Schlagwort: Ausgrenzung

warten

Niemand wartet wohl gerne. Wenn ich weiß worauf ich warte und das Erwartete eintrifft, dann tu ich das. Nicht gerne und oft mit Bauchschmerzen in der Erwartungshaltung. 

Momentan warte ich auf Abkühlung. Dieses heiße Wetter macht den Junioren zu schaffen.  Carsten trinkt einfach zu wenig und kotzt das Wenige auch noch aus. Wiebke hat Mundprobleme und spuckt ebenso. Meine Hauptangst ist permanent präsent. Ich habe Angst um meine Kinder – beide leiden. Nachts können sie nicht schlafen, müssen aber um halb sieben aufstehen. Ich würde gerne deren Rhythmus verschieben – sie morgens schlafen lassen und abends nichts ins Bett schicken.

Ich warte darauf, dass was passiert. Bis etwas passiert und mir jemand hilft. Meiner Bitte an große Wohlfahrtsverbände, ist nicht nachgegangen worden. ASB und Rotes Kreuz, die vorgeben mit dem Persönlichen Budget zu arbeiten haben nicht einmal zurück gerufen. Dabei wurde mir spezielle Hilfe für Menschen mit Essstörungen versichert. 

Verdammt, warum habe ich mich auf diese Kur eingelassen. Ich wollte sie nicht. Eigentlich geht’s uns beschissener, als vorher!

… und wenn ich jetzt Blümchenbilder zeigen würde?

Behinderte und Normalität

Heute Nacht habe ich geträumt, geträumt von einer Welt in der alle Menschen glücklich sind. Niemand wurde benachteiligt weil er weiß, klein, dünn, blind, taub, ein Krüppel oder sonst was ist. Jeder wurde so genommen, wie er war – in seiner ganzen Größe. Keiner wurde ausgegrenzt, nur weil er etwas anderes dachte und dies auch sagte. Alle respektierten einander und es war, trotz aller Verschiedenheit ein friedliches Miteinander.

Nachdem ich aufgewacht bin, hatte mich aber  die Realität wieder eingeholt. Denn ich muss meine Junioren dazu anziehen, dass sie in eine Sondereinrichtung fahren, um dort den Tag über betreut zu werden. Die Werkstatt mit dem Förderbereich, in dem Carsten und Wiebke sind, ist in einem Industriegebiet, abseits vom Geschehen. Wenn sie einkaufen wollen, müssen sie erst ins nächste Dorf fahren … Kindergärten sind mitten im Dorf.

Mag sein, dass ich nicht gerecht bin, habe ich doch seit 40 Jahren jeglichen Bezug zur Normalität verloren. Seit dieser Zeit ist nämlich (fast) nichts mehr normal bei uns. Wir fallen immer auf, egal wohin wir gehen; wenn wir gehen und den Aufwand nicht scheuen. Wir bemühen uns einigermaßen unauffällig zu sein, uns einzugliedern und werden doch oft scheel von der Seite angeglotzt. Manchmal kommen wir gar nicht zu den Veranstaltungsorten weil es unüberbrückbare Treppen gibt (auch in neuen Gebäuden). Wenn wir dort sind, sprechen uns kaum Menschen an – wir stehen abseits, sind außen vor, statt mittendrin. Okay, es gibt natürlich auch andere Situationen. Die, bei denen wir liebevoll empfangen werden, aber die sind leider eine Ausnahme und meistens Veranstaltungen, die extra für Behinderte ausgerichtet werden …

Kann es nicht einigermaßen normal sein, dass Wiebke bockt? Sie ist in der Trotzphase seit dem andere Kleinkinder auch in der Trotzphase sind. Bei ihr ist es allerdings so, dass sie aus der Phase seit mehr als 25 Jahren nicht herauskommt. Wer weiß, wie Kinder in der Trotzphase reagieren kann ansatzweise nachvollziehen, wie es uns ergeht.

Meine Kuddelmuddelgedanken möchte ich jetzt in die Ecke stellen; ich habe einen Freund heute Morgen hier gehabt und dieser hat sich bereit erklärt, mir beim „Persönlichen Budget“ zu helfen!

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