Behinderung, Kuddelmuddel

kein Passwortschutz

Ich tät‘ jetzt so gerne einen passwortgeschützen Beitrag schreiben, mache es aber nicht. Depressionen und Ängste sind in aller Munde, in allen Medien und momentan salonfähig. Wie lange? Bis was Neues kommt? Dabei sind Gemütserkrankungen, wie es schon früher hieß, keine Moderescheinung. Wer will diese Mode schon haben? Ich nicht. Ich hasse diesen Wehdam. Ich mag diese Angst nicht – diese undefinierbare.

Jetzt wird sicherlich so mancher anmerken wollen, dass ja kein Wunder ist, dass ich ängstlich bin. Sicherlich gibt es gute Gründe. Die Junioren sind mehrfachbehindert, ich selbst habe eine schwere Krankheit hinter mir und ein Lungenemphysem. Aber damit bin ich – so denke ich – klargekommen. Seit längerer Zeit ist es aber so, dass zur normalen Antriebsschwäche, eine Lethargie hinzukommt – ich schaffe gar nichts mehr. Es wird allerhöchste Eisenbahn, dass wir zur Mutter-Kinder-Kur kommen. Alles strengt mich unbändig an, vieles wird mir zuviel. Wenn der Kerle wieder (fast) jeden Tag mit Wechselwäsche nach Hause kommt und Daheim dann in den Seilen hängt, mag ich das hier nicht mehr schreiben – es ist Alltag geworden. Sch…alltag, zermürbend. Wenn das Töchting jedes Mal ein Theater macht und zusammenzuckt, wenn C. nur hustet, dann ist das für mich immer eine Qual, sie so mitleiden zu sehen. Wenn dann der Kerle absichtlich seine Schwester in Panik versetzt und diese deswegen schreit und Randale macht, dann überkommt mich der hochheilige Zorn. Diese, meine Hilflosigkeit nagt an mir und ich weiß nicht ein noch aus.

Wenn meine seelische Verfassung stabiler wäre, dann … Tja, was wäre dann? Hätte ich dann mehr Kraft? Habe ich nicht genug Kraft? Ich habe viel Kraft …

… und jetzt höre ich auf, setze den halbfertigen Beitrag ins Blog und denke nicht, dass es euch nichts angeht, denke nicht, dass ich eventuell den Nerv der Zeit nicht getroffen haben könnte, denke nicht so viel etc. pp.

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren, Kuddelmuddel, Musik

Werkstatt frei

Als Überschrift lasse ich das gelten, denn eigentlich ist das schlechtes deutsch!

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Die Flügel sind gestutzt

Ich kann nicht mehr fliegen
Stürze ab und bleibe liegen

Damals, als die Zeit noch schön
Niemand hat sie so gesehn
Wie ich

Damals, als die Flügel länger waren
In den bunten jungen Jahren
War ich klein

Mit den großen schweren Zeiten
Und den begrenzten Möglichkeiten
Kam die Schere […]

© petra ulbrich

… und wieder ist die Fantasie weg. Es geht nicht mehr weiter im Gedicht! Geht es anders weiter? Immer! Es geht immer weiter. Das halte ich mir zugute, ich gebe nicht auf – ich kann kämpfen. Über den gestrigen Tag möchte ich nicht viel schreiben – er war anstrengend und wie es weitergeht, so mit der Entscheidung keine PEG legen zu lassen, kann ich leben, weil die Option ja nicht vom Tisch ist.

Ich bin immer noch kalone, fix und fertig, müde und kaputt. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht aufgebe, auch wenn ich am Boden liege. Wie sagte meine Oma: Dreh dich um, wenn du am Boden liegst, dann kannst du die Sterne beobachten, bist du die Kraft hast wieder aufzustehen! 

Behinderung, Familie, Gedanken, Junioren

hysterisch

Als es eben wieder anfing sehr stark zu regnen habe ich kurz geschrien, bin in Panik nach draußen gelaufen und wollte die Teppiche reinholen. Das habe ich auch geschafft. Die Musikerkollegin von der Band der Junioren war gerade da und hat geholfen. Dieser Starkregen fiel milde aus – er wurde keiner – aber es regnet immer noch leise vor sich hin. Der eine Wollteppich hängt nun über dem Treppengeländer, der aus Kunstfaser ist schon fast trocken. Im Keller müffelt es, mein Töchting ist in ihr Zimmer geflüchtet, der Kerle ins Bett, ich kaue Fingernägel und schwebe 10 cm übern Boden, weil meine wackligen Knie aus den verschiedensten Gründen mich nicht tragen können. Carsten hat heute mit Mühe und Not eine Handvoll Kekse gegessen, Wiebke isst justament einen Quark. Wenn es blitzt und donnert, etwas heftiger regnet, dann spüre ich eine leichte Ängstlichkeit bei den Junioren. Das Buch übers Wetter, wie Gewitter und Regen entsteht musste ich mit dem Töchting 2einhalb mal angucken – bis es blitze! Dann raste sie ins Zimmer und die Tür war zu. Der Kerle sagte: „Du Mama, das will ich gar nicht so genau wieder wissen. Das, was ich weiß, das reicht mir schon!“

Ich habe gewaschen, ein bisschen umgeräumt, Katzenstreu um die Möbel verteilt und bin hundemüde. Falls heute Nacht die Feuerwehr von Gegenüber wieder ausrückt, dann bin ich die beste und lauteste Sirene!

21:16:19 Nachtrag: