Kuddelmuddel

Entschuldigung | Kuddelmuddelgedanken

Entschuldigen kann ich mich selber nicht, das muss schon jemand anderes tun. Ich kann darum bitten und hoffen, dass mir mein Gegenüber mein Verhalten nicht übelnimmt.  | Wortklaubereien! Ich bin kein Meister in Spitzfindigkeiten, bin aber in einer Familie aufgewachsen, in der die Mitglieder Sophistereien bis zur Weißglut des anderen betrieben haben. Einer meiner Brüder hat grundsätzlich alles wortwörtlich genommen – auch dann, wenn er es anders hätte verstehen können und auch getan hat. Ich selbst bemühe mich, den Hintergrundgedanken mancher Wortspielereien zu verstehen, oft gebrauche ich selbst welche.

Dies zur Vorrede. Eigentlich geht es darum, warum ich mich immer und immer wieder entschuldige. Es wurde mir eingebläut. Inzwischen ist es für mich zum Automatismus geworden. Gerade weil ich vieles, wie mein Bruder (ja, eigentlich besteht der Großteil meiner Herkunftsfamilie aus Asperger-Autisten), weil ich viel wörtlich nehme, was andere als Metapher angesehen haben. So kommen Missverständnisse auf. Wenn ich dann auch noch knapp antworte, was viele als schroff ansehen, dann scheint es, dass mein Gesprächspartner und ich nicht nur aneinander vorbeireden, sondern gar auf verschiedenen Planeten leben.  So wurde mir beigebracht: Entschuldige dich für deine Handlungen und Reden, es könnte missverständlich, undurchsichtig, unübersichtlich suspekt sein – da ist es im Vorfeld gut, wenn du gleich erklärst, dass das der Fall sein kann. | Habt ihr das verstanden? Habe ich mich zu verschroben ausgedrückt?

Mein Entschuldigen ist auch Verunsicherung. Ich möchte niemanden zu nahetreten oder beleidigen – ehe ich das tue, diskreditiere ich mich lieber selbst. Sicher, ich beleidige auch und schließe aus, bin unhöflich und gemein – und jetzt greift die Erziehung meiner Eltern; Entschuldige dich im Vorfeld […)

Das ist ein Kuddelmuddelgedankenspiel – ein Gedanke, ein Kuddelmuddel von vielen, die tagtäglich durch mein Hirn rasen.

Veröffentlicht von piri

✨ In Momenten, in denen ich an mir und meiner Arbeit zweifle und meine, nichts Gutes auf die Reihe zu bekommen, denke ich manchmal daran, mir kurz das, was ich schon geschafft habe, anzuschauen. Dann geht's wieder. ✨ Hier gibt es die Möglichkeit etwas in den, wenn auch nur virtuellen Hut zu werfen. Herzlichen Dank!

7 Gedanken zu „Entschuldigung | Kuddelmuddelgedanken“

  1. B sagt:

    Und ich kann nur für mich reden. Ich fühle mich selten durch Deine Antworten beleidigt. Und meinerseits gibt es keinen Grund dafür, dass Du Dich entschuldigen müsstest.
    Ich kommentiere nur inzwischen seltener, weil es oft schwierig ist.
    Ich tendiere zu (ungewollten) Ratschlägen. Mitgefühl habe ich jede Menge, es auszudrücken fällt mir auch schwer. Außerdem sagtest Du neulich einmal, dass mancher Kommentar Dir erscheint, als wäre er nur des Kommentieren willens da. Dadurch wurde meine eigene Zensur noch schärfer.

    1. piri ulbrich sagt:

      Okay, ich danke dir für diesen Kommentar – hat er mich ein bisschen aufgeweckt. Das mit dem kommentieren um des Kommentierens willen ist bestimmt ein Stolperstein. Ich lege viele Stolpersteine aus!

  2. Paula sagt:

    Wenn jemand sich schon vorab entschuldigt oder sich dauernd hinterher für irgendwas entschuldigen muss, geht mir das eher auf die Nerven, als dass ich das erwarten würde. Wenn jemand Dir zu verstehen gibt, dass er sauer ist, kannst Du immer noch überlegen, ob Du Dich entschuldigen möchtest.

    Sonst lass es doch lieber. Es wurde Dir „eingebläut“, wie Du schon sagtest, und ist überflüssig!

    1. piri ulbrich sagt:

      Es ist absolut überflüssig. Zum Teil habe ich es mir ja auch schon abgewöhnt und ich bin, weiß Gott, auch kein Duckmäuser und sage meine Meinung. Doch die Entschuldigung kommt trotzdem. Blöd!

  3. Reiner sagt:

    Wenn ich hier lese, fühle ich oft sehr hilflos. Spüre deiner Verzweiflung nach und denke, dass ich rein nichts dazu beitragen kann, dass es dir/euch besser geht. Darum schweige ich meist – bitte verstehe mein Schweigen nicht als Desinteresse. Um Entschuldigung bitten musst du, glaube ich, hier niemanden. Auch ich weiß aber, wie sehr alter, früh erlernter Scheiß an uns klebt.

    1. piri ulbrich sagt:

      Oh, das tut mir leid, dass du dich hilflos fühlst. Es ist nicht meine Absicht, irgendjemanden – egal wen – zu verunsichern. Das bin ich schon selbst. Kommentare zu schreiben ist keine Pflicht, ich freue mich nur drüber. Das gibt mir ein Gefühl. Oder ist beachtet zu werden gar kein Gefühl? Meinetwegen darf jeder schweigen. Die meisten Leserinnen schweigen und lesen nur …

      1. Paula sagt:

        Ja, beachtet zu werden ist ein schönes Gefühl. Macht einen sicher.

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