Behinderung, Gedicht

Grabrednerin

In einem anonymen Kommentar bin ich aufgefordert worden, doch Grabrednerin zu werden, weil meine Stimme so depressiv sei! Das gäbe nichts! Denn Grabrednerinnen sollten tunlichst aufbauend und hoffnungsvoll sein und keineswegs depressiv. Ich habe tatsächlich mal ein Seminar einer Trauerrednerin besucht und es war in seiner Traurigkeit recht fröhlich. Bedrückend wird es dann, wenn ein weinerlicher Ton angestimmt wird. Den braucht keiner auf einer Beerdigung, denn Tränen werden so oder so fließen. Keine Ahnung, was dem Kommentator an meinem Geh mir weg nicht gefallen hat – eventuell die schlechte Tonqualität, aber daran möchte ich arbeiten und hätte mich mehr darüber gefreut, wenn er mir ein gutes preiswertes Mikrofon empfohlen hätte. Eventuell hört er sich auch mal Grabreden an, nicht nur die von, manchmal salbadernden, Pastoren, sondern welche, die für Menschen gehalten werden, die aus dem Leben gerissen wurden. In dem Seminar haben wir alles geübt, sogar schnoddrig darf es sein! Menschen sind unterschiedlich, ihr Tod ist es und so kann eine Beerdigung depressiv, aber auch ein Freudenfest sein …

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Wisst ihr, ich gehe in letzter Zeit in Gedanken immer wieder mit Grabreden herum – da hat der Kommentar, den ich in den Spam geschickt habe, weil er mich wieder nur verletzen sollte, ins Schwarze getroffen. Der Kerle wird früher oder später nicht mehr da sein!

Gedicht

Geh mir weg

Mein Mikrofon ist kaputt, ich brauche ein neues – aber was für eins? Da habe ich so gar keine Ahnung und auch deswegen trauere ich R. hinterher. Er hätte mich beraten können, dann wäre es nicht zu dem Fehlkauf gekommen.

 

Kuddelmuddel

Wenn dann

Wenn man es sich selbst nicht schön macht, wie will man es dann anderen schön machen?

Unser verstorbene Freund, der mit dem Hirntumor, war mit Gisbert zu Knyphausen befreundet. Die beiden hatten schon mal zusammen Musik gemacht und wohl auch über Musik gefachsimpelt. Nach dem Tod von R. konnte und wollte ich diesen Barden nicht hören – die Schubert-Lieder mag ich wieder gerne. Liegt vielleicht auch daran, dass ich grade etwas melancholisch bin, denn meine Hamburger Freundin wäre heute 69 Jahre alt geworden!