Kategorie: Behinderung

von Scham, Dreck und nicht putzen können

Innere kleine Kampfansage! Und dranbleiben, auch wenn ich immer mal wieder scheitere. Das alles ist nicht einfach.

Schon eine ganze Weile schleiche ich um diesen Beitrag herum – ich könnte ja den Staubsauger nehmen und endlich mal das Staubwolkengebilde in meinem Schlafzimmer beseitigen. Ich habe es versucht! So schwer ist das doch nicht, werdet ihr denken – doch, denn woanders, auf dem sogenannten Markplatz, sprich, im eigentlichen Wohnbereich ist auch KlarSchiff zu machen und das geht vor. 

Scham ist dabei. Was denken die wenigen Menschen, die zu uns kommen? Vordergründig ist aufgeräumt, alles hat seinen Platz und ästhetisch sieht es auch gut aus. Meinen Ansprüchen genügt es dennoch nicht. Ich sehe den Staub unter der Heizung und mache die Schubladen auf, entdecke dort das Kuddelmuddel und sehe mich! Äußerlich tipptopp und innen drin ein unsortierter Haufen Angst. 

In der Tagesklinik, so denke ich, sehen sie mich nicht als ganzen Menschen, sehen nur die vermeintliche Depression und Angst, sehen nicht – können es vielleicht auch nicht, weil sie gar nicht daran dachten, dass ich im Autismus-Spektrum sein könnte – meinen Wunsch nach endlich einer Diagnose zu eben diesem Spektrum zugehörig zu sein. Natürlich ist die Zukunftsangst riesig und ich fühle mich dort (bedingt) wohl, aber was ist, wenn ich nach der Zeit wieder in den normalen Alltag rutsche und nichts hat sich an den Rahmenbedingungen geändert? 

Da hilft mir ab Mittwoch vielleicht eine Haushaltshilfe das äußerliche Chaos zu ordnen. Aber will ich wirklich, dass eine wildfremde Frau in meinen intimsten Räumen putzt? Was sieht sie, was sie nicht sehen soll? Was denkt sie von mir? Andere Menschen stören mich im privaten Raum. Es macht mir Stress. Kann ich das aushalten? Ein großer Konflikt und ich weiß keine Lösung, außer, dass ich mich einlassen muss!

du Mama

Carsten guckt kurz hoch auf die Uhr – es ist 06:51Uhr – legt den Kopf wieder ab und flüstert leise: „Du Mama, was bin ich froh, dass wir morgens nicht früher aufstehen und losfahren müssen. Kann ich doch so wenigstens noch ne halbe Stunde länger pennen!“

Dafür bin ich dankbar. Der Busfahrer kommt zur gewohnten Zeit, unser Tagesstart kommt nicht aus dem Tritt, nur muss ich fünf Minuten später auch das Haus verlassen. Unaufgeräumt, ungelüftet, aber ansonsten nehme ich im Rucksack den ganzen Schiet mit. Heute darf ich irgendwie organisieren, dass des Töchtings Sitzschale noch einmal wieder geändert wird – sie sitzt drauf, wie ein Schluck Wasser in der Kurve…

„Du Mama, gibt‘s heute Abend Pfannkuchen?“

offene Karten

Pokern kann ich nicht und schon deswegen spiele ich mit offenen Karten!

Möglicherweise wird es etwas stiller werden, ab heute bin ich tagsüber irgendwo. Was mich erwartet – ich habe Angst davor – weiß ich nicht. Drückt mir die Daumen!

Trotz alledem wird das heute ein schöner Tag für mich – ich nehme ihn, wie er kommt!

∙∙∙∙∙

Danke, an Margrit,  möchte ich noch sagen!

Copyright © 2025 voller worte

Theme von Anders Norén↑ ↑

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.