Seite 647 von 1480

heute am Morgen

Heute Morgen habe ich mich gefragt, was ich eigentlich mit diesem Weblog erreichen will? Ganz ehrlich? Ein bisschen Verständnis für pflegende Angehörige und natürlich Verständnis für mich. Pflegende Angehörige sind so individuell, wie andere Menschen auch. Man kann sie nicht katalogisieren. Besonders dann nicht, wenn sie selbst auch noch eine irgendwie geartete Behinderung haben. Man kann Menschen generell nur als Individuum sehen. Das macht es schwer! Weil wir alle, und da nehme ich mich nicht aus, gerne in Gruppen denken. Wir wollen, so sehr wir als Einzelpersonen wahrgenommen werden wollen, auch irgendwo dazugehören. Ich möchte auch dazugehören. Möchte ein Teil eines Ganzen sein und nicht das Ganze!

Ist das jetzt zu kompliziert? Ambivalent? Meine Junioren sind sehr speziell, ihre Behinderung gibt es weltweit nicht oft. Wir haben innerhalb Deutschland noch niemanden gefunden, der oder die vergleichbar ist. Ich kann ja noch nicht einmal meine eigenen Kinder vergleichen. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als einen Austausch auf Augenhöhe. Aber bei den Menschen mit Glasknochen ist das nicht möglich, weil der Kerle und das Töchting kognitive Beeinträchtigungen haben. Bei den geistig behinderten Menschen ist es schwer, weil sie so zart sind und auf dem Rollstuhl sitzen. Bei den kleinwüchsigen Leuten ist entweder wieder das körperliche Anderssein oder das kognitive Denken ein Hindernis. Mein Töchting ist autistisch veranlagt, der Kerle das genaue Gegenteil. Essen ist für beide ein Problem. Gesellschaftliche Aktivitäten scheitern oftmals an meiner oder der Junioren Kraft. Ich habe auch wieder andere Interessen, als meine Kinder – auch untereinander. Gemeinsam sind wir ein Haufen Individualisten. Es liegt an mir, das unter einen Hut zu packen. Könnt ihr euch vorstellen, dass das verdammt schwer ist?

Ich hoffe dennoch immer noch auf ein bisschen Verständnis! Und ich hoffe darauf, dass ich hier und da auch einmal Resonanz bekomme…

Erschöpfung

Wenn ich schreibe, dass ich erschöpft bin, dann weiß ich schon im Vorfeld was kommt. Die Ratschläge, einmal nachzudenken, dass ich meine Junioren doch in ein Pflegeheim geben soll. Kennt ihr die Zustände in Pflegeheimen? Möchtet ihr, dass eure Kinder dort wohnen? Dort würden sie jetzt schon für die Nacht fertiggemacht werden. Um halb acht an einem Sommerabend!

Dennoch bin ich gerade heute völlig erschöpft! Ich habe nicht nur körperlich schwer gearbeitet. Auch meine geistige Kraft ist angestrengt. Einen eigener neuerlicher Medikamentenwechsel stecke ich nicht mal eben in die Hosentasche.

Der Kerle hat den Krankenhaustag auch nicht so locker weggesteckt, wie er behauptet. Er redet fortwährend dummes Zeug. Das Töchting ist beleidigt, weil ihr Tag sooo laaangweilig war und quengelt. Im Prinzip sind beide sehr aufmerksamkeitsbedürftig – aber jede:r will was anderes! Sie reden gegeneinander! Und ich will eigentlich nur meine Ruhe!

… und dann ist da noch die Frage: „Was machst du eigentlich im Urlaub? Wenn die Junioren im Urlaub sind?“ Nichts, ich will nichts machen. Ich möchte mich mal bedienen lassen!

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Träume

Noch nie unwichtig
immer präsent
manchmal zu sehr
und oft waren sie schwer
zu erfüllen

Ohne welche
scheint mir die Welt
langweilig und viel
zu groß im schwarzen
Loch zu verschwinden

Mein Universum gigantisch
nicht füttern
nehm mir den Traum
lasse hätte und wenn
in Unendlichkeit verwehn

©petra ulbrich

liebe ich Krankenhäuser?

Nein, bestimmt nicht! Aber wir, der Kerle und ich, haben heute den Vormittag und Mittag dort verbracht.

Mein Sohn soll eine Button-Sonde bekommen. Kein Schlauchgebammel mehr am Bauch – ein Stück mehr Lebensqualität! Nur ist es in Krankenhäusern eben nicht so, wie in der Sachsenklinik. Das Personal ist sicherlich bemüht freundlich zu sein, aber die Personaldecke ist dünn. Sie ist im Moment sogar fast durchsichtig dünn. Es fehlen Pflegekräfte und Ärzte, dafür sind die Patienten:innen ungeduldig. Auch der Maskenpflicht wegen. Die Luft ist schneidend und aufgebraucht und so manche Nerven liegen blank. Dem Kerle war nicht wohl und ich hatte keine Möglichkeit ihn hinlegen zu können. Wir hatten vergessen etwas zu trinken einzupacken und es gab weit und breit keinen Wasserspender oder einen Getränkeautomaten.

Wir haben gewartet. Der Kerle mag Krankenhäuser. Irgendwann kam ein Oberarzt. Dass nur ein Oberarzt bei meinem Sohn das Vorgespräch führen sollte war mir nicht bekannt, denn dann wären wir später erschienen, weil diese morgens im OP sind. Okay, der Doktor war nett, sehr nett, sehr zuvorkommend und einfühlsam. Der Kerle hat den Pieks der Blutabnahme nicht gespürt. Das anschließende Gespräch war minikurz – es ist für uns nichts neues und so konnten wir es abkürzen.

Dann runter zu Anästhesie. Da war gerade Mittagspause. Mir lief die Zeit davon. Der Kerle ohne trinken und das Töchting in Anmarsch daheim. Ein junger Narkosearzt erbarmte sich, rief die letzte OP im Computer auf und fand sie nicht. Dafür die vorherige und von dort übertrug er die Daten handschriftlich auf den Narkosebogen. Ich weiß nicht, warum es im Krankenhaus Computer gibt, alles wird handschriftlich erstellt – in zwei-, dreifacher Ausführung.

Zurück zur Ambulanz. Wieder warten. Auf den Termin. Abklären, wer den Eingriff macht. Ein Oberarzt zusammen mit dem Chef heißt es! Nächsten Freitag ganz bald – was wahrscheinlich heißt, dass wir am Abend nach Hause können.

Jetzt organisiere ich noch ein paar Papiere, die Unterbringung meiner Tochter, das neue Material – weil sich ja mit der neuen Button-Sonde auch ein bisschen das System ändert und dann streike ich. Weil ich auch mal Pause brauche…

Copyright © 2025 voller worte

Theme von Anders Norén↑ ↑

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.