Gedicht

Der Schnee bleibt nicht liegen

Es schneit
der Schnee bleibt nicht liegen
grau ist die Welt

Im Haus sind wir geblieben
das Kind mit Fieber
im Bett

Der Bruder macht Faxen
langweilt sich sehr
er will Schnee und nach draußen

Es schneit
hier bleibt er nicht liegen
– der Schnee

© piri ulbrich

Allgemein, Gedicht

Kreise

Mal deine Kreise in Öl und in Kreide
mal sie bunt
nicht immer rund
– aber mal sie mit Freude!

© piri ulbrich

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙· Noch schlafen sie, die Junioren. Aber am Nachmittag werden wir Kunst gucken!

19:21 Uhr

Schön war’s! Meine Junioren sind erfahrene Museumsbesucher*innen!

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Gedicht

Nekrolog auf ein Jahr

Nun starb das Jahr.
Auch dieses ging daneben.
Längst trat es seinen Lebensabend an.
Es lohnt sich kaum, der Trauer hinzugeben,
Weil man sich ja ein neues leisten kann.

Man sah so manches Jahr vorüberfliegen,
Und der Kalender wurde langsam alt.
Das Glück gleicht eleganten Luxuszügen
Und wir der Kleinbahn ohne Aufenthalt.

Im Wintersportgebiet hat’s Schnee gegeben.
Wer Hunger hat, schwärmt selten für Natur.
Silvester kam. Und manches Innenleben
Bedarf jetzt fristgemäß der Inventur.

Wir gossen Blei und trieben Neujahrspossen.
(Minister formen meist den Vogel Strauß)
Was wir im letzten Jahr in Blei gegossen,
Das sah verdammt nach Pleitegeier aus.

Das Geld regiert.
Wer hat es nicht erfahren,
Dass Menschenliebe wenig Zinsen trägt.
Ein braver Mann kann höchstens Worte sparen. …
Wenn er die Silben hübsch beiseitelegt.

Die Freundschaft welkt im Rechnen mit Prozenten.
Bald siehst du ein, daß keiner helfen kann.
Du stehst allein. Und die dir helfen könnten,
Die sagen höchstens: „rufen Sie mal an!“

Nun starb ein Jahr.
– Man lästre nicht am Grabe!
Doch: Wenn das Leben einer Schule gleicht,
Dann war dies Jahr ein schwachbegabter Knabe
Und hat das Ziel der Klasse nicht erreicht.

Mascha Kaléko