Zum Leidwesen der Stationsärztin – die gelinde gesagt sehr überfordert mit der Situation um Carsten war – sind wir auf eigene Verantwortung und mit dem Einverständnis des supernetten Oberarztes am Abend nach Hause gefahren. Das Töchting hat sich darüber, genauso wie der Kerle gefreut wie ein Schneeköniginnenpaar! Ich selbst bin erleichtert, habe ein gutes Gefühl damit und werde gleich (20:45 Uhr – habe es also schon getan!) die Junioren ins Bett verfrachten und keine Stunde später ebenfalls in Morpheus Armen versinken!
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Spielball
Ich habe das Gefühl mit mir wird Pingpong gespielt. Niemand fühlt sich hier im Krankenhaus zuständig mich auch nur annähernd über die weitere Vorgehensweise zu informieren. All das, was ich im Vorfeld besprochen hatte, ist nicht weitergegeben worden. Ich bin mittelprächtig wütend…
Der Eingriff, als solches, war erfolgreich und dem Kerle geht es gut.
Vortagsstimmung
Was machen wir nun eigentlich mit dem Leben? Gewiss, natürlich – leben! Aber wenn es so gar nicht fragt, was man möchte und einfach macht? Es sind eine Menge Kuddelmuddelgedanken, die mir durch den Kopf rattern. November ist ein Monat, der sicherlich auch seine Berechtigung hat. November ist grau, nass, die Blätter fallen und mit ihnen ein paar Tränen.
Morgen ist Mittwoch. Kein gewöhnlicher Mittwoch. Für mich ein Tag, dessen Datum mir immer in Erinnerung bleiben wird, wenn auch der Vortag nicht ohne war. Am 17. 11. 12 ist MamS gestorben. Obwohl es schon neun Jahre her ist, tut es weh, als sei es gestern gewesen. Welcher Teufel hat mich geritten, ausgerechnet an einem 17. 11. meinem Sohn eine PEG legen zu lassen? Nicht, dass ich das Datum als böses Omen sehe, aber entspannter wird es dadurch auch nicht. Meine Gedanken werden hin und herhüpfen. Einige Gedanken, die in meinen Kopf dieses im Augenblick schon tun, sind nicht verblogbar. Auch, weil mir wohlwollende oder auch nicht wohlwollende Personen Ratschläge geben, wie und wo meine Junioren besser aufgehoben wären. Menschen, die mich nicht kennen, schlagen mir mit ihren Vorschlägen klatschend ins Gesicht und haben keine Ahnung von dem, was sie da vor sich hin plappern! Etwas mehr Respekt, Wertschätzung und Demut – ja, auch Demut – täte uns allen gut. Ich gehe offen mit meiner Angst um, diese hat mich sehr vorsichtig werden lassen. Zu vorsichtig. Ängstlich. Ohne eigenes Zutrauen. In letzter Zeit habe ich viel zu schnell klein bei gegeben. Jetzt sitze ich hier, gucke aus dem Fenster, sehe das trübe, graue Novemberwetter und fahre Achterbahn. Der neue Pullover, den Carsten mir letzten Mittwoch vollgekotzt hat, ist wieder sauber. Was gäbe ich drum, wenn’s eine Waschmaschine gäbe, mit der man vollgekotzte Flecken auf der Seele einfach auswaschen könnte!