… oder ich bin doch falsch!
Jedenfalls spüre ich das. Sagen, auf den Kopf zusagen, tut mir das natürlich niemand. Wenn ich fehl am Platz wäre, könnte ich ja gehen!
Erst wühlt mich das Programm auf und bringt meine gesamte Struktur durcheinander und meine Löffel reichen vorne und hinten nicht. Wenn ich unbequem werde, weil ich mich langweile, mir das Therapieangebot bzw. das, was mir angeboten wird, nicht ausreicht, bekomme ich zu hören, dass ich gehen kann. Ich will nicht kneifen. Ein Teil meines Problems – eigentlich das Hauptproblem – ist, dass ich vermeintlich nicht angemessen reagiere und als zickig gelte. Immer wieder betone ich, dass ich nicht boykottieren will und mitarbeiten möchte. Ich sehe von verschiedenen Seiten auch, dass die Therapeuten mir helfen möchten. Aber auch sie wissen nicht wie. Die Rahmenbedingungen sind sehr speziell und überhaupt nicht flexibel. Ich fühle mich in ein starres Korsett gepresst. Einerseits mag ich vorgefertigte Pläne, die mir Halt geben. Andererseits hindern sie mich und behindern meine/unsere freie Entfaltung.
Ist das jetzt zu kuddelmuddelig? Und falls ich euch Leser*innen überfordere, dann tut mir das leid. Ich bin es jedenfalls!
✨ Likes✨ sind deaktiviert, Kommentare sind herzlicher willkommen.
Mic sagt:
Falls es dich beruhigt: Für mich ist das überhaupt nicht kuddelmuddelig!
Vielleicht muss man aber auch ein Stück weit so eine Situation schon einmal mitgemacht/-erlebt haben, um das ganz nachvollziehen zu können. Ich kann mich jedenfalls anhand deiner kurzen Schilderung ganz genau da hineinversetzen, wie es sich anfühlt, diese scheinbar fordernde Langeweile, die dann für andere schnell zu viel wird. Ich bin durch Zufall gerade vor ein paar Tagen über alte Therapiepläne gestolpert und finde da genau diesen Zwiespalt zwischen Struktur und „zu wenig“ drin.
Dass dir dann allerdings gesagt wird, du könnest ja gehen, halte ich für nicht okay. Dass du da immer wieder drauf hinweist, auch wenn es für die Therapeuten vielleicht unbequem ist, ist absolut richtig. Dass du so reagierst, wie du es tust, ist Teil der Gründe, warum du überhaupt da bist. Und das will/muss dann auch gesehen und berücksichtigt werden.
piri sagt:
Danke Mic, dass ich ja gehen könnte, hat mir eine Krankenschwester gesagt, nachdem ich moniert hatte, an Langweile zu sterben. War natürlich ‚falsche Wortwahl‘ und irgendwie hat sie es wohl persönlich genommen. Dass ich vermute im Autismus-Spektrum zu sein – keine Ahnung, ob sie es verstanden hat, es ist halt eine geriatrische Abteilung und vermutlich sind ‚Alte‘ normalerweise nicht so unbequem.
Trude sagt:
Hallo Piri,
nach dem zweiten Mal lesen deines Beitrages, finde ich ihn nicht mehr kuddelmuddelig.
Für mich klingt das so, als ob deine Therapie nicht ganz zu dir paßt. Jedenfalls die Rahmenbedingungen nicht.
Es ist vollkommen richtig, das du das sagst. Denn nur so könnte evtl. etwas angepaßt werden. Dich darum gleich nach Hause schicken zu wollen, ist da mit Sicherheit der falsche Ansatz.
Mit dem Problem stehst du auch nicht alleine da. Auch wenn mein ehemaliger Chef es mit dem Rücken hatte, ist ihm ähnliches in einer Tagesreha passiert:
Er wurde Morgens früh zu Hause abgeholt. Hatte eine Anwendung, dann ganz viel Leerlauf. Mittags eine weitere Anwendung, dann wieder ganz viel Leerlauf. Und kurz vor Schluß noch eine Anwendung, nach der er wieder nach Hause gebracht wurde.
Zu Wort hat er sich dazu auch gemeldet. Und machte sich dazu zum „beliebtesten Patienten“. Wobei seine Worte: „Wenn meine Mitarbeiter so arbeiten würden wie Sie, würde ich sie entlassen!“ sicher nicht hilfreich waren …
Liebe Grüße
Trude
piri sagt:
Genau so komme ich mir vor. So, wie dein ehemaliger Chef. Allerdings hätte ich mich lange nicht getraut, seinen Satz mit dem arbeiten und entlassen zu sagen. Aber der Leerlauf nervt mich, hab schon Strickzeug und Behördenbriefe zum beantworten mitgenommen. Nebenbei lese ich hochkarätige Fachliteratur, um meinen Verstand zu fordern.
Wenn ich dann aber so in der Ecke sitze, dann bin ich die Unnahbare!
Trude sagt:
Er ist ja auch ein arroganter Fatzke :negative:
Ich würde in so einer Situation selbst irre werden.
Da sitzt man so dumm rum und zu Hause könnte ich in der Zeit so vieles machen 🙁
dergl sagt:
Zu mir wurde auch mal gesagt, als ich gesagt habe „Ich will nicht dauernd bespaßt werden, ich will auch mal nachdenken und sortieren“, denn gerade dieses ständige Abgelenktwerden und dutzi-dutzi fände ich retraumatisierend, ich könnte ja gehen. Und dann kamen diese Tipps wie „Schauen Sie halt mal ’ne Serie, lesen Sie ein Buch“…
Ich kann dich also irgendwie schon nachvollziehen.
piri sagt:
Eigentlich wollte ich diesen Beitrag gar nicht schreiben – jetzt bin ich, ob der Kommentare froh, es doch getan zu haben.
Izzy sagt:
Nein, es ist keineswegs zu „kuddelmuddelig“ – im Gegenteil, dein Text spiegelt und zeigt dein inneres Erleben unter den gegebenen Umständen sehr deutlich auf. Gerade durch die Unordnung in der Sprache wird spürbar, wie durcheinander sich dein Inneres anfühlen muss.
Mich stimmt das nachdenklich – besonders im Zusammenhang mit den Erfahrungen anderer. Woran liegt es, dass Hilfe so unzureichend ankommt, obwohl der Bedarf doch offensichtlich ist? Ist es das System, das zu wenig Spielraum lässt? Oder fehlt es an echtem Zuhören, an echtem Dasein? Diese Diskrepanz zwischen offenem Ausdruck und ausbleibender Reaktion macht deutlich, wie dringend sich etwas verändern müsste.
piri sagt:
Ich habe keine Ahnung woran das liegt – in meinem Fall vielleicht daran, dass die Therapeuten mit Personen im Autismus-Spektrum noch nicht sehr viel zu tun hatten.