Wie schaffen das Menschen immer unverbindlich zu sein? Oder wenigsten so zu tun? Wohlmeinend zu scheinen, es vielleicht auch denken, es zu sein, es aber nicht sind?
Manchmal wünschte ich mir Zuspruch, nicht nur Unverbindlichkeiten, die man beliebig austauschen kann. Auch Widersprüche dürfen gerne sein, aber keine Bevormundung und die immerwährende Aufforderung doch glücklich sein zu sollen.
Diesen Beitrag zu schreiben fällt mir wieder einmal verdammt schwer, weil ich „normalen“ Menschen nicht vermitteln kann, wie es mir und den Junioren als jemand behindertes geht. Ihr seid nicht in der Lage, so wie ich nicht in eurer Lage bin. Raúl Krauthausen ist ein Aktivist, der sich vehement für die Belange der Menschen einsetzt – seien sie behindert oder nicht. Er sagt, dass Menschen, die in irgendeiner Form behindert werden (Menschen per se sind nicht behindert, sie werden es, weil sie keine Teilhabe haben) ihre Rechte einfordern sollen. Überhaupt werden in der Behindertenarbeit, bei sämtlichen Institutionen die allgemeinen Menschenrechte eingefordert und verlangt, dass Almosen, für die man, ach so dankbar sein sollte, eigentlich Bedürftigen kleine Geschenke sind. Gut, Geschenke mag jeder gerne habe, aber nicht damit abgespeist werden – das möchte wohl niemand und ihr doch wohl auch nicht. So entsteht eine Zweiklassengesellschaft – die, die Gutes tun und die, die Gutes annehmen sollen, auch wenn sie es nicht wollen und dann auch noch darüber glücklich sein müssen.
Es ist einmal wieder Kuddelmuddelgedankenchaos – dahingeschrieben in einer Verschnaufpause, die ich für mich alleine habe und sie erheben keinen Anspruch, weder auf Vollständigkeit, noch aus Ausgewogenheit und Gerechtigkeit…
Amélie sagt:
Einen Beitrag zuvor lernte ich, was Ableismus ist und hier jetzt lerne ich schon wieder etwas. Liebe Piri, nein, nachempfinden, wie es Dir oder den Junioren alltäglich ergeht, kann niemand. Das kannst nur Du allein beurteilen. Darum ist es wichtig, dass Du schreibst, dieses ganze Kuddelmuddel, das treu Folgende aus Deinen Beiträgen kennen. Sie kennen immer noch nur das große Ganze und dies auch nur fragmentarisch. Doch wer hier immer liest, kann Dich verstehen, zumindest das. Auch Deine Wut über die Gönnerhaftigkeit anderer, Deine Ohnmacht angesichts Deiner Umstände.
Dennoch wünsche ich Dir und den Junioren einen schönen zweiten Advent. Die Sonne tat heute auch hinterm Fenster im Warmen gut.
Liebe Grüße von Amélie
piri sagt:
Amélie – deine Kommentare schätze ich sehr. Danke! Mehr mag ich jetzt nicht sagen.
Verwandlerin sagt:
Ich habe das auch nie verstanden mit den Unverbindlichkeiten.
Oft nehme ich Zusagen von anderen für bare Münze und bin enttäuscht, wenn nichts daraus wird …
piri sagt:
Auch sind manche Aussagen einfach nur Wischiwaschi.
Gudrun sagt:
Nein, piri, das ist kein Kuddelmuddel. Es ist die Wahrheit.
Ich war nicht immer „behindert“ und musste plötzlich mit der Situation klar kommen. Noch immer kämpde ich.
Mein Enkel ist Autist. Er besucht in Kalifornien eine ganz normale Schule. Jeden Tag führt er mit dem Schulbus und es gibt immer Helfer. Die Klasse ist klein, neben dem Lehrer gibt es einen Helfer und mein Enkel hat noch eine 1 zu 1 Betreuung. Er entwickelt sich prima. Der neue Präsident, der bald sein Amt antritt, will keine Inklusion und will alles, was schon da ist, wieder abschaffen. Das kostet nur und bremst die Entwicklung von Eliten. Kalifornien arbeitet daran, alle gesetzliche Regelungen so zu verankern, dass sie kein Dekret einfach so abschaffen kann. Das betrifft auch Umweltschutz, Frauenrechte, Diversität…
Deinen Beitrag finde ich richtig gut und ich hoffe, dass es viele Menschen lesen. Und wir sollten darüber schreiben.
Ich wünsche euch einen guten zweiten Advent.
piri sagt:
Es lesen ja nicht so viele hier im Blog und es ist für mich okay. Natürlich wäre es schön, mehr Verständnis zu schaffen für andere, behinderte, grüne, schwarze Menschen. Für welche im Rollstuhl und für welche deren Beeinträchtigung man gar nicht sieht. Hat nicht jeder Mensch irgendwo etwas, das ihn an manchen Sachen (be)hindert?
Ellen sagt:
Liebe piri,
es ist so wichtig, dass du das immer wieder schreibst. Es ist dein Erleben, und du musst das immer wieder erzählen, damit es nicht untergeht. Und so wenige sind es gar nicht die hier lesen, glaube ich, sie kommentieren halt nicht alle.
Eine schöne Woche,
Ellen
piri sagt:
Danke Ellen, aber es klingt immer so, als ob ich jammern würde.