Kategorie: Allgemein

es ist eben Advent

Die Bohnengeschichte

Keiner kennt sie so genau, die Frau, die allein in einem kleinen Haus am Dorfrand lebt. Täglich geht sie zur Arbeit wie auch die anderen Menschen um sie und täglich kommt sie abends zurück, schließt die Gartentor auf und verschwindet im Haus.

Im Sommer sieht man sie manchmal noch im Garten zwischen den Blumen sitzen und im Winter ist es schon dunkel, wenn sie heimkehrt.

Eines fällt allen auf, die sich so an sie gewöhnt haben, aber sie kaum kennen – die Frau scheint immer einen Hauch von einem Lächeln im Gesicht zu tragen. Irgendetwas macht sie glücklich, sie, die da tagein tagaus allein in ihrem Häuschen lebt.
Und das ist ihre Geschichte: jeden Tag frühmorgens, bevor sie zur Arbeit geht, lässt die Frau eine handvoll Bohnen in ihre rechte Schürzentasche gleiten und während die Stunden des Tages verstreichen, wandert bei jedem kleinen WUNDERvollen Erlebnis – wenn Augen sich verständnisvoll treffen, wenn ein Lächeln weitergegeben wird, wenn Hände sich öffnen, wenn… – eine Bohne von der rechten in die linke Schürzentasche.

Abends wenn die Frau in ihrer Stube am großen Tisch sitzt, holt sie alle Bohnen aus der linken Schürzentasche hervor und legt sie auf den Tisch vor sich. Und bei jeder Bohne, die sie in der Hand hält, erinnert sie sich an das kleine Wunder des Tages, das sie miterlebt hat.

…und wenn es nur eine einzige Bohne ist, die sie abends aus ihrer Schürzentasche auf den Tisch holt, dann hat sich der Tag gelohnt!

Pettersson ist so schön

..ich selber hätte es nicht besser erzählen können! Wir lesen ja eine Spinnengeschichte im Advent – macht uns allen einen gehörigen Spaß. Ich wünsch euch was – einen guten 3. Advent! Es schneit übrigens immer noch und ich vermisse den Kaffee (trotz Ostfriesentee, den ich gerne mag) sehr.

Heimkehr

Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.

Franz Kafka

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