Behinderung, Gedanken

Standpunkt

Nur wer einen Standpunkt hat, kann seinen Blick weiten.

Aber es muss ja nicht folgerichtig immer derselbe sein. Man kann auch mal zur Seite treten. Der gestrige sehr spontane Friseurbesuch hat mit aufgezeigt, dass man alte Zöpfe abschneiden muss, um was Neues zu wagen. 

Eins habe ich mir geschworen, nach dem stehengelassen werden, so was soll mir nie wieder passieren. Diese Demütigung hängt mir immer noch nach. Während ich so beim Friseur saß, sind mir doch auch Gedanken durch den Kopf geschossen, dass ich selbst schuld sein könnte, dass wir stehengelassen wurden. Hätte ich nicht dankbarer sein sollen? Wir wären doch sonst kaum aufs Fest gegangen, ohne die Helferin. Ich habe dadurch wieder gesehen, dass wir schon sehr auf fremde Hilfe angewiesen sind und das auch mit Dankbarkeit honorieren sollen/müssen. Es gibt Situationen, da verbiege ich mich regelrecht. Es tut mir nicht gut, nützt aber den Junioren damit sie was erleben. 

Auch jetzt sitze ich hier, wie jeden Morgen, mit Bauchschmerzen. Ganz realen Bauchschmerzen. Seit Tagen esse ich nicht. Wenn ich Stress habe, kann das schon mal passieren. Ich vergesse es einfach. Gestern Abend habe ich das wenige, was ich überhaupt gegessen habe, wieder hergegeben – in die Kloschüssel. Ist nicht gut, liest sich nicht gut und ist auch nicht schön. Inzwischen rebelliert sogar mein Magen. Warum nur kann ich keine Kontakte knüpfen? Ihr lest hier meine Kuddelmuddelgedanken ungefiltert, direkt ins Eingabefeld hinein, völlig unstrukturiert und Lösungsansätze sind noch nicht einmal rudimentär vorhanden. 

Heute beginnen in der nahen Großstadt die Special Olympics Landesspiele. Eigentlich, so war der Plan, wären wir mit besagter Helferin zur Eröffnungsfeier gegangen. Es kann gut sein, dass sie am frühen Abend bei uns vor der Haustür steht und uns mitnehmen will – aber solange noch nicht einmal ein Anflug einer Entschuldigung im Raum steht, mag ich dieser Frau nicht begegnen. Allerdings verwehre ich meinen Junioren das Ereignis. So, und jetzt steckt mal in meiner Haut! Was mache ich? Am besten bete ich, dass sie gar nicht kommt. Aber das schiebt das Problem nur nach hinten.

Was hat dieser Beitrag mit Standpunkt haben zu tun? Keine Ahnung,  Thema verfehlt.

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09:42 Uhr – Ich friere, habe Angst, mag noch nicht einmal rausgehen – muss es heute wohl auch nicht, aber ich muss eine Sache fürs Betreuungsgericht ausfüllen …

19:09 Uhr – Die vermeintliche Freundin hat nicht die Größe gehabt zu kommen. Sie hüllt sich in Schweigen. Offensichtlich sieht sie kein Verschulden ihrerseits – ihr geht ja auch nichts ab. Allerdings hängt bei uns im Gästezimmer ihr Hochzeitskleid. Sie wird sich melden müssen. Macht mir das Bauchschmerzen? Natürlich.

Behinderung, Gedanken

stehen gelassen

Wir sind gestern stehen gelassen worden. Von einer gestressten Helferin. Auf dem Dorffest. Einfach so. Auch ihr Mann ist abgedreht. Dabei dachte ich, wir wären Freunde.

Die Frau hat ihre schwere Tasche an des Kerles Rollstuhl gehängt. Ich habe sie gebeten diese selbst zu schultern. Carstens Schwerpunkt war verschoben. Er kippte immer hinten über. Die Helferin kritisierte Wiebkes Rollstuhl, sie hätte schließlich Ahnung, weil sie mal angefangen hatte Heilerziehungspflegerin* zu lernen. Indirekt hat sie infrage gestellt, dass ich oder der Reha-Techniker Ahnung vom im Rollstuhlsitzen haben. Dann war sie zur Zigarettenpause verschwunden und hat den Kerle vor der Bühne stehen lassen.  Eskaliert ist die Situation schließlich, als ich sagte, sie solle den Rollstuhl loslassen, damit Carsten sich bewegen könnte. Ich habe doch nur meine Hand drauf (auf den Schiebegriff) gestürzt, weil ich nicht mehr stehen kann! Als ich sagte, dass ich das übergriffig finde und sie sich doch auch nicht auf anderer Leute Schultern stützt, hat sie das nicht verstanden, vielleicht noch nicht einmal gehört, ist wutentbrannt – weil ich ja auf sie keine Rücksicht nehme und sie ihre Freizeit für uns opfert – abgezischt. Hat uns einfach stehen lassen.  Ihr zukünftiger Mann ist hinterher. Stehen lassen. Mich mit zwei Rollstühlen. Auf dem Fest. 

Es war nicht das erste Mal. Schon vor ein paar Wochen hat sie mich einfach stehen lassen. Und dann war im März die Begebenheit im Schwimmbad, wo sie mich mit den Junioren im Wasser alleingelassen hat. Ich habe kein Vertrauen mehr. So etwas ist unzuverlässig. Ich fühle mich im Stich gelassen. Ihren zugegebenermaßen heftigen privaten Stress kann und darf sie nicht an uns auslassen! 

Und ich habe sie vor Jahren als meine Wunschtochter bezeichnet – das Verhältnis hat einen Knacks bekommen. 

grundsätzlich habe ich keine Ahnung, sie hat das Fachwissen. Dass ich meine Kinder in- und auswendig kenne, interessiert sie nicht. Ich gucke ja nicht professionell drauf!

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Kuddelmuddelgedanken – eigentlich wollte ich’s gar nicht schreiben. Bleibe wütend, traurig, verletzt, enttäuscht und völlig desillusioniert zurück.

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20:16 Uhr – … und ich hoffe sehr nicht despektierlich geschrieben zu haben.

Behinderung, Gedicht

Ermahnung

Ruf nicht nach der Mutter, Junge.
Mutter ruft nach dir.
Sag ihr nicht, wie schlecht dir’s geht.
Mutter geht es schlechter.
Klag nicht übers Alter, Junge.
Mutter ist viel älter.
Frag nicht, wie das enden soll.
Mutter weiß die Antwort.

Robert Gernhardt

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MamS* hat Robert Gernhardt verehrt. Heute hätte ich ihn (MamS) gerne als Fürsprecher und Seelentröster an unserer Seite gehabt. Ich wäre mir nicht so hilflos in der Vollquatschsituation vorgekommen. Er hätte gesagt, dass ich mich doch nicht rechtfertigen müsste.

*Mann an meiner Seite