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meine Brille

An meine Brille

Ich wäre glatt verloren,
wärst du nicht stets bei mir.
Du hängst an meinen Ohren
grad so, wie ich an dir.
Ich trag dich, wenn auf Zehen
die Nacht sich niedersenkt.
Dann kann ich besser sehen
den Traum, der mich umfängt.
Und wenn ich einst verschwinde
für immer, bleib bei mir.
Damit ich sicher finde
den Weg zur richt’gen Tür

Heinz Erhardt

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Ohne meine Brille bin ich nichts. Tappe in jedes Fettnäpfchen. Sehe den Dreck nicht und auch nicht die Wasserlachen. Höre nur die Vögel singen. Und dann patsch auch noch die kleine Schokoladenhand darauf. So verschmiert kann ich die Welt ausblenden. Ich setz die Brille ab. Die Schlieren lichten sich, alles verblasst. Ich putze sie. Setz sie wieder auf die Nase. Bunt wird die Welt und hell und klar, so wie sie immer war. Ich seh nichts rosarot, aber auch nicht grau in grau. Ich seh das Leben – meins!

Bändelband

So sehr wünsche ich mir eins – ein Band, das mich mit anderen verbindet. Je mehr ich über Wünsche nachdenke, umso mehr werden diese. Eher kleiner, denn größer – aber oft unerfüllbar.

Nicht die Einsame ist defekt, sondern die Situation, in der sie steckt.

Das unerzählte Märchen

Teilhabe ist etwas, was nicht nur die behinderten Menschen selbst bemängeln. Auch die Angehörigen sind oftmals betroffen. Ich habe zwei Rollifahrende und bin auf Hilfe angewiesen. Und nicht immer ist sie auch da…

Nachtrag um halb zwölf mit einem dringenden Wunsch Nr. 93 auf der Löffelliste

krampfhaft

Wenn ich versuche ein Gedicht zu schreiben, dann muss ich im Kopf frei sein. Kreativität funktioniert nicht mit Druck, auch wenn ich es noch so gerne möchte. Ein Grundkonzept ist manchmal hilfreich und Bett reimt sich auf nett. Aber wenn es um Monster gehen soll, dann ist nett nicht passend. Denn nett ist die kleine Schwester von Scheiße – heißt es. Das passt dann wieder zum Monster!

Dabei gibts nachts keine Monster – jedenfalls nicht an meinem Bett. Dem Kerle versuchten in der Nacht einmal wieder Sirdische zu entführen. Es gibt keine Außerirdische, zumindest sind sie mir noch nicht untergekommen. Aber meinem Sohn sind sie sehr real. Deswegen nehme ich diese, seine Ängste ernst.
Das wünsche ich mir auch, dass meine scheinbar unnützen Ängste ernst genommen werden. Nur kann ich halt keine Sirdischen benennen. Mir sind sie sehr nah – die diffusen unbegründeten, nicht greifbaren Ängste.

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