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Hochzeitstag

Es gibt ihn nicht. Gibt ihn nicht mehr. Bin ja geschieden. Vom Tod geschieden. Ich täte jetzt gerne rote Rosen aufs Grab legen. Ich werde es nicht tun. Der Junioren wegen! Sie wollen es nicht. Wollen nicht auf den Friedhof. Jedenfalls nicht so oft. Heute nicht.

Heute vermisse ich meinen Mann noch mehr, als sowieso. Es gibt Tage, da denke ich nicht einmal an ihn. Es gibt Tage, da bin ich immer noch wütend auf ihn. An anderen Tagen wünschte ich mir Gespräche zurück – ernsthafte und alberne! Heute scheint die Sonne. Ich denke an die Feier zurück und den Regen. Vielleicht sollte es heute regnen?

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Ach so, scheut euch nicht, das Passwort anzufordern, Unangefragt möchte ich es niemanden aufzwingen!

mein Zitat des Tages

Ich habe einfach zu viel Nische und passe deswegen nicht ins Konzept! | © petra ulbrich

Schon wieder ist mir jemand entflogen – Mainstream bin ich nicht, werde ich auch auf meine neuen Tage nicht werden. Ich bin ich.

Wir

Ich bin ich und du bist du.
Wenn ich rede, hörst du zu.
Wenn du sprichst, dann bin ich still,
weil ich dich verstehen will.

Wenn du fällst, helf ich dir auf,
und du fängst mich, wenn ich lauf.
Wenn du kickst, steh ich im Tor,
pfeif ich Angriff schießt du vor.

Spielst du pong, dann spiel ich ping,
und du trommelst, wenn ich sing.
Allein kann keiner diese Sachen,
zusammen können wir viel machen.

Ich mit dir und du mit mir –
das sind wir.

© Irmela Brender

Das Gedicht ist aus einem Schulbuch. Ich lese hin und wieder Schulbücher – auch manchmal vor. „Dass du deinen Kindern immer noch vorliest, das finde ich gut!“, höre ich öfter. Aber immer öfter erzähle ich außerhalb der Behindertenblase gar nichts mehr von meinen Kindern. Einerseits gut, andererseits bedrückt es mich. Und es fällt mir auch nicht leicht hin und her zu twitchen. Aber ich habe in den Stunden, in denen ich ganz was anderes zu tun habe, meine Gedanken ablenke und etwas für meinen Geist tue, keine Angst. Da kann ich sie vergessen. Natürlich holt sie mich schneller ein, als mir lieb ist und kaum bin ich aus dem Kokon geschlüpft, schlägt sie mit voller Wucht zu – unbarmherzig und manchmal brutaler denn je.

 

Der Tag beginnt früh

Manchmal ist früh, wirklich früh, auch wenn es nicht so scheint und ich eigentlich wieder ins Bett gehen möchte.

Um 04:33 Uhr bin ich aufgestanden – ich weiß das so genau, weil mir mein Festnetztelefon ins Gesicht geschienen hat – hab mir Kaffee gemacht. Weil es die letzten Bohnen in der Maschine waren, wurde ein Bliemschenkaffe draus. „Na gut“, hab ich gedacht, „werde ich gleich um sieben einkaufen!“ Nur, da habe ich die Rechnung ohne meine Tochter gemacht. Sie ist wach und will beschäftigt werden. Aufstehen nicht! Einen Kakao trinken. Ein bisschen ‚irgendwas‘ essen – nur was bekomme ich aus ihr nicht heraus! Banane nicht, aber auch kein Brot und Müsli? „Nee, Müsli will ich nicht!“ Aber Kekse auch nicht und Chips gibt’s morgens noch keine. Aber was will sie? „Weiß ich doch nicht Mama!“ Ich weiß nur, dass ich Kaffee einkaufen möchte. Jetzt ist kurz nach neun und mein Töchting liegt immer noch im Bett, der Kerle hat im Nullkommanichts eine Aufbaunahrung weggewuppt und pennt schon wieder in Morpheus Armen, ich habe endlich meine Kaffeebohnen gekauft und für mein Mädchen noch Schokolade. Heute Nachmittag basteln wir und vielleicht gehen wir auch etwas spazieren. Morgen habe ich Hochzeitstag, nur eben schon so lange allein. Ich werde alt! Damit habe ich ein Problem, das gestehe ich mir ein – ich würde gerne nicht allein sein. Ich höre Georges Moustaki:

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