Behinderung, Kuddelmuddel

schwere Augen

Langsam! Langsam geht der Tag zu Ende. Heute habe ich so viel gelesen und nichts verstanden – jedenfalls nicht das, was ich gelesen habe. Verstanden habe ich nur das, dass ich morgen Wiebke in aller Herrgottsfrühe singen lasse – auch auf die Gefahr hin, dass ich noch ein Bett waschen muss. Carsten schläft sowieso ohne Windeln, da kommt es auf eine Waschmaschinenladung auch nicht mehr drauf an. Ich mutiere zum Hausmütterchen. Meine eigenen kognitiven Fähigkeiten werden nicht gefordert. Fördern – etwas für meinen Geist tun, ist schon lange kein Thema mehr. Wenn es so etwas wie positiven Frust gibt, dann ist es jetzt soweit.

Ich habe mich verloren. Erst in der Krankheit und dann in der Coronakrise. Was blieb mir für eine Wahl? Ich will mich wiederfinden. Will endlich wieder ich sein, nicht nur ausführendes Organ – auch wenn ich alles wirklich gerne mache!

Schwere Augen, jahreszeitlich bedingt, rotumrandete wache Augen blicken mich im Spiegel an. Die Junioren sind soeben in ihre Zimmer verschwunden. Ich werde heute auch nicht mehr alt!

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P. S.: Carstens Blase blutet, Wiebkes Mundschleimhaut ist nicht mehr so schmerzhaft geschwollen und weiß. Ob der Kerle schnellstmöglich einen Termin beim Urologen bekommt, hängt vom Wohlwollen der Praxis ab. Dort sollte Mundnasenschutz getragen werden. Mürbe sein, trifft voll ins Schwarze.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

6 Gedanken zu „schwere Augen“

  1. Verwandlerin sagt:

    Ich wünsche dir sehr, dass du bald wieder mehr du selbst sein kannst!

  2. stephanie jaeckel sagt:

    Nicht wissen, wer man ist oder wo, ist schwer auszuhalten, gehört aber zu den wichtigen Momenten im Leben. Wer immer Kontrolle hat – hm. Lesen und nicht verstehen zum Beispiel ist etwas, was ich immer wieder regelrecht trainiere. Es ist so unendlich frustrierend. Aber es gehört dazu: Grenzen anzuerkennen, immer wieder gegen sie anzurennen, manche einzureißen. Es fühlt sich an wie eine dunkle Zeit, aber zu begreifen, dass wir nicht alles „regeln“ können, gehört zu den großen Einsichten, die uns überhaupt erst zu Menschen machen. Ich drücke Dir auf jeden Fall für alles fest die Daumen!

    1. piri ulbrich sagt:

      Danke! Ich sehe es nicht negativ, es ist nur traurig – aber auch diese Trauer gilt es auszuhalten!

  3. piri ulbrich sagt:

    Urologentermin bis auf weiteres gecancelt! So wird mit der Gesundheit behinderter Menschen gespielt.

  4. christine b sagt:

    das erschreckt mich total, dass carsten keinen urologentermin bekommt.
    das bei einer blutendeen blase!
    „nur so“ (?) oder ist der grund weil er keine maske tragen kann?
    ich überlege, ob woh so ein sondergefertigter plastikgesichtsschutz für ihn möglich wäre?

    1. piri ulbrich sagt:

      Es geht tatsächlich um die Maske, aber auch darum, dass die Blase ja vom Hausarzt angeguckt wurde und ‚keine Notwendigkeit‘ besteht, weil sie ja ansonsten ‚reizfrei‘ sei.

      Alles ist gut. Wenn es ganz schlimm wird, dann bleibt uns das hiesige Krankenhaus …

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