
B sagt:
Mir würde es helfen, Deine Stimme höre ich übrigens auch sehr gern.
B sagt:
Ja, alles ok.
Paula sagt:
Deine Audiodateien höre ich sehr gerne, besonders Deine gute Aussprache und das Herzblut darinnen. Aber ich lese und höre nicht jeden Tag Deinen Blog, manchmal erst nach drei Tagen.
Sehr interessant, was Du da über Deine Wahrnehmung von Körpersprache schreibst. Wenn man Dir persönlich gegenübertritt, hat man jedenfalls nicht das Gefühl, dass Du etwas missverstehst, ganz „normale“ Kommunikation für mich.
piri ulbrich sagt:
Zu einem Großteil habe ich Körpersprache auswendig gelernt und natürlich mit dem Alter habe ich viel Erfahrung.
socopuk sagt:
Liebe Petra,
Ich höre deine Audios nur manchmal, weil ich WordPress fast nur unterwegs lese/schreibe, aber dabei nie Kopfhörer trage. Ich bevorzuge außerdem Text gegenüber Video und Audio, weil ich dann das Tempo selbst regulieren kann.
Also: mach weiter mit deinem bunten Mix, der mir insgesamt gut gefällt, sonst würd ich dir nicht folgen. Ich interessiere mich für dein und euer Leben und finde es toll da Einblicke zu bekommen, auch wenn diese Einblicke oft krisenhaft sind, mich oft nachdenklich, Gesellschafts-frustriert, hilflos zurück lassen. Manche deiner Beiträge, va Gedichte und Scherenschnitte, mag ich sehr sehr, anders ist mir fremd oder ich bin selbst grade nicht aufnahme/reaktionsfähig.
Soviel kann ich zumindest über mich sagen…
Herzliche Grüße, Anna
piri ulbrich sagt:
Es ist sehr facettenreich mein/unser Leben. Außerdem mag ich mich nicht in eine Schublade drängen lassen. Ich bin, wir sind mehr!
Carlie sagt:
Hallo Petra,
mir geht es auch so, dass ich fast nie Sachen im Internet anhöre. Ich habe ein oder zweimal deine Audios angehört und war wirklich beeindruckt – der Text hat in deiner gesprochenen Version für mich total viel Kraft gewonnen und ich hatte mir vorgenommen, ab dann deine Audios immer anzuhören. Bin aber noch nicht über meine Gewohnheit weggekommen.
Mich frustriert es auch immer wieder, dass ich relativ selten Kommentare zu meinen Beiträgen bekomme. Gleichzeitig kommentiere ich umgekehrt super selten, weil ich oft denke, ich hab nichts Konstruktives beizutragen und will keine leeren Worte hinterlassen. Ich lese aber sehr gerne bei dir mit, weil deine Texte klug sind, mich mal zum Lachen und mal zum Nachdenken bringen. Und dass du deine Gedanken und deine Kunst hier teilst, finde ich gar nicht selbstverständlich.