Behinderung, Gedanken

der Tag zwischen den Tagen

Das Töchting singt schon wieder! Leise, still und vergnügt. Sie singt ihre Kauderwelschlieder. Mir fehlen Worte. Der Tag zwischen den Geburtstagen ist überhaupt nicht normal. Dieses Jahr erst recht nicht. Die Band hat heute Nachmittag einen Auftritt!

Morgen hat endlich Wiebke Geburtstag. Zusammen mit T., er ist ebenfalls behindert und seine Mama backt leckere Kuchen. Am Montag in der Lebenswerkstatt wird gefeiert – darauf freut sich meine Tochter.

Die Geburt von ihr war lange nicht so einschneidend, wie die vom Kerle. Ich wusste – ja ich wusste – dass mein zweites Kind ebenfalls behindert sein wird. Auch wenn mir einfühlsame Ärzte Mut machen wollten und erst einmal rieten, abzuwarten! Warum? Ich dachte, was ist schlimm daran, dass das neue Kind auch behindert ist? Dramatisch war die Geburt dennoch. Notkaiserschnitt und um einiges zu früh. Allerdings gab es damals keine überflüssigen Prognosen. Es wurde nicht gemutmaßt, dass das Baby nicht lebensfähig ist und alt würde es auch nicht werden.

Mein Töchting ist fünf Jahre und zwei Tage jünger als Carsten. Es nervt sie, nicht als erste Geburtstag zu haben. Am Tag zwischen den Tagen höre ich seit Jahren, dass sie doch endlich morgen Geburtstag hat!

Behinderung, Familie, Gedanken

aufdröseln

Margit schreibt in einem Kommentar: […] Wäre heilsam, ist aber sicher extrem schwierig, so eine Angststörung aufzudröseln.

Ich bin dabei, bin seit Jahren dabei und natürlich weiß ich ein ganz klein bisschen woher meine diffusen Ängste kommen. Manche liegen sehr weit in der Vergangenheit und manche genau fünf Jahre zurück. Damals hatte ich anfangs nur eine doppelseitige Lungenentzündung, die sich dramatisch entwickelte. Diese Todesangst, diese Angst vor Ungewissheit, die Angst um meine Junioren und das Alleinsein. Die Dramatik, die sich entwickelt hat, das mit dem Multiplen Organversagen, hat mich umgehauen – viel mehr oder besser, anders als der Tod meines Mannes, weil nämlich mein eigener Tod im Raum stand. 

Ich bin dabei meine Ängste aufzuarbeiten. Doch leider kann ich sie viel zu oft nicht benennen. Therapeutische Unterstützung ist Mangelware – ich habe zwar im Moment jemanden, mit dem ich reden kann, leider nur sehr sporadisch, aber immerhin alle vier Wochen. Geeignete Therapeuten gibt es viel zu wenige und es werden immer mehr Menschen mit psychischen Problemen. Außerdem wird Menschen mit psychischen Problemen (Seelenkrankheiten) vielerorts das Kranksein abgesprochen. 

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Das Wochenende beginnt bald. Heute mit einem Besuch im Altenheim, morgen wohl ein fauler Tag (mit meinem schlechten Gewissen, nichts auf die Beine gestellt zu haben. Doch ohne Unterstützung geht eben nichts.) Am Sonntag gehen wir für eine Stunde bowlen… 

Behinderung, Gedanken

menime

Hatte ich tatsächlich schon einmal die Überschrift, und ist noch nicht einmal von mir. Ist ein (alter) Spruch vom Töchting, als sie noch nicht so gut sprechen konnte und heißt: Mag nicht mehr!

Mich nervt gerade ein bisschen mehr, als es das sonst sowieso schon tut. Ich baue mir meinen Weg zu. Mit einer Menge aber – schreibt man das jetzt groß oder klein? Rein rechtschreibtechnisch gesehen? Nicht, dass es ein philosophisches Problem wäre? Denn die Aber mache ich mir selber. So, wie ich mir so vieles selber mache und in den Weg lege. Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem wunderbaren Mann. Eins auf Augenhöhe und eins, das mich herausgefordert hat. Währenddessen war ich sehr lebendig und kam mir tatsächlich auch schön vor. Heute hatte ich ein Gespräch bei der Bank.

Ach, ich mag nicht mehr jammern. Mag nicht klagen. Mag die Sonne genießen, die durch die ungeputzten Fenster ins Haus scheint. Mag an die Geburtstage der Junioren denken und an den baldigen Bandauftritt! Dann möchte ich diesen Mann wieder sehen. Nee, denkt nicht weiter – er ist viel zu jung und mich interessiert auch nur sein wacher Geist und, dass er Schwung in mein eingerostetes Hirn bringt…

By the way: Kann mir jemand – das kann er nämlich nicht – kann mir jemand ein internetfähiges, leicht bedienbares Radio mit CD-Deck für die Junioren empfehlen?