Kuddelmuddel

ernüchtert und erinnerungslos

Was mich am meisten nervt, ist, dass ich keine konkreten Erinnerungen an die Zeit der stärksten Krisis habe. Als ich die schwere Lungenentzündung, mit Nieren-, Leber- und anderen Versagen hatte. Medizinisch gesehen! Ich kann mich nur erinnern, dass ich oft angeschrien wurde, ich solle doch kooperierer sein. Das wollte ich sicherlich, denn sterben wollte ich nie. Dabei war ich in manchen Minuten näher am Tod, als im Leben. Eine Nierenpunktion ging ja auch gehörig daneben. Ein Bluterguss von 17cm Durchmesser an der linken Niere ist bestimmt nicht von schlechten Eltern. Dazu kam die Punktion der Lunge auf derselben Seite und der große Blutverlust. Die ersten Dialysen habe ich bewusst nicht mitbekommen, war aber aber wohl sehr unruhig während der Blutwäsche und es war im Gespräch mich zu fixieren. Ich war aufgeschwemmt mit Flüssigkeit – jetzt habe ich fast 12kg abgenommen. Ich bin dünn geworden, habe nichts zuzusetzen. Während ich so schlecht dran war, konnte ich nicht essen. Ein Bissen und ich war erschöpft. Wenn die Leber nicht ausscheidet, dann vergiftest du innerlich. Wenn die Nieren nicht arbeiten, kannst du verblöden – das Gehirn  spielt dir Streiche, die du für bahre Münze nimmst. Mich haben Ameisen aufgefressen! Und nebenbei wurde mir Blut abgenommen, Blutersatzstoff zugeführt und wahrscheinlich auch ganz viel gebetet. Was ich alles an Infusionen bekommen habe – irgendein Instrument piepte immer – möchte ich gar nicht wissen. Zeitweise konnte ich mich nicht bewegen, weil mehrere Leitungen in mich hineinführten. 

Cyborg – am Hals ragten drei Schläuche aus mir heraus. Shaldon Katheter und links und rechts Braunülen. Mein kompletter Körper voller Urtikaria, weil ich das Antibiotikum nicht vertragen habe und dieses Jucken, sogar unter den Fußsohlen ist schmerzhaft. Ich konnte es nicht sagen, weil ich nicht sprechen konnte…

Ich mag mich nicht erinnern wollen, es strengt mich an. Viel zu ausgepowert bin ich immer noch. Mir sacken meine Füße weg, wenn ich aus dem Bett steigen will. Ich schlafe viel – jetzt auch wieder …

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

9 Gedanken zu „ernüchtert und erinnerungslos“

  1. Paula sagt:

    Du warst nicht bei vollem Bewusstsein. Kann ich mir vorstellen, dass es sich merkwürdig anfühlt, keine Kontrolle mehr über sich gehabt zu haben. Aber, so what? Das Jetzt zählt!

  2. Sammelmappe sagt:

    Das muss so schlimm für Dich gewesen sein!

  3. gerda kazakou sagt:

    ein Horrortripp! Gut dass du nun schlafen kannst un langsam wieder zu dir kommst..

  4. Rabenzahn sagt:

    Das sind Erfahrungen, die ich nicht bei vollem Bewusstsein machen möchte. Es klingt nach einem Riesenerfolg, dass Du wieder daheim bist.

  5. kat. sagt:

    Dieses anschreien was du schilderst, kenne ich. Es ist oft dem Streß der pflegenden geschuldet, und auch deren Angst, dass der Patient nicht „weg bleibt.“ sprich über das was du erlebt hast, das verringert den Schmerz. Wenn du kannst. Alles gute für dich!

  6. Barbara sagt:

    Unglaublich, was Du durchgemacht hast…. gute Besserung und schönere Träume wünsche ich dir.

  7. freiedenkerin sagt:

    Vielleicht ist es besser, dass du dich nicht so genau erinnern kannst. Das gehört zu den menschlichen Schutzmechanismen…
    Alles Gute und Liebe!

  8. Gerel Calow-D. sagt:

    Finde ich auch gut, dass du dich gar nicht so genau erinnern kannst!
    Und jetzt viel schlafen, dem Körper zutrauen, dass er vieles gut machen kann im Schlaf. Das wünsche ich dir.

  9. Verwandlerin sagt:

    Liebe Piri, wie gut, dass du alles überstanden hast, ich war, unsere Bloggergemeinde war doch in Sorge!

    Liebe Grüße und weiterhin gute Erholung
    Wechselweib Marion

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