Junioren, Kuddelmuddel

3 Dinge

…und einiges hinter Mauern versteckt!

Vorweg, der Kerle hat sich nicht übergeben – er hat aber auch nichts gegessen. Ergo ist nichts drin was raus kann.

Vergangenheit holt mich ein. Eine nahe, die einen Trigger zu einer alten setzt. Es hat etwas mit der Helferin zu tun, die mich Knall auf Fall verlassen und mich so schmählich in Stich gelassen hat. Ich möchte ihr nicht begegnen, aber wir sind beide zu einer Feier eingeladen, auf der ich ihr nicht aus dem Weg gehen kann. 

Ich will meine alten Wunden nicht aufreißen, sie waren gerade frisch verheilt – und dennoch ist es geschehen. Innerste Familiengeheimnisse drängen wieder nach außen – unverarbeitete, verschüttete.  Am liebsten täte ich fliehen. Nur an mich denken, mir gerecht werden. Denn mein Seelenheil ist getroffen, ich bin gekränkt und krank davon. Heute Nacht habe ich nur sporadisch geschlafen. Unaufbereitetes geisterte durch meinen Kopf und stieß vergessenes an, das sich dazu gesellte. Geschwistergeschichten, Geschichten ums verlassen werden, Schuldzuweisungsgeschichten und unausgesprochenes. Ich bin Asperger-Autistin, ich verstehe unterschwellige Hinweise nicht, kann manchmal noch nicht einmal die Mimik richtig deuten.

Ich kann nicht mit dieser Frau auf die Feier gehen. Dann hängt der Zwist nicht nur zwischen uns, sondern über allem. Das will ich nicht. Will diese Feier nicht verderben, nicht für mich und für den Gastgeber erst recht nicht.

Dieser sagt, ich soll doch über meinen Schatten springen und an die Kinder denken und außerdem müsste er sich ansonsten eine andere Lokalität suchen, weil er eine Saalmiete hat. Er würde meine Scham verstehen (ich habe Wut, keine Scham) und die Frau würde mir verzeihen. Da stehen die Vorzeichen für mich falsch. Ich bin in eine Ecke gedrängt, in die ich nicht gehöre. Und dann empfinde ich das als emotionale Erpressung. 

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Seht ihr, Carstens Kotzerei ist eine Baustelle von ganz vielen. Aber gestern sind wir dem entflohen. Wir waren im Kino. Das Personal dort hat mir geholfen Wiebke in die Reihe zu setzen, sie haben auf die Rollis aufgepasst und wieder bereit gestellt, als ich mit Hilfe eines netten Mannes wieder unten ankam. Mit 2 Rollis ins Kino ist nicht für Schwächlinge – aber war gut, uns tat es gut, den Alltag einmal zu durchbrechen…

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Kuddelmuddel

Danke

Wie gut das tut, mal nicht die ganze Verantwortung zu tragen, habe ich heute Nachmittag erfahren. Eine junge Helferin hat sich sehr aufmerksam und liebevoll um die Junioren gekümmert. Mir geht’s besser, zwar friere ich immer noch und vermutlich habe ich wirklich eine heftige Entzündung im Atembereich. Aber morgen ist Montag und unser Doc hat ’normale‘ Sprechstunde – ich muss nicht zum Bereitschaftsarzt. Wärmekissen, Kuscheldecke und Ruhe sind manchmal schon die halbe Miete!

Wenn ihr wollt, könnt ihr uns gerne etwas in den imaginären Hut werfen!

Nachtrag: ach übrigens – diese Helferin habe ich zum Teil aus den Hutspenden (grins) finanziert!

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel

unruhig

Heute Morgen war die Unruhe greifbar. Nach einer Woche Ferien fällt es den Junioren schwer in die Werkstatt zu fahren. Sie dürfen eine Viertelstunde länger im Bett bleiben, weil niemand baden muss – wie er morgen aussieht, wer morgen badet, das wird sich zeigen. Gestern hatte der Helfer abgesagt, der mit uns nach Leipzig zum Humangenetischen Institut waren wollte. Er hatte mit der, mit mir zerstrittenen, Helferin gesprochen. Meine Sicht der Dinge kannte er nicht. Gleich werden wir miteinander reden. Aber schon gestern gab er mir, nach einem Telefongespräch, die Zusagen, dass er doch mitfährt.
Ich möchte endlich diese unschön endende Episode abschließen – ich kann nicht mehr! Es geht auf Kosten der Junioren.

Carstens schöne Winterjacke ist in der Freizeit verlorengegangen. Er hat seinen Schlafelch verschenkt und vermisst ihn jetzt sehr. Wiebkes orthopädische Schuhe drücken, ihr Hautausschlag ist noch immer da und ich habe überhaupt keine Ahnung woher er kommen könnte. Carsten hat in der Freizeit abgenommen.

Der normale Alltag ist wieder eingekehrt und täglich grüßt das Murmeltier.

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    Joni Mitchell – Both Sides Now deutsche Übersetzung

    Fließendes Engelhaar
    Eis-Schlösser hoch in der Luft
    und gefiederte Schluchten –
    so habe ich die Wolken gesehen
    Aber jetzt verdecken sie die Sonne
    sie lassen es regnen und schneien
    was hätte ich alles erreichen können
    aber Wolken waren mir im Weg

    Ich habe die Wolken von beiden Seiten gesehen
    von oben und unten und immer noch
    erinnere ich mich gerne
    an die wolkigen Luftillusionen
    aber wirklich verstehen kann ich sie nicht

    Junimonde und Riesenräder
    das schwindelerregende Glücksgefühl
    wenn alle Märchen wahr werden –
    so habe ich die Liebe gesehen
    aber jetzt geht es um etwas anderes
    du lachst, wenn du gehst
    und wenn es dir etwas ausmacht,
    dann zeigst du es nicht
    Gib nicht zu viel von dir preis.

    Ich habe die Liebe von beiden Seiten gesehen
    Geben und Nehmen und immer noch
    erinnere ich mich gerne an
    die Illusionen der Liebe
    aber wirklich verstehen kann ich sie nicht

    Tränen, Angst und Stolz
    laut „Ich liebe dich“ zu sagen
    Träume, Schäume und große Pläne,
    so habe ich das Leben gesehen
    Aber jetzt benehmen sich meine Freunde merkwürdig
    Sie sagen, ich hätte mich verändert
    immer ist etwas verloren und etwas gewonnen
    an jedem Tag des Lebens.

    Ich habe das Leben von beiden Seiten gesehen
    gewinnen und verlieren und irgendwie
    erinnere ich mich ich vor allem
    an die Illusionen des Lebens
    was Leben wirklich heißt, weiß ich nicht.