Eigentlich

Eigentlich sollte ich heute zum Check-up zum Doc, uneigentlich ist das nicht möglich, da die Junioren daheim bleiben wollten. Kann man verstehen. Nach den beiden Hiobsbotschaften von gestern. Die Nacht war ruhig, Carsten hat nur einmal geschrien. Wiebke nimmt das alles nicht so sehr mit – jedenfalls zeigt sie es nicht.  Ich bin durch den Wind. Meinen Sohn konnte ich trösten, meine Tochter auch. Wir haben gesprochen, und werden es heute noch oft tun, was wir zusammen erlebt haben, wie wir gesungen und gespielt haben. Carsten tut es gut zu reden und zu schweigen, er weint nicht. Aber wo soll ich mit meinen Tränen hin, wenn meine Kinder keine haben?

Eigentlich sollte ich heute endlich einmal wieder gründlich untersucht werden. Ich habe geschlampt, das gebe ich offen zu. Meine Bronchien rasseln und auch der eiserne Heinrich ist wieder da und schnürt seine Ringe um meine Brust. Von diversen anderen Zipperlein möchte ich nicht schreiben. Die Junioren müssten ebenfalls dringend zum Orthopäden. Beide sitzen, wie Schluck Wasser in der Kurve auf ihren Rollstühlen. Beide klagen über Rückenweh. An den Kampf mit der Krankenkasse um eine bzw. zwei neue Sitzschalen mag gar nicht denken. Das wird wieder viele Nerven kosten und Überzeugungsarbeit. Wenn ich mir vorstelle, dass laut Aktenlage entschieden wird, ohne die Menschen zu kennen, sie noch nicht einmal angeschaut werden, dann überkommt mich manchmal schon der heilige Zorn.

Es wird kalt. Genug gelüftet. Der Kaffee ist kalt, es ist Freitag und hoffentlich kommt wenigstens heute Nachmittag der Musiktherapeut …

Kategorien: Kuddelmuddel

6 Kommentare

  1. Keine Therapie mehr, niemand kommt mehr. Keine Musik, keine Physiotherapie, keine Ergotherapie und auch die Helfer ziehen sich zurück.

    https://kobinet-nachrichten.org/2020/12/11/einsamkeit-und-soziale-isolation-wachsen/

  2. Das zu lesen tut mir weh! Sicher wollen eure Helfer euch nicht in Gefahr bringen, aber traurig ist es schon, wenn Menschen plötzlich wegbleiben (kenne ich ja auch). Was ist denn mit Carstens Handballbegleiter, dem Ex-Feuerwehrmann, kommt der noch?

    • Nein, der kommt auch nicht. Das ist selbst ein gefährdeter Mensch. Natürlich will uns niemand in Stich lassen, eher schützen. Aber das schürt die Einsamkeit. Zum Glück sind die Junioren relativ zufrieden.

  3. Es freut mich zu hören, dass es den Junioren gut geht.

  4. Ja, sich selbst schützen, Euch schützen.. Und doch ist das nicht Ergebnis traurig. Auch, wenn ich es verstehen kann.
    Verstehen kann ich auch, dass Deine Junioren nicht in die Werkstatt wollten. Du tust alles für sie und sie für Dich, aber Deine Tränen bleiben doch auch allein. Sehr schwierig. Liebe Grüße!

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