Behinderung, Junioren

was der Tag uns bringt

Irgendwas wird schon sein, etwas wird er bringen – der Tag. Hoffentlich isst er oder wenigstens sollte der Kerle seine Astronautenkost in der Werkstatt austrinken! Denn gestern – nachdem ich ihn am Nachmittag gefragt habe und er mir glaubhaft versichert hat, dass er die beiden Fläschchen ausgetrunken hat – heute Morgen entdecke ich im Rucksack eine fünfviertel volle 125ml-Flasche. Ergo, er hat fast nichts getrunken! Ach menno, was mache ich bloß?

Eine diffuse Angst beschleicht mich wieder jeden Morgen. Ich gehe mit Angst ins Zimmer des Kerle. Die Angst verschwindet nicht mehr. Ich mag die Ängste nicht benennen. Außerdem ist es nicht nur die eine. Es sind multiple Ängste, die in sich verschwurbelt sind und die, wenn ich sie auseinanderklamüsere, wieder neue Ängste heraufbeschwören. Die Ängste meiner Kindheit kommen und gehen, manchmal bleiben sie – so wie gerade jetzt, da ein Familienfest ansteht und ich nicht möchte taxiert zu werden – meine, ach so erfolgreichen, Geschwister – was habe ich dem entgegenzusetzen? Mit mehr Selbstbewusstsein könnte ich meine Lebensleistung anführen. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit und Selbstverständlichkeiten sind, in meinen Augen, keine besondere Leistung …

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Jetzt werde ich erst einmal überlegen, wie ich dem Kerle das Essen schmackhaft mache!

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

7 Gedanken zu „was der Tag uns bringt“

  1. Wechselweib sagt:

    Ja, manchmal ist wirklich alles verschwurbelt…

    1. piri ulbrich sagt:

      manchmal?

  2. B sagt:

    Du wirst sicher schon vieles probiert haben…..vielleicht umschütten in ein interessanteres Gefäß?

    1. piri ulbrich sagt:

      Auch das hatten wir schon. Bis auf den Vorteil, dass dabei Masse verloren geht, hat es nichts gebracht! grr

  3. Christel sagt:

    Ich hoffe, dass du eine Möglichkeit gefunden hast dem Kerle das Essen schmackhaft zu machen.

  4. piri ulbrich sagt:

    Entschuldigt die Kommentarkürzungen und meinen harschen Ton! Ich habe Angst, ehrliche sehr greifbare Angst – da brauche ich keine noch so wohlmeinenden Ratschläge oder Phrasen!

  5. Paula sagt:

    Wieder am Tisch sitzen und den ganzen Tisch voller Lebensmittel anbieten? Im Liegen ist es äußerst unbequem etwas hinunter zu bekommen.

    Eine Babyflasche füllen mit Nahrhaftem? Keine Proteste bitte, von wegen sowas macht man nicht mit einem Erwachsenen, warum nicht, wenn er am Verhungern ist? Frag ihn einfach was er davon halten würde, zuhause sieht das ja keiner, der ihn verspotten könnte.

    Eine Woche mit ihm allein zuhause verbringen, damit der nicht dem Werkstattstress ausgesetzt ist?

    Wenn nichts hilft, bleibt eigentlich nur noch das Krankenhaus, aber erfahrungsgemäß können sie dort nicht sensibel mit so einem speziellen Fall umgehen, Du müsstest zumindest nicht allein die Verantwortung tragen.

    Mehr fällt mir dazu nicht ein, es muss grauenhaft für Dich sein, ihn anzusehen und nackte Angst zu bekommen, und ihm dann auch das Gefühl vermitteln zu müssen, alles sei in Ordnung…

    Und das Familienfest würde ich unter den Umständen auch eher sausen lassen.

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