Ich wusste sofort wo es war, das Seidentuch, das mir meine liebste Freundin gemalt hat. Es war nie weg, nur weggesteckt. In der mittleren Schublade im Zimmer, wo, wenn wir Gäste haben, diese schlafen!
Warum ich schon so lange dieses Tuch verleugnet habe? Weil es weh tut an Monika zu denken. Sie ist nicht mehr da. Sie ist schon 20 Jahre nicht mehr da. Es war eine Freundin, die mich nicht umkrempeln wollte, die meine Offenheit schätzte und mich tatsächlich auch verteidigte. Sie war. Sie war einfach. Hat einfach die Menschen so gesehen, wie sie gesehen werden wollten. Oh ja, sie hat mir die Meinung gesagt, hat mich zurechtgewiesen und wir haben uns gestritten. Wir haben gelacht und geweint, uns wochenlang nicht gesehen und dann war, wenn wir wieder zusammengekommen sind, alles wie gestern.
Meine Freundin Monika bekam die Diagnose Magenkrebs (mit Mitte 40) kurz nach unserem Ski-Winter-Schnee-Urlaub Ende Januar. Ostern war sie tot. Sie war es, die uns allen Mut gemacht hat weiterzuleben! Ich vermisse sie sehr. Gerade jetzt hätte ich sie gerne an meiner Seite. Ihre Tatkraft. Ihren Mut. Ihr Urvertrauen, dass alles gut wird.
Vielleicht hätte ich in den Jahren sogar erreicht, dass sie sich ein bisschen modischer kleidet – irgendwie sah sie manchmal schon aus wie eine Trutsche. Aber das war nur äußerlich. So wie sie, war keine weitere. Ob sie es gut hat, da wo sie jetzt ist?
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Magrit hat mich an sie mit ihrem Buchtipp erinnert. Ich werde heute das Seidentuch tragen – auch wenn es mir überhaupt nicht steht.
18. Mai 2025 08:58 — 8:58
Man spürt, dass die Freundschaft noch immer tief ist – mit all ihren Ecken und Kanten, die sie so einzigartig gemacht haben. Das Seidentuch wird zum Symbol für alles, was bleibt, auch wenn deine Freundin nicht mehr da ist. Ein Vermissen auf der schönsten Ebene. Ihre Kraft und Echtheit leben in dir weiter.
18. Mai 2025 09:50 — 9:50
Ja, es gibt sie, die Menschen, die man immer wieder schmerzlich vermisst.
Zwei meiner besten Freundinnen von früher gehören auch dazu.
Aber die Verbundenheit (mit oder ohne Seidentuch) bleibt bestehen.
Einen lieben Gruss in den Sonntag,
Brigitte
18. Mai 2025 10:43 — 10:43
Sie lebt in ewiger Seligkeit, denke ich, und meine Moni auch!
18. Mai 2025 20:19 — 20:19
Ach piri, es tut mir sehr leid um diese von dir so liebevoll und wunderbar beschriebene Freundin.
„Inzwischen habe ich begriffen, es grenzt an ein Wunder, wenn man geliebte Menschen um sich hat und sie nicht zu früh verliert.“
(Kristine Bilkau, Halbinsel)
20. Mai 2025 10:17 — 10:17
Liebe piri,
weißt du, ich glaube, ich kann nachempfinden, wie es dir gerade geht. Dieses plötzliche Gefühl, wenn die Erinnerung kommt – ganz leise, fast wie ein Windhauch – und doch so stark, dass einem für einen Moment der Atem stockt.
Man denkt, man hätte gelernt, damit zu leben. Und dann reicht ein winziges Detail: ein Duft, ein Lied, ein Satz…ein Seidentuch – und alles ist wieder da. Nicht nur die Bilder im Kopf, sondern dieses tiefe Ziehen im Herzen. Dieses Vermissen, das nicht laut ist, aber hartnäckig. Das bleibt.
Ich glaube, es hört nie ganz auf. Es verändert sich. Wird leiser, aber auch tiefer. Wie ein Raum in einem selbst, der leer bleibt – aber trotzdem warm.
Ich wollte dir das einfach sagen, weil ich weiß, wie schwer solche Momente sind. Und dass du nicht allein damit bist.
Fühl dich umarmt!
Herzlichst
Anne