Kuddelmuddel

Es tut mir leid

Heute schicke ich die Junioren wieder in die Werkstatt – es tut mir so leid, aber es geht nicht anders. Es ist Wochenende und ich muss einkaufen. Es macht kein anderer. Wenn wir etwas essen wollen, muss ich los und da sind der Kerle und das Töchting dann doch besser in der Lebenswerkstatt aufgehoben, als dass ich sie mit durch die Läden schleife. Für die Zeit, eines großen Einkaufs, kann ich sie nicht allein zuhause lassen. 

Dabei wollen sie – beide – einkaufen gehen, in die Stadt und da dreht es mir das Herz um – es gibt niemanden, der mitkommt. Diese sehnsuchtsvollen Augen, es ist kaum auszuhalten. Auch einen größeren Spaziergang, den sie sich so sehr wünschen, kann ich nicht alleine bewältigen – sollte ich mir jetzt wünschen, dass es regnet? Nachvollziehen kann das nur jemand, der in einer ähnliche Lage ist. 

Wiebke sitzt viel zu viel und zu lange auf dem Rollstuhl. Ihr Rücken leidet. Welche Schmerzen sie hat, weiß ich nicht. Sie sagt es nicht! Carstens Knie sind geschwollen und dick. Ganz sicher sind diese arthrotisch. Auch er meutert nicht. Ich möchte Ihnen so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie? Sie sind so tapfer…

Dabei sind beide nicht gesund – unabhängig von der Behinderung – sie husten, zum Glück ist das Fieber weg, aber die Bronchien pfeifen. Mit Murren sind sie heute aufgestanden und ungern in die Betreuung der Werkstatt gefahren. Mir bleibt ein schlechtes Gewissen. Aber, ich kann nicht anders.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

9 Gedanken zu „Es tut mir leid“

  1. Frau Lakritz sagt:

    … und wie so oft, wünsche ich mir, ich wäre wieder gesund und wohnte bei euch nebenan. Wir könnten so viel Spaß miteinander haben! Aber, wie meine geliebten Engländer sagen: “If wishes were horses, then beggars would ride.” Gute Besserung, schickt den doofen Husten in die Wüste! <3 Fühlt euch gedrückt!

    1. piri ulbrich sagt:

      Ich kann gar nicht reiten! ✨ 🙂

  2. Frau Lakritz sagt:

    😀 😀 Ich konnte es, vor der blöden Gehirnblutung (sowohl Englisch als auchWestern), und ich vermisse es…und damit verstoße ich gegen meine eigene eiserne Regel: Niemals das Jetzt mit dem Früher vergleichen! Tut nur weh und ist sinnlos. Nuja, gegen das “keine Süßigkeiten bis Ostern” habe ich gestern abend auch verstoßen ;))

  3. Wechselweib sagt:

    Sei nicht zu streng mit dir! Du gibst dein Bestes!

    1. piri ulbrich sagt:

      Es geht nicht darum, dass ich mein Bestes gebe – das tue ich selbstverständlich. Es geht darum, dass niemand da ist, der dabei hilft, ich fast ausschließlich allein gelassen werde, ich keine Hilfe/Helfer finde. So streng bin ich gar nicht.

      1. Elke.blau sagt:

        wenn es bei dir in der Nähe/vor Ort keine Helfer gibt, dann würde ich gucken, ob ich woanders leben könnte also umziehen – vielleicht in Nähe einer größeren Stadt …

        1. piri ulbrich sagt:

          Sorry, für die zynische Antwort: … und da backe ich mir die Helfer, oder? Hier habe ich wenigsten einige! Woanders müssen wir komplett neu anfangen.

  4. christine b sagt:

    ich habe das schon manchmal überlegt. meinst du man könnte bei der kirche und seinen mitgliedern nachfragen, ob jemand einmal im monat freiwillig helfen kommt (z.b. bei ausflügen).
    wenn das 4 leute wären, die sich melden, hättet ihr jede woche einmal jemanden zur begleitung oder als einkaufshilfe oder 2-3 std. zur juniorenunterhaltung, so dass du allein einkaufen kannst.
    ich bin sicher, dass es leute gibt, die so eine aufgabe ab und zu mal übernehmen würden, aber es braucht einen vermittler.
    da dachte ich an die kirche, oder gibt es eine nachbarschaftshilfe wie bei uns?

    1. piri ulbrich sagt:

      Genau das habe ich gemacht und der Pfarrer meint es aussitzen zu können. Wenn ich wieder mehr Zeit habe einen klaren Gedanken zu formulieren, ohne bissig zu werden, werde ich den Pfarrer und den Jugendreferenten noch einmal anschreiben und sogar ansprechen. Momentan ist das nicht klug von mir – da verscherze ich mir eher was. Aus der Werkstatt, die Nachricht vorhin, klang nicht gut: Nächstes Mal lassen Sie doch bitte ihre Kinder sich auskurieren!

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