Behinderung

fremdes Gedicht

Warum lächelst Du

Warum lächelst Du
so freundlich, wenn
Du mich siehst?

Warum fragst Du
nicht
was Du tun
kannst,
damit auch ich
zu den Orten kommen
kann,
zu denen Du kommst,
auch mit meinem Rollstuhl?

Kassandras Ruhm

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In Stuttgart haben wir, trotz Gedränge, auch Hilfsbereitschaft erfahren. Junge Männer wollten die Rollstühle Treppen hochtragen, Menschen haben an Engstellen Platz gemacht. In der U-Bahn war allerdings ein Vater merkwürdig. Sein Kind hatte offensichtlich Angst vor Carstens freundlichem Grinsen. Der Vater nahm sein Kind, warf mir einen bösen Blick zu, hielt dem Kind die Augen zu und verschwand in eine hintere Sitzreihe um dort kopfschüttelnd Platz zu nehmen…

Behinderung

Fingernägel und co

Was sagen mir dreckige Fingernägel am Morgen? Was sagt mir das abgezogene Laken? Ein Töchting, das mich bedröppelt anguckt? Durchfall desnachts ist etwas, was ich auch meinem ärgsten Feind nicht wünsche. 

Normalität ist bei jede*m etwas anderes. Bei einem gehören die Ritterspiele am PC dazu, eine andere schwimmt jeden Morgen ihre Bahnen in der dörflichen Badeanstalt (jetzt nicht mehr, es ist auch ihr zu kalt). Wieder eine kann ohne ein Gläschen Wein abends nicht einschlafen. Normal scheint auch zu sein, dass manche Menschen 10Stunden arbeiten und andere scheinbar nichts. Normal ist auch, dass für einige die Zeitung im Briefkasten liegt und andere gar nicht lesen können. Was für den einen Normalität ist, ist für die anderen ein absolutes no go. 

Meine Normalität ist, dass ich jede Nacht gegen 2Uhr aufstehe und nach den Junioren gucke – jede Nacht! Heute Nacht war eben mal wieder ein bisschen mehr los. Dreckige Finger inklusive!

Behinderung

Montagsdiskutanten

Erschöpft von einer Stunde diskutieren. Darüber, dass am Freitag niemand kommt und heute die Assistenzkraft nicht kommen kann, weil sie in Celle ist. Meine Argumente, dass ich jetzt noch nicht über Freitag reden möchte und dass S. heute ganz bestimmt kommt, werden abgeschmettert.

„Wenn du weit weg bist, dann kannst du nicht hier sein!“ Wo er recht hat, hat er Recht. Carsten hat in seiner Argumentation meistens recht, nur ist niemand weit weg – jedenfalls hat niemand abgesagt – und wenn ich dann vehement widerspreche, dann beharrt er noch mehr auf seiner Meinung. Oder er wechselt einfach das Thema und hat damit wieder recht. Wiebke hört sich die Debatte einen Moment an, dann wird es ihr zu viel und sie weiß sich nicht anders zu behelfen und schreit. Das bestärkt den Kerle: „Siehst du Mama, das hast du nun davon!“ …und fängt gleich wieder an. Überhören kann ich das nicht, denn wenn ich nicht antworte, dann redet er auf mich ein, wie auf einen kranken Gaul. 

Sie sind (endlich) weg. Mir bleibt das Rendezvous mit der Waschmaschine!